Witch Hunt || Yoonmin ✔

89: Jimin, der Held

Jimins unerwartetes Verschwinden in die Menschenwelt hatte enorme Wellen geschlagen.

Als er wenig später vor den Toren der Akademie landete und von seinem Besen stieg, sah Jimin sich plötzlich von unzähligen Schülern umringt.

Sie alle wollten von ihm wissen, was denn überhaupt passiert war und wie er es letztendlich überstanden hatte.

Man bombardierte ihn förmlich mit Fragen, die Jimin so knapp wie möglich zu beantworten versuchte, da er sich etwas bedrängt fühlte.

Schließlich wollte er nicht jeden wissen lassen, dass er sich in der Menschenwelt Hals über Kopf verliebt hatte.

Doch die Schüler hatten ihre ganz eigenen Erklärungen zu seinem unerwarteten Ausflug.

Sumi, ein Mädchen aus seinem Kurs für Angewandte Hexerei, hatte behauptet, dass Jimin von einem bösen Magier in Gestalt eines Bären verschleppt worden war.

Ein anderer Schüler namens Toku meinte, dass er in die reißenden Fluten des Koja Rivers geraten und nur ans rettende Ufer gelangt war, indem er sich Wasserski an die Füße gehext hatte.

Man hatte sich die wildesten Geschichten erzählt, die von Schüler zu Schüler gewandert und mit so vielen Details ausgeschmückt worden waren, dass die Wahrheit letztendlich ein unförmiges Knäuel aus zusammen gesponnenen Ereignissen war, die sich nie so zugetragen hatten.

Jimin konnte darüber nur schmunzeln.

Plötzlich war er ein Star, der Held des Tages.

Jemand, der mit Bären gekämpft, reißende Fluten bezwungen hatte oder sogar auf einem Drachen geflogen war.

Dieser ganze Ruhm wurde irgendwann zu viel für ihn und Jimin murmelte einen Zauber, der den Umstehenden andere Gedanken in den Kopf pflanzte und sie innerhalb von Sekunden nach drinnen verschwinden ließ.

Nun trat Taehyung neben ihn und hakte sich bei ihm unter, musterte die langsam davon trottende Menge.

"Den Spruch kenne ich noch gar nicht!", meinte er und grinste, wandte sich zu Jin, Suga und dem Rest um.

"Die Luft ist rein, Leute. Wir mussten sie erstmal verscheuchen, die meisten hier kommen nicht so gut mit Menschen klar -"

Taeyung verstummte abrupt, als er niemand anderes als Madam Sakura erblickte, die im schnellen Schritt auf die Truppe zu kam.

Die Direktorin der Manyeo Academy war eine äußerst stämmige Frau mittleren Alters und unzähligen bunten Ringen an den Fingern.

Sie trug ein korallenrotes Kleid, das sich wie ein Fächer um ihre Beine wand und eine Hornbrille saß schief auf ihrer leicht gekrümmten Nase.

Wallendes, schwarzes Haar fiel ihr über die hoch gezogenen Schultern und ihre mandelförmigen, azurblauen Augen glänzten im fahlen Licht der Sonne beinahe überirdisch.

Madam Sakura blieb wenige Meter vor ihnen stehen und sagte beinahe tonlos:

"In mein Büro. Und zwar sofort!"

Jimin schluckte und drehte sich zu Suga um, hatte keine Ahnung, was gleich auf ihn zukommen würde.

"Du kommst mit, oder? Ich will das nicht allein durchstehen, wenn sie mich verweist..."

Suga fasste ihn liebevoll am Arm, nickte:

"Natürlich komme ich mit. Du hast absolut nichts falsch gemacht, dich wird niemand rauswerfen."

"Was soll schon passieren?", sagte Taehyung, Jin stimmte ihm zu:

"Dir wurde großes Unrecht getan und ich lasse nicht zu, dass dich auch nur irgendjemand verweist, Park Jimin. Du bist die beste und talentierteste Hexe, die mir je begegnet ist. Wenn Shin - La das gesehen hätte, was du alles getan hast, sie wäre so stolz auf dich!"

Hoseok grinste.

"Und falls du doch raus geschmissen werden solltest, kannst du einfach bei uns einziehen. Das wird so cool, du gehst mit uns zur Schule, hext etwas an unseren Noten herum - "

"Jimin wird überhaupt keine Noten verändern, mein Lieber!", zischte Jin mahnend, Hoseok lächelte zerknirscht.

"Und wenn, habe ich einen sechsten Sinn für so etwas. Wann hast du denn eigentlich das letzte Mal eine Arbeit nach Hause gebracht, die nicht gerade eine Fünf war?"

Jungkook verdrehte genervt die Augen:

"Och, Dad. Lass gut sein, okay?"

Suga blendete die Stimmen seiner Familie aus und konzentrierte sich auf Jimin, der wie gelähmt da stand.

Nach einer Weile fragte er:

"Was - was könnte denn eigentlich passieren, wenn du verwiesen wirst? Wird dir deine Hexkraft entzogen?"

"Schlimmer!", schniefte Jimin und begann zu weinen, dicke Tränen kullerten ihm über die Wange.

"Mochi wird mir weg genommen und ich kann nur noch mit einem gebrauchten Besen fliegen, der noch nicht mal ansatzweise so ist wie er. Ich kann nicht mehr an den Elementaren teilnehmen und werde nie meine Hexenprüfung absolvieren können - dann wäre ich nur noch ein Niemand..."

Suga umarmte ihn und wisperte:

"Du bist kein Niemand, Jimin. Du bist die Liebe meines Lebens und ich bin so glücklich, dir begegnet zu sein - was auch immer da drinnen gleich passiert, wir stehen das gemeinsam durch. Versprochen!"

Jimin holte tief Luft und wischte sich über sein gerötetes Gesicht, entgegnete:

"Du hast Recht, Suga. Wir schaffen das nur gemeinsam!"

Mit diesen Worten griffen die beiden sich an den Händen und traten kurz darauf in die sonnendurchflutete Eingangshalle der Akademie, wo sie bereits von Madam Sakura erwartet wurden.