67: Es regnet Frösche!

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Mitten im sterbenslangweiligen Geschichtsunterricht von Mrs. Yang klatschte plötzlich etwas gegen die Fensterscheibe.

Suga fuhr abrupt aus seinem kleinen Nickerchen hoch, seine Augen huschten hin und her.

Nun hatte es auch der Rest seiner Klasse bemerkt und die Schüler sahen neugierig nach draußen - im selben Moment rief jemand von hinten:

"Krass. Es regnet Frösche!"

Jungkook und Hoseok runzelten die Stirn, schoben dann aber ihre Stühle zurück und liefen zum Fenster.

Ihre Mitschüler drängten sich bereits an der Scheibe, drückten sich vor Staunen ihre Nasen platt.

Niemand achtete mehr auf Mrs. Yang und ihre versteckten Drohungen, dass sie an jeden, der das für einen gewaltigen Scherz hielt, eine glatte Sechs verteilen würde.

Sie wäre ja nicht im Zirkus.

Suga wollte sich selbst überzeugen und lief schnurstracks nach draußen auf den Schulhof, dort bot sich ihm ein Bild der wahren Extraklasse:

Es regnete wirklich Frösche!

Und zwar aus Eimern.

Die kleinen Hüpfer fielen einfach so vom Himmel und landeten auf den gerade frisch gestrichenen Bänken am Eingang, auf den Köpfen einiger sogleich wild kreischender Mädchen und in den Kronen der umstehenden Bäume.

Innerhalb von Sekunden war das ganze Gelände von den quakenden, giftgrünen Tierchen übersät, die wohl ihren Spaß zu haben schienen und in allen möglichen Ecken herum krabbelten.

Jetzt kamen die anderen aus seiner Klasse hinaus gelaufen, sprangen johlend umher und versuchten, die Frösche zu fangen.

Mrs. Yang trat als Letztes auf den Hof, rückte wütend ihre Brille zurecht:

"Jetzt reicht es. Ihr kommt sofort wieder rein oder - "

Die Worte blieben ihr im Hals stecken, als ein besonders großer und glitschiger Frosch ihr direkt ins gepuderte Gesicht klatschte.

Die Lehrerin schrie entsetzt auf, griff sich theatralisch an die Brust und fiel in Ohnmacht.

Eine Weile wurde es ganz still und alle Schüler versammelten sich um Mrs. Yang, tuschelten miteinander.

Irgendwann reckte einer, der ganz vorne stand, die Faust in die Luft und schrie:

"FREISTUNDE!"

Die Umstehenden brachen in Jubel aus, vollführten einen ausgelassenen Ringelreihen um ihre Lehrerin und machten eine Polonaise zurück ins Schulgebäude.

Die Einzigen, die sich ihnen nicht anschlossen, waren Suga, Jungkook, Hoseok und Jimin.

Sobald alle außer Hörweite waren, legte Suga los.

"Ist doch nichts passiert? Und ob was passiert ist, du Dummkopf. Jimin hat doch gesagt, dass er Wetterzauber für schwierig hält und was haben wir jetzt davon? Frösche, die vom Himmel fallen, das haben wir davon. Was kommt als nächstes, Riesenkäfer? Oder vielleicht Regenwürmer? Hör doch einmal zu..."

Wutentbrannt blickte er Hoseok an, der schwieg.

"Und als wäre das nicht noch schlimm genug, rollt bestimmt gleich ein Fernsehwagen heran und nimmt das Ganze für die Nachrichten auf. Und dann sieht jeder, wozu du Jimin angestiftet hast und bist letztendlich dafür verantwortlich, dass er Namjoon in die Arme läuft. Na, zufrieden?"

Hoseoks Gesicht glich einer Maske, starr und bestürzt zugleich.

"Ich - es tut mir leid, Jimin!", nuschelte er schließlich.

"Ich wollte nur sehen, was du so alles kannst und da hab ich wohl etwas übertrieben...ich habe dir nicht zugehört und deine Hexkraft für meinen Vorteil genutzt. Ich wollte dich nicht ausnutzen oder so - bitte, verzeih mir!"

Jimin lächelte, hob gespielt drohend den Zeigefinger:

"Entschuldigung angenommen. Aber mach so was nie wieder - sonst verhexe ich dich wieder in eine Katze. Und diesmal in eine, die ständig Fellbälle auskotzt!"

Reflexartig wich Hoseok vor ihm zurück, ertappt griff er sich an den Nacken.

"Ich schwöre hoch und heilig. Hey, wollen wir uns ein Eis holen? Gleich um die Ecke ist ein Cafe - "

Jungkook ahmte gekonnt Jins Stimme nach, kicherte:

"Ähm - und wer räumt auf? Vorher geht hier niemand irgendwohin, ist das klar?"

Suga prustete los, Hoseok zog einen Schmollmund und auch Jimin musste lachen.

"Das war oscarreif, Kookie!", rief der Teenager und reckte einen Daumen in die Höhe.

"Übrigens - ich frage mich, ob bei denen schon was angebissen hat. Wie ich unseren Worldwide Handsome kenne, ködert er die armen Fische lieber mit seinen Witzen als mit dem normalen Zeug...da werden die doch bis Mitternacht nichts geangelt haben!"

Die junge Hexe ergriff das Wort:

"Jetzt sollten wir erstmal aufräumen. Ihr weckt eure Lehrerin auf, ich schicke die Frösche dorthin, wo sie her gekommen sind. Es könnte etwas dauern, bis der Spruch Wirkung zeigt und muss mich deshalb voll konzentrieren, okay? Wenn Mrs. Yang aufwacht, sagt einfach, sie hätte geträumt. So und jetzt bitte Ruhe!"

Die drei Brüder taten wie geheißen und scharten sich im Halbkreis um ihre Lehrerin, die ihre Brille schief auf der Nase hatte.

Jimin holte tief Luft und kniff die Augen ganz fest zusammen, spürte den steten Fluss der Magie tief in seinem Inneren.

Er blendete alle Geräusche ringsherum aus, konzentrierte sich nur auf sich und seine Atmung.

Alles um ihn herum wurde starr und unbeweglich, noch nicht einmal der Wind war zu hören.

Die ganze Welt blieb plötzlich stehen, fokussierte sich auf die junge Hexe und den Zauber, den sie gleich weben würde.

Wie in Trance begann Jimin zu murmeln, sprach jedes einzelne Wort klar und deutlich, ließ keine Silbe aus.

Umo - La - Ku,
Umo - La - Mu,
Umo - Na - ke,
Umo - Na - je.

Haltet ein, meine Freunde,
hetzt euch nicht,
zurück werd ich euch schicken,
fürchtet euch nicht.

Na - ji - Ka - de,
Ka - ji - la - de,
Na - ki - la - me.

Haltet ein, meine Freunde,
von dem Stress und der Pein,
morgen wird es was geben,
was soll schon sein?

Umo - jiji,
Umo - liji,
Umo - hiji,
Umo - uji.

Haltet ein, meine Freunde,
habt keine Angst,
geht nun in Frieden,
auch wenn du noch bangst.

Haltet ein, meine Freunde,
zurück mit dem Hohn,
fort sollt ihr gehen,
das ist der Helden Lohn!

Ein starker Wind peitschte auf, zerzauste Jimins blonde Haare und riss an seiner Kleidung.

Die Böe erfasste die Frösche in ihrem unsanften Griff und bevor die Tierchen wussten, wie ihnen geschah, trug der Wind sie davon.

Jimin schlug die Augen auf, er war schweißgebadet und sein Strickhemd war ganz durchnässt.

Dieser Zauber hatte ihm eine Menge an Hexkraft gekostet, wahrscheinlich sogar mehr, als eine Manyeo je verbraucht hatte.

Doch alles war wieder beim Alten.

Kurz darauf wurde es ihm schwarz vor Augen.

Witch Hunt || Yoonmin ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt