Kapitel 10. Der Riss im Schleier

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"Unbeholfen ... ?". Ich wiederholte ihre Worte, allerdings klangen sie bei mir viel eher wie eine Hinterfragung, denn ich glaubte ihr nicht. Es war ja auch nicht gerade so, das sie versuchte sie wie die Wahrheit klingen zu lassen, was mich irritierte. Ich konnte deutlich spüren, dass es einen gewissen Gedanken hinter ihren Worten gab, auch wenn ich noch nicht wusste welcher. Sie schenkte mir nur ein Lächeln und nickte. 

"In der Tat, es ist hoffnungslos und genau deswegen brauchen wir auch jemanden, der sich in dieser Gegend hier auskennt und uns unterstützen kann, wenn wir hier auf Gegner treffen. Das Lager von Fairbanks wäre dann unser erstes Ziel". Sie stellte sich mir an die Seite deutlich bereit zum Aufbrechen und schien nur darauf zu warten, was ich als Nächstes tun würde. In einer Hinsicht war ich deutlich verwirrt, ich hatte nicht die geringste Ahnung, was in ihrem Kopf vor sich ging und zu welchem Ergebnis sie letztendlich kommen wollte, aber ich hatte im Gefühl, das sie sich nicht davon abbringen lassen würde. Auf der anderen Seite war ich neugierig und auf eine gewisse Art und Weise auch gespannt auf das, was passieren würde und das, was sie vorhatte. Ein Teil in mir wollte es herausfinden und deswegen hielt ich es für die richtige Entscheidung erstmal mitzuspielen und ihr das zu geben, was sie offensichtlich wollte. Das ich sie begleitete.

"Hm ... gut, wenn ihr meine Hilfe wirklich braucht, dann werde ich sie euch nicht verwehren". Ich machte etwas Platz für die anderen der Gruppe und deutete mit einer knappen Bewegung an, mir zu folgen. Die Gruppe setzte sich augenblicklich in Bewegung, der Inquisitor dabei direkt neben mir. Hinter uns hielten sich die anderen etwas zurück, vermutlich weil sie es gewohnt waren eine folgende Haltung einzunehmen, hinter dem Inquisitor. Ich konnte die stechenden Blicke der Kriegerin hinter mir deutlich spüren, sie traute mir nicht und blieb wachsam, was ich durchaus verstehen konnte. Nicht jeder, der einen Fremden im Wald traf, würde ihn darum bitten, sich als Begleitperson kund zu tun, ohne dabei auch nur das geringste über diese Person zu wissen, aber mir war von Anfang an aufgefallen, das der Inquisitor nicht so wirkte wie die meisten, ob sich das nun als etwas Gutes oder Schlechtes herausstellen würde, das würde sich mit der Zeit wohl zeigen.

Der Zwerg hinter mir wirkte recht entspannt und mit der ganzen Situation zufrieden. Natürlich bemerkte ich, dass auch er sich nicht ganz wohlfühlte, was aber eher an der Gesamtsituation zwischen Magiern, Templern und der Bresche am Himmel lag. Er folgte uns mit einer Bequemlichkeit, wie ich sie beinahe schon beeindruckend fand und selber merkte ich, wie meine Haltung sich selber etwas entspannte. Ich hatte das Gefühl, das dieser Zwerg und ich uns gut verstehen würden, auch wenn ich mich anstrengen musste, ihn nicht zu übersehen oder aus Versehen über ihn zu stolpern.

Der Qunari war nach wie vor wachsam und sah so aus, als wäre er jederzeit bereit sich vor den Inquisitor zu schmeißen, wenn es die Situation fordern würde. Auch er wirkte mit der Lage ganz zufrieden, dass ich sie begleitete, wenn nicht sogar mehr als das. Er ging in einem gerade noch so respektvollen Abstand hinter mir und mir entging es nicht, das er mit seinem Blick dabei gerne Mal zu meinem Hinterteil wanderte und dort verharrte, aber das störte mich nicht im Geringsten.

"Mein Name ist Freya und das sind Lady Cassandra Penthagast, Varric Tethras und der Eiserne Bulle". Sie deutete nach und nach zu den folgenden Leuten, um sie mir vorzustellen, auch wenn ich bereits wusste, wer alles bei der Inquisition eine recht wichtige Rolle einnahm, aber ich hatte nichts dagegen, das sie wollte, das ich ihre Gefährten etwas kennenlernte.

"Und wie ist euer Name? ".  Ich zögerte einen Moment, bevor ich mich jedoch entschied ihr zu antworten.

"Orion". Ich hatte den Namen, den mir meine Eltern gegeben hatten, abgelegt, als sich an diesem einen stürmischen Tag mein Leben komplett änderte. Ich hatte mein altes Leben in die hintersten Ecken meiner Erinnerungen verbannt und ließ sie nie zu mir durchdringen. Ich war stolz auf der, der ich war und ich war stolz auf den Namen, der mir mit meiner neuen Existenz gegeben wurde. Sie wiederholte meinen Namen und nickte dann mit einem Lächeln, was man nur mit dem eines Kindes vergleichen konnte, welches einen Korb voller Süßspeisen vorgesetzt bekommen hatte. Ich fragte mich, wie sehr man sich darüber freuen konnte, dass man nur den Namen einer Person bekommen hatte.

Der eiserne Drachen (German) (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt