Kapitel 75. Eine andere Perspektive

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Kühler Wind schlug mir ins Gesicht, während ich und Freya dem Boden immer näher kamen, wie sie mir lauthals mitteilte mit einer Stimme, die klang, als wollte sie nichts anderes als wieder Boden unter den Füßen allerdings meinte sie damit wohl nicht ein Zusammentreffen unserer Körper mit dem Boden, was ich gut verstehen konnte und was ich auch nicht vorhatte. Mein Griff um sie herum war fest, aber im Gegensatz zu ihrem wohl eher nur eine Streicheleinheit. Ihre Finger waren in meinen Ricken gekrallt und ihre Arme lagen so fest um meinen Nacken, dass jeder andere wohl gewisse Schmerzen gehabt hätte. Die Augen hatte sie zugeknifften womöglich wegen der kühlen Luft, aber wahrscheinlich eher, weil sie nicht sehen wollte, wie wir dem Boden immer näher kamen. Ich konnte ihr Herz rasen hören und auf der einen Seite tat es mir leid, das ich ihr im Moment nicht mit dieser Angst helfen konnte.

Ich hatte nicht viel Zeit, mich sonderlich auf sie zu konzentrieren, auch wenn ich das gerne getan hätte, denn der Boden war mittlerweile in unmittelbarer Nähe und darauf musste ich meine Aufmerksamkeit lenken. Kurz davor öffnete ich meine Flügel und sorgte mit einem kräftigen Schlag dafür, dass ich genau so schnell wieder nach oben kam, wie wir gefallen waren. Ich genoss es, wieder durch den Himmel zu gleiten, auch wenn ich dabei nicht vergessen durfte, dass ich eine Elfe mit mir durch die Gegend trug. Wir waren knapp über der Himmelsfeste, als Freya langsam ihren Kopf aus dem Platz zwischen meinen Wangen und meinen Schultern nahm, um auch mal einen Blick zu riskieren. Erst drehte sie ihren Kopf schnell wieder weg, aber nachdem ich einige Sekunden ruhig oben in der Luft blieb, streckte sie ihren Kopf erneut nach vorn.

"Das ist wirklich sehr hoch aber...irgendwie ist es auch sehr schön". Sie sah raus auf die Berge, die uns gar nicht mehr so fern waren und in ihren Augen konnte ich ein gewisses Funkeln sehen, wie bei denen eines kleinen Kindes. Ich wartete einen kleinen Moment, in dem sie sich einigermaßen an ihren neuen Blickwinkel gewöhnte, aber dann flog ich weiter. Ich nahm den Weg über die Berge und flog dabei so nah an die Felsen heran, dass Freya den Schnee in der Sonne glitzern sehen konnte. Weiter ging es nach unten zu einem der vielen kleinen vereisten Flüsse, bei denen Freya erkennen konnte, wie das Wasser darunter noch immer in ständiger Bewegung war. Auf dem Weg wieder nach oben sorgte ich mit einem gewissen Schwung dafür, dass einige der Schneemassen aufgewirbelt wurden, sodass Freya und ich von einigen glitzernden Flocken erwischt wurden.

Ich hörte sie kichern und konnte amüsiert beobachten, wie sie sich einige Flocken aus dem Gesicht strich, während ich nur wenige Zentimeter von einer Felswand entfernt steil nach oben flog. Oben auf einem der großen Eisberge angekommen, der etwas weiter von der Himmelsfeste entfernt lag, landete ich mit ihr, behielt allerdings noch einen Arm locker um ihre Talje, da es doch recht steil wieder nach unten ging und ich nicht wollte, dass sie mir plötzlich davon rutschte. Auch die behielt lieber einen Arm, um den meinen geklammert was sicherlich, wenn man es sich genauer ansah, bestimmt reizend wirkte. Nachdem sie einen mehr oder weniger festen Stand hatte, wenn man bedachte das Freyas Beine noch immer so weich wie Pudding waren, blickte sie hinaus auf die weiten Berge, während sie einmal tief durchatmete.

"Ich hatte schon gedacht, die Luft von meinem Balkon aus währe frisch, aber das hier ist so viel besser, wenn auch um einiges Kälter". Sie drückte sich ein wenig mehr an meinen Arm, was aber nicht daran lag, dass sie körperliche Nähe wollte, sondern viel mehr daran, dass ich meine Körpertemperatur selber regulieren konnte und deswegen im Moment durchaus warm war.

"Von hier aus kann man bis in die Hinterlanden sehen mir war gar nicht bewusst, wie nahe sie bei und liegen, aber dort sehe ich bereits das grün der Nadelbäume". Ich sah zu Freya und sie selber wirkte wie ein Kind, was gerade einen riesigen Berg von Geschenken gesehen hatte und das freute mich.

"Ich denke mir wird gerade erst richtig bewusst, wie weit ihr schon da draußen gewesen sein müsst. In all diesen Ländern und Orten. Wie viel ihr schon gesehen haben müsst, das kann man wohl alles kaum mit dem Leben vergleichen, was ich oder andere führen. So viele Eindrücke bekommen nicht viele, ihr könnt euch glücklich schätzen". Ich sah in die Richtung, in die ihr Blick glitt und konnte dabei nur ahnen, an was sie im Moment dachte.

Der eiserne Drachen (German) (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt