Kapitel 5. Mit der Zeit gehen

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( 41  Jahr des Erhabenen Zeitalters bis 41 Jahr des Drachen Zeitalters)

Rückblick Ende!

Frei, das war alles, was ich fühlte, wenn ich mich wie so oft, über den Wolken befand. Ich spürte den Wind sich nicht gegen, sondern mit mir bewegen. Wie mich jeder meiner Flügelschläge schneller machte und wie ich durch die Wolken glitt, als wäre er seid Anbeginn der Zeit meine ständigen Begleiter gewesen. Die erste Zeit hatte ich von diesem Gefühl nicht genug kriegen können. Das Gefühl, den Sternen so nahe kommen zu können wie keiner zuvor, einen Blitz bereits sehen und spüren zu können, bevor er hinunter zur Erde rast und jeden Sonnen Auf und Untergang vor den eigenen Augen so klar sehen zu können, und das, obwohl er doch von weiter unten von dichten Wolken verhüllt war und man ihn nur ein trübes Licht erhaschen konnte. Ich hatte es mit mittlerweile zur Aufgabe gemacht, jeden Morgen vor Sonnenaufgang über die Wolken zu fliegen und zu warten bis mich ihre Strahlen begrüßten, als wäre ich ihr liebster Geselle auf dieser Welt. Oft hatte ich dabei das Gefühl, das ich der Einzige war, der die Möglichkeit hatte, den Beginn eines Tages so aufnehmen zu können.

Es war viel Zeit vergangen, seitdem ich herausgefunden hatte, wer ich wirklich war. Viel Zeit, in der ich lernte und erlebte, was es hieß ein Drachenblut zu sein. Vieles hatte sich verändert und einiges auch nicht. Ich selber war gewachsen und konnte stolz behaupten, dass ich sogar einige Qunari überragte, wenn auch nicht um viel. Meine Sinne waren schärfer denn je, dank meines beinahe täglichem Trainings und mein Körper ließ sich, soweit ich das beurteilen konnte, durchaus sehen, waren doch besonders die Muskeln an meinem gesamten Körper von besonderer Anschaulichkeit und der goldbraune Ton meiner Haut schien dies nur noch mehr unterstützen zu wollen. Meine Haare, die ebenfalls von einem verführerischen Goldton waren, umspielten wild wie Flammen meine ebenfalls goldenen Hörner, die mittlerweile zu einer beachtlichen Größe herangewachsen waren. Meine türkis-blauen Augen, dessen Pupillen die Eigenschaften hatten, sich in Gefahrensituationen gerne zu schlitzen zu formen, unterstützen das Gesamtpaket ungemein.

Wer mein stattliches Alter von über vierhundert Jahren aber kannte, konnte natürlich sehen, das etwas sich mit der Zeit nicht großartig verändert hatte. Ich sah aus wie ein junger Mann in seinen Mittzwanzigern und das schon sehr lange. Die Verwandlung von meiner doch mehr menschlicheren Seite in einen Drachen machte mir mittlerweile keine Probleme mehr und dauerte nur wenige Sekunden in denen mich blaue Flammen umhüllten und mich zum Glück keine Schmerzen mehr heimsuchten. Das warme Gefühl und das plötzliche Verändern meines Körpers während einer Wandlung war für mich bereits ein Routinegefühl und forderte keinerlei Anstrengungen mehr, wie es bei meiner ersten war. Wenn ich daran zurückdachte, wie es zu meiner Verwandlung kam, konnte ich nicht anders als zu lächeln, waren diese Erinnerungen und Erfahrungen für mich doch die Wende meines Lebens gewesen.

Ich erinnerte mich an den Drachen, der mir dieses Schicksal gegeben hatte und dessen Worte, die mir noch heute viel bedeuteten. Nachdem ich mich das erste Mal gewandelt hatte und gleich zu meinem ersten Flug in den Himmel gestiegen war, war er dort unten stolz gestorben...stolz jemandem wie mir begegnet zu sein, jemandem wie mir den Schubs gegeben zu haben, den ich brauchte, um das zu werden, was ich heute bin. Ich hatte ihm nicht noch einmal in die Augen sehen können, als meine menschliche Form wieder zum Vorschein gekommen war. Ich hatte ihm nicht noch einmal gedankt. Alles, was ich noch hatte tun können, war ihm die letzte Ehre zu erweisen und seinen Körper zu verbrennen, sodass ihn der noch damals wütende Sturm hinfort tragen konnte, in das Land, wo er wirklich hätte dahinscheiden wollen. Daran zurückdenkend hätte ich ihn damals wirklich gerne nach seinem Namen gefragt, einfach, damit es diese Erinnerungen noch fester mit meinem verknüpft hätte.

In den vielen Jahren, die vergangen waren, hatte ich Teile von der Welt gesehen, wie ich es nie zu träumen gewagt hatte. Berge, die in den Himmel ragten, Meere, die sich ins schier unendliche streckten, Höhlen, die tief unter der Erde vielen Kreaturen Schutz baten, weite Ebenen von Sand, die so wirkten, als würden sie alles andere einfach verschlucken, Flüsse und Seen, die sich durch viele Länder hinweg ihren Weg bahnten, Wiesen so farbenfroh, als hätte jede bekannte Pflanze sich entschlossen genau dort zu wachsen und Wälder, die eine solche Artenvielfalt beinhalteten, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Ich hatte einfach alles sehen wollen und jeden Winkel erkundet, als wäre es mein letzter Tag gewesen. Alte, lang vergessene Ruinen wurden von mir wieder gefunden und erforscht in der Hoffnung, dass sie mir alles erzählten und zeigten, was sie gesehen hatten. Uralte Schriften, Artefakte, Bücher und andere Schätze waren vor meiner Neugierde und meinem Wissensdurst nie sicher gewesen und alles, was ich fand, nahm ich mit mir, um mir mein eigenes kleines Paradies zu bauen...Nein, ehrlich gesagt wollte ich nichts davon mehr hergeben, da ich mich wirklich unglaublich wohl dabei fühlte, das alles zu besitzen und es mir bei Gelegenheit immer mal wieder anzusehen. Ich musste wohl oder übel zu geben, dass dieser Drang, Kostbarkeiten zu horten, mich wohl wirklich nie verlassen würde.

Der eiserne Drachen (German) (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt