Witch Hunt || Yoonmin ✔

78: Erinnerungen

Jimin und Taehyung rannten und rannten, blieben kein einziges Mal stehen oder sahen sich um.

Nicht allzu weit entfernt hörten sie bereits die hastigen Schritte des Hexenjägers, wie er sich schimpfend und fluchend einen Weg zu ihnen bahnte.

Der jungen Hexe taten schon die Beine weh und Taehyung schien auch ziemlich aus der Puste, doch je mehr Abstand die beiden zwischen Namjoon und sich bringen konnten, desto besser.

Ein paar Fledermäuse oben an der feuchten, mit unzähligen Stalakiten bewachsenen Höhlendecke stoben entsetzt auf und schlugen wild mit ihren kleinen, ledrigen Flügeln, nahmen ihm die Sicht.

Jimin plumpste der Länge nach hin, sein Mund füllte sich mit Blut und auch seine Nase schien etwas ab bekommen zu haben.

Schwankend rappelte er sich auf, er hätte schreien können.

Hätte er doch nur seinen Besen, wären sie schon längst raus aus diesem unheimlichen Labyrinth...

Irgendwann gaben Taehyungs Beine nach und er sank erschöpft gegen die Höhlenwand, wisperte:

"Es ist zwecklos, Hyung. Wir kommen hier niemals raus, lass uns einfach in Ruhe sterben. Mit etwas Glück findet man unsere Skelette irgendwann - "

Jimin stemmte empört die Hände in die Hüften.

"Es reicht, Taehyung!", rief er.

"Seit wann bist du plötzlich so pessimistisch, du hörst dich an, als wäre dir eine Hexenlaus über die Leber gelaufen. Das ist nicht der Taehyung, den ich einst kennengelernt habe, das ist einfach nur ein Weichei, der noch nicht einmal einen Liebestrank brauen kann..."

Taehyung protestierte nicht einmal und fand zu alter Stärke zurück, was die junge Hexe damit eigentlich bezwecken wollte.

Stattdessen flennte er im nächsten Moment los, wie ein Kleinkind, das keinen Nachtisch bekommt.

"V - vielleicht bin ich ja genau das, Hyung!", schluchzte er und vergrub das Gesicht in seinen Händen.

"Ich bin ein wandelndes Disaster, wenn es um meine Tränke geht, nie kriege ich irgendetwas hin...k - kein Wunder, wenn man mich nicht zur H - Hexenprüfung zu lässt und i - ich den Rest meines Lebens damit verbringen muss, S - Strümpfe zu stopfen wie m - mein V - Vater...a - alle werden so enttäuscht von mir sein..."

Jimin seufzte tief und setzte sich neben ihn, strich ihm sanft über den Rücken.

"Kopf hoch, Hyung!", meinte er, Taeyungs Miene blieb unverändert.

Ein paar Tränen kullerten ihm über die Wange und tropften auf den rauen Fels, zischten unter der Berührung und versickerten dann im Gestein.

Jimin versuchte etwas anderes, lächelte bei diesem Gedanken.

"Kannst du dich denn noch an den Tag erinnern, an dem wir uns kennen gelernt haben? Es ist, als wäre es gestern gewesen..."

Ziellos wanderte Park Jimin durch die endlosen Korridore der Akademie, auf der Suche nach einem Zimmer für die nächsten vier Jahre.

Alle anderen hatte er bereits ab geklappert, nur um festzustellen, dass diese bereits schon besetzt waren.

Da stand er nun, verloren auf dem mit rotem Teppichboden ausgelegten Gang, seinen kleinen Koffer in der Hand und seinen geliebten Besen über der Schulter.

Hinter den großen Buntglasfenstern begann sich der Himmel bereits zu verfärben und die Sonne versank allmählich hinter den Bäumen.

Madam Sakura hatte ihn hierher auf ihre Schule geschickt, um sein zukünftiges Potenzial als Rennflieger auszuschöpfen und ihn zu einer guten und erfolgreichen Hexe ausbilden zu lassen, wie einst seine Eltern.