35: Affentheater

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Obwohl sich Jimin so gut wie möglich an sein Versprechen hielt, juckte es ihm in den Fingern, nicht doch wenigstens ein bisschen zu hexen.

Natürlich so, dass es niemand bemerkte.

Gleich nach dem Betreten von Sugas Klassenzimmer kam es der jungen Hexe vor, als wäre er eher in einem Zoo als in einer Schule gelandet.

Alle glotzten ihn plötzlich an, musterten ihn aus wilden, hungrigen Augen.

Ihm wurde auf einmal ganz heiß, wusste nicht, was er tun sollte.

Jimin verstand nicht, wieso ihn alle so anstarrten wie ein Tier im Käfig.

Das Kribbeln in seinen Fingern wurde stärker und stärker, er versuchte, es zu ignorieren.

Es klappte nicht.

Langsam hob Jimin die Arme.

"Donnerwetter, ihr seht ja aus wie eine Horde Affen!"

Auf diese Worte hin legte sich ein rosafarbener Schleier auf die Schüler, die vor ihm an ihren Tischen saßen.

Die Blase waberte noch ein wenig um sie herum und verschwand dann - woraufhin Sugas arme Mitschüler sich alle gleichzeitig in Affen verwandelten.

Nur Suga und Hoseok blieben, wie sie waren, konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Jetzt ging es wirklich zu wie in einem Zoo:

Die Schüler rasteten förmlich aus, sprangen auf Tische und Bänke, rupften das Papier aus sorgfältig beschriebenen Heften.

Spritzten mit Tinte umher, sodass jeder Einzelne mit blauem Zeug besprenkelt wurde, auch Suga, Jimin und Hoseok.

Warfen das Lehrerpult um, kratzten mit langen Nägeln über die Tafel, hinterließen eine Schneise der Zerstörung innerhalb von wenigen Minuten.

Suga fand das plötzlich nicht mehr komisch und griff Jimin am Handgelenk:

"Mach das rückgängig, bevor unser Lehrer da ist. Schnell!"

Schon ertönten Schritte auf dem Gang, die rasch näher und näher kamen.

Hoseok wurde kreidebleich.

"Das ist Mr. Wong. Er wird uns umbringen, wenn er das sieht!"

Jimin tat wie ihm geheißen und murmelte den Gegenzauber, klatschte in die Hände.

Einen Wimpernschlag später war der ganze Raum sauber und aufgeräumt, alles befand sich an seinem Platz und auch die Tintenflecken waren nun nicht mehr zu sehen.

Bis vielleicht auf die Schüler, die glücklicherweise wieder zu Menschen geworden waren und bedröppelt zurück auf ihren Stühlen saßen.

Dem ein oder anderen wuchsen noch einige dichte Fellbüschel aus den Armen oder hockten angespannt auf den Hinterbeinen.

In diesem Moment trat Sugas Lehrer ins Klassenzimmer.

Mr. Wong war ein junger Mann, ungefähr so alt wie Jin und im Gegensatz zu ihm überhaupt nicht zu Scherzen aufgelegt.

Er war immer mies gelaunt, egal was gerade für ein Wetter war oder ob seine Lieblingshockeymannschaft gerade in der zweiten Liga gewonnen hatte.

Mr. Wong war dafür bekannt, ihnen Berge von Hausaufgaben zu geben und keine Gnade walten zu lassen, wenn einer seiner Schüler sie bis zu dem Zeitpunkt nicht erledigt hatte.

Selbst der größte Schleimer hatte bei ihm keine Chance.

Kurzum - Sugas Lehrer war der Inbegriff von einem Miesepeter, wenn es um irgendeine Form von Spaß ging.

Doch vielleicht, nur vielleicht konnte Jimin ja helfen...

"Du da!", bellte Mr. Wong und ließ seine Tasche mechanisch auf das Pult vor ihm fallen, musterte Jimin von Kopf bis Fuß.

"Du bist neu, oder? Stell dich vor, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!"

Jimin, der natürlich kein Problem mit Autoritäten hatte, spürte dennoch, dass dieser Lehrer einer von der schlimmen Sorte sein musste.

Erneut juckte es ihn in den Fingern, doch er setzte eine unschuldige Miene auf und entgegnete:

"Wie Sie wollen. Ich bin Park Jimin und 16 Menschenjahre alt. Ich komme aus einer Kleinstadt in Japan und bin quasi nur für ein paar Tage hier - ähm, wollen Sie noch mehr wissen? Oder wollen Sie mir endlich mal einen Platz zuweisen? Ich habe schließlich nicht den ganzen Tag Zeit!"

Die Klasse brach in Gelächter aus, Suga und Hoseok standen da wie vom Blitz getroffen.

Noch nie hatte jemand so mit Mr. Wong geredet, hatte es sich noch nicht einmal getraut.

Mit einer wegwerfenden Handbewegung brachte er die Klasse zum Schweigen, baute sich vor der jungen Hexe auf wie ein Berg.

"Findest du das witzig, so mit mir zu reden?", zischte er.

"Ich will dir mal etwas sagen, Park Jimin - in meinem Unterricht herrscht Disziplin und Ordnung, für absolut jeden. Wer sich nicht daran hält, der wird sich ganz schnell beim Direktor wieder finden, damit das klar ist. Und wir wollen doch nicht, dass du gleich an deinem ersten Tag zum Direktor musst, oder?"

Jimin antwortete:

"Natürlich nicht. Nur, wenn Sie mich fragen, sollten Sie vielleicht mal zum Psychologen. Oder wie das heißt - na ja. Was ist jetzt mit meinem Platz?"

Das war zu viel.

Mr. Wong wurde puterrot vor Wut, hob tadelnd einen Zeigefinger und zeigte zur Tür.

"Den einzigen Platz, den du heute bekommst, ist beim Direktor.", knurrte er und kam Jimins Gesicht gefährlich nahe.

Ein schwacher Geruch nach Zigaretten stieg ihm in die Nase, der ihn beinahe würgen ließ.

"Bereite dich schon mal darauf vor, wieder nach Japan zurück -"

Urplötzlich verstummte Mr. Wong und fasste sich an den Bauch, der sich nun aufblähte wie ein Ballon.

Er ruderte verzweifelt mit den Armen, die plötzlich zu klein für seinen Körper schienen und stürzte im nächsten Moment aus dem Zimmer.

Jimin starrte ihm verdattert nach, wusste nicht, was da gerade passiert war.

Er hatte nicht gehext, ganz bestimmt nicht.

Nur, wenn er es nicht gewesen war, wer dann?






Witch Hunt || Yoonmin ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt