07: Traum oder Wirklichkeit?

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Jimin war auf einer abgelegenen Wiese gelandet, wenige Kilometer entfernt von einer ziemlich großen Stadt. Der sternenverhangene Himmel über ihm glitzerte und funkelte, ließ ihn für einen Moment vergessen, in welcher Situation er sich gerade befand. Er hatte keine Ahnung, ob es an der Reise durch das Portal lag, nur er fühlte sich irgendwie...anders.

Irgendwie leichter. Erlöst von allen Sorgen, die ihn je gekümmert hatten...er fühlte sich frei.

Er war zu allem fähig, konnte sogar die Sterne berühren, wenn er nah genug war...

Die Farben kamen zurück, er versank in ihnen, sie verschlangen ihn. Er wurde eins mit dem Universum aus buntem, grellen Licht und wollte am liebsten gar nicht mehr weg...

Nichts war mehr wichtig, nur er und sein kleines, buntes Universum...sollte ihn doch der Teufel holen...

Und zum zweiten Mal in dieser Nacht verlor Park Jimin das Bewusstsein.

Suga fröstelte ein wenig in der rauen Nachtluft und ließ den Strahl der Taschenlampe durch die unergründliche Dunkelheit schweifen. Die Sternschnuppe musste hier ganz in der Nähe abgestürzt sein, er spürte es - oder es war vielmehr sein Herz, was unruhig gegen seinen Brustkorb hämmerte.

Mutig lief Suga weiter und erreichte schließlich eine kleine Lichtung, ganz in der Nähe seines Zuhauses. Das Gras dort war ganz feucht und auch etwas warm, als wäre gerade ein Feuer entfacht worden...

Plötzlich überkam den Jungen ein seltsames Gefühl. Reflexartig fasste er sich an den Hals, wo das Amulett hing, was er neulich von Namjoon bekommen hatte. Angeblich sollte es ihn warnen, wenn eine Hexe in der Nähe war und böse Zauber gegen ihn anwenden wollte, um sich rechtzeitig davor zu schützen.

Suga hatte es mit einem Achselzucken angenommen und sich damit abgefunden, dass das Teil nicht funktionierte - warum sollte es auch?

Sein Gewissen machte jedoch in diesem Moment einen Rückzieher.

Es gab keine Hexen, hatte es seit dem Mittelalter nicht mehr gegeben - also warum pochte der Stein nun im Takt seines Herzens?

Irgendetwas war hier gewaltig faul...

Er war so in Gedanken, dass er beinahe über etwas gestolpert wäre, was dort im plattgedrückten Gras lag. Suga schluckte und richtete die Taschenlampe auf den reglosen Körper zu seinen Füßen.

Das Gesicht des Jungen war ganz blass und seine blonden kurzen Haare waren unnatürlich zerzaust, als wäre er in einen heftigen Sturm geraten. Er trug ein zerfranstes Strickhemd und ein paar verwaschene Jeans, an seinen nackten Füße klebte Erde.

Suga war sich ziemlich sicher, dass er diesen Jungen hier noch nie zuvor gesehen hatte - und doch war da etwas an ihm, was ihm seltsam bekannt vorkam.

Wie dem auch sei, er konnte ihn nicht einfach hier liegen und erfrieren lassen. Was auch immer mit ihm passiert war, er musste sich erstmal erholen.

Gerade wollte Suga zum Haus zurück kehren, da bemerkte er aus dem Augenwinkel einen äußerst merkwürdigen Gegenstand. Eigentlich war es nicht ganz so merkwürdig, da er diesen Gegenstand schon oft gesehen hatte - nur irgendwie war es ziemlich seltsam.

Er setzte den Jungen vorsichtig wieder ins Gras und fiel auf die Knie, um den Gegenstand näher zu betrachten. Und sein Herz pochte nur noch mehr.

Es war ein Besen.

Genau die Art von Besen, die eine richtige Hexe zum Fliegen benutzte.

Das konnte nicht wahr sein...oder doch?

Suga schüttelte nur den Kopf, so etwas gab es einfach nicht. Hexen existierten nicht und wenn, dann hätte man sie schon längst ans Messer geliefert - wenigstens hätte sich sein Dad um die Sache gekümmert.

Dieser Junge war ein ganz normaler Mensch, nichts weiter. Es konnte tausend logische Erklärungen dafür geben, wieso man ihn hier gefunden hatte.

Er hatte das Bewusstsein verloren, möglicherweise auch sein Gedächtnis. Vielleicht waren Auftragskiller hinter ihm her, da er geheime Akten der Regierung gestohlen hatte.

So musste es sein.

Aber Suga. Wie erklärst du dir dann, dass er wie eine Sternschnuppe vom Himmel gefallen ist? Und warum liegt in seiner Nähe ein waschechter Flugbesen? Das kann kein Zufall sein, mein Lieber...

Es gab keine Zufälle. Nicht hier, nicht bei ihm. Das hier war die Realität, nicht irgendein bescheuerter Film. Er halluzinierte nur, nichts weiter.

Und doch wurde Suga das Gefühl nicht los, während er mit dem Jungen in den Armen zum Haus zurück kehrte und ihn in seinem Zimmer auf das weiche Sofa hievte.

Wenig später schlief er endlich ein und nichts konnte ihn für den Rest dieser Nacht aufwecken.




Witch Hunt || Yoonmin ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt