71: Ein kleiner Funken Nettigkeit

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Jimin knallte auf harten Steinboden und ein heftiger Schmerz fuhr durch sein Bein, er musste sich den Knöchel verstaucht haben.

Namjoon trat hinter ihm aus dem Portal, das flimmernde Leuchten umgab seine Gestalt wie ein rachsüchtiger Gott.

Grob zerrte er die junge Hexe auf die Beine und stieß sie unsanft vorwärts, Jimin konnte kaum mithalten.

Zu groß war der Schmerz, sowohl in seinem Bein als auch in seiner Seele.

Er hatte Suga verloren.

Er hatte den Menschen verloren, mit dem Jimin am liebsten den Rest seines Lebens verbringen wollte.

Und jetzt würde er ihn vermutlich nie wieder sehen.

Stille Tränen liefen der jungen Hexe über die Wange.

"Schneller!", zischte der Hexenjäger und rollte genervt mit den Augen, während er Jimin über den kalten Stein mit sich zog.

"Kannst du etwa nicht laufen? Oh Mann, ich verstehe einfach nicht, was ihr Manyeos so toll an euren Besen findet..."

Er knurrte, als Jimin plötzlich stolperte und hin fiel.

Der Schmerz in seinem Bein war zu groß, stach wie tausend Nadelstiche in sein Fleisch.

Seufzend kniete sich Namjoon hin und fragte grimmig:

"Was ist? Hast du dir was getan?"

Jimin schniefte, nickte und entblößte seine Haut, die dort etwas aufgeschürft vom Stein war und auch sonst höllisch weh tat.

"Du hast dir den Knöchel verstaucht - wieso sagst du das nicht gleich, du verwöhnte, kleine - ach, mir egal.", murmelte Namjoon und holte einen Beutel mit einer schwarzen Paste aus seiner Lederjacke.

Instinktiv wich Jimin zurück, der Hexenjäger entgegnete:

"Es ist kein Gift, soviel dazu. Ich brauche dich schließlich lebend, da kann ich es mir nicht leisten, wenn du verblutest - halt still, verdammt!"

Namjoon schmierte die Tinktur auf Jimins Bein, sogleich breitete sich ein seltsames Kribbeln auf seiner Haut aus wie von einem Haufen Ameisen.

Kurz darauf war der Schmerz verpufft und auch die Wunde hatte sich geschlossen.

"Ein altes Rezept meines Vaters!", meinte er und reichte Jimin die Hand, die die junge Hexe zögerlich ergriff.

"Er hat immer gesagt, ich wäre zu weich. Eine meiner größten Schwächen, was Gesindel wie dich betrifft...wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er dich schon längst im Höllenfeuer schmoren lassen."

Ein schadenfrohes Grinsen verzerrte seine Gesichtszüge und Namjoon krallte seine Finger in Jimins blonde Haare, so fest, dass die junge Hexe die Zähne zusammen beißen musste, um nicht los zu schreien.

"Wie auch immer!", zischte er.

"Es wird mir eine Freude sein, nach all den Jahren endlich meinem verhassten Vater gerecht zu werden und sein Werk zu beenden. Und du, kleine Manyeo, wirst schön dabei zu sehen, wie deine Welt Stück für Stück ausradiert wird - niemand wird mich je aufhalten können..."

Jimin rief:

"Damit kommst du nicht durch, du elender Mistkerl. Der Rat der Manyeos lässt niemanden ungestraft davon kommen, das schwöre ich dir - "

Namjoon brach in schallendes Gelächter aus.

"Der Rat?", gluckste er und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

"Was will denn dein ach so toller Rat mit mir anstellen? Das ist doch nur ein Haufen unfähiger, spitzbärtiger Hexenmeister, die nichts anderes können als sich zu streiten - und wenn sie dann mal irgendetwas verabschieden, kommt nichts dabei rum. Die werden mich niemals finden, für das was ich vorhabe, müssten sie schon ihre Königin antanzen lassen - oh, ich vergaß: Sie ist tot, ha!"

"Und jetzt vorwärts, du kriegst auch Plätze in der ersten Reihe, wenn die Welt untergeht - zusammen mit deinem
Liebsten!"

Witch Hunt || Yoonmin ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt