Zur falschen Zeit am falschen Ort

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Wer trägt bitte eine Sonnenbrille in einem Club? Als ich zu ihm schaute merkte ich, wie er sichtlich wütender wurde. Ups hatte ich den letzten Satz laut ausgesprochen?

Langsam bückte sich der Typ zu mir runter, wobei er sich mir der einen Hand an der Bar und mit der anderen Hand an meiner Stuhllehne abstützte. Sein Mund war jetzt direkt neben meinem Ohr und ich spürte seinen warmen Atem auf meinem Nacken. „Wie heißt du kleines?"
„Wüsste nicht was dich das angeht." antwortete ich ihm und bemühte mich um eine feste Stimme.
„Vorsicht, weißt du eigentlich mit wem du hier gerade redest."
Ich schluckte. So langsam wurde ich doch ein bisschen nervös, aber das würde ich ihm niemals zeigen. Sonst hätte er gewonnen und das war das letzte was ich wollte.
„Ich weiß zwar nicht wer du bist, doch für mich reicht es zu wissen, dass du ein Idiot bist, welcher keine Manieren besitzt und Leute einschüchtert, aber lass dir eines gesagt sein. Bei mir wirken deine Einschüchterungsversuche nicht, also lass gefälligst dieses ganze Gehabe als wärst du hier der Boss!"
Zum Ende hin wurde ich immer lauter. Dieser Typ soll gefälligst sehen, dass er Land gewinnt! Meine Wut auf ihn stieg immer mehr und drängte meine Unsicherheit fast komplett zurück. Ich lasse mir doch nicht alles gefallen!
Aus dem Augenwinkel erkannte ich wie er auf einmal anfängt leicht zu grinsen.
Spinnt der jetzt komplett? Ich habe ihn gerade nicht unbedingt ein Kompliment gemacht.
„Du weißt also tatsächlich nicht wer ich bin, sonst würdest du mich jetzt schon um Verzeihung anflehen."
Stellte er fest, als wäre dies eine Tatsache. Mir blieb die Spucke weg. Wie eingebildet kann man bitte sein?
„Wovon träumst du nachts?" fuhr ich ihn an. Das wäre ja gelacht, wenn ich, Isabella Russo, mich an meinem ersten richtigen Abend auf Sizilien, von einem wildfremden Typen, einschüchtern lasse!
Kurz huschte Verwunderung über sein Gesicht, bevor er sein Pockerface wieder aufsetzte und mich prüfend musterte.
„Ganz schön mutig, das muss man dir schon lassen. Du bist mit einer der ersten Personen die mir keinen Respekt entgegen bringt. Normalerweise endet sowas nicht gut für diese Leute, aber du kannst dankbar sein, ich verschone dein Leben fürs erste."
„Du tickst doch nicht richtig! Bist du gerade komplett verrückt geworden?"
Ich war wütend und fühlte mich mit der Zeit echt unwohl. Er stand mir viel zu nahe und versperrte mir mit seinen Armen, auf der Stuhllehne und der Theke, jeglichen Fluchtweg. Noch nie in meinem gesamten Leben war ich einem Mann, der nicht zu meiner Familie oder engsten Freundeskreis zählte, so nahe. WAS DENKT DER SICH EIGENTLICH?!
Ich nahm all meinen Mut zusammen und rammte ihn mein Knie volle Wucht zwischen die Beine.
„SCHEISSE!! Weißt du eigentlich was du gerade getan hast?!"
Fluchte er, während er sich mit Schmerz verzerrten Gesicht verkrampfte und den Arm an meiner Stuhllehne dabei losließ.
Schnell sprang ich auf, schnappte mir meine Tasche und rannte Richtung Bad, wo ich hoffentlich Mia finden würde. Als ich die Tür zum Mädchen WC regelrecht aufriss und herein stürmte, stand Mia gerade am Waschbecken und ihre Augen waren vor Schreck aufgerissen.
„ACH DU HEILIGE SCHEISSE!! Weißt du eigentlich wie du mich gerade erschreckt hast?! Wieso stürmst du wie ein wildgewordener Stier durch die Tür? Ich habe hier fast einen Herzinfarkt bekommen du dumme Kuh!"
„Sorry Mia. Ich wollte dich nicht so erschrecken, aber da war dieser Typ und ich musste schnell fliehen, weil er größenwahnsinnig ist und ..... " fing ich aufgebracht und zugegebenermaßen, selbst für mich sehr schnell, an zu erzählen.
„Halt! Nicht so schnell wie soll ich denn da Bitteschön mitkommen?"
„Ach ist ja jetzt auch nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass wir vor diesem einen Typen von vorhin, besser Abstand halten, weil ich ihn beleidigt und in die Eier getreten habe."
„....DU HAST WAS?!"
„Er war halt so nah und hat sich wie ein Wahnsinniger aufgeführt da hat er es nun wirklich mehr als verdient. Du hättest doch dann auch versucht, ihn irgendwie loszuwerden" Verteidigte ich mich. Mia verdrehte die Augen.
„Natürlich hätte ich auch versucht da weg zu kommen, aber doch nicht so."
Diese Diskussion ging gefühlt Stunden und als wir uns dann beide wieder halbwegs beruhigt hatten verließen wir das Mädchen WC dann auch wieder, da es auch nicht gerade angenehm war, ein Gespräch zu führen, während sich ein, anscheinend betrunkenes, Mädchen als in einer Kabine übergab und wir auch ständig von irgendeiner unterbrochen wurden, die zur Toilette musste.

Meine Augen scannten zu aller erst die Tanzfläche und die Bar, nach diesem Merkwürdigen Typen, ab. Als ich ihn nirgends entdeckte, machten wir uns auf den Weg zur Bar um nun endlich unsere Drinks zu bestellen.
Nach einer Zeit hatten wir schließlich so viele Drinks bestellt, dass wir irgendwann aufgehört hatten mitzuzählen und auch unsere Stimmung wurde zunehmend besser.
„ICH GEH MAL TANZEN!" rief ich lallend zu Mia und versuchte die Musik zu übertönen.
Auf der Tanzfläche angekommen, welche zugegebenermaßen sehr voll ist, fing ich an mich zum Rhythmus der Musik zu bewegen. Öfters versuchten irgendwelche Männer mich anzutanzen oder mit mir zu flirten, doch ich wurde bis jetzt immer alle auf die ein oder andere weise los. Was ich jedoch nicht los wurde, war das beklemmende Gefühl beobachtet zu werden, doch es war bestimmt nur Einbildung oder der Alkohol.
Ein paar Songs später, hatte ich dann aber auch keine Lust mehr zu Tanzen und lief zurück, an die Bar zu Mia.
„Ich gehe mal raus an die frische Luft. Das war glaube zu viel Alkohol für mich." rief ich ihr zu. Sue nickte. nur, als Zeichen, dass sie mich gehört hatte, da sie sich gerade mit irgend so einen Mann unterhielt, der anscheinend gerade irgendetwas witziges gesagt hatte, da beide anfingen zu lachen. Ich kämpfte mich also durch die Menschenmenge bis nach draußen, wo ich mich abseits des Trubels, an die Hauswand, in eine kleine Seitengasse lehnte. Das fängt ja gut an. Gleich am ersten Tag betrunken in irgend einem überfüllten Club mit seltsamen aufdringlichen Leuten. Ich verdrehte die Augen, bevor ich sie schloss und die kühle Abendluft einatmete.
Als ich näher kommende Schritte wahrnahm, öffnete ich sie wieder. Vor mir standen riesige, schwarz-gekleidete Männer, deren Gesichter ich, durch das hier nur sehr schwache Licht, kaum erkennen konnte. Angst überkam mich und ich stand, leicht zitternd auf.
„Wer seid ihr und was wollt ihr von mir?" fragt ich und versuchte vergeblichst, selbstsicher und mutig zu klingen. Stattdessen hörte ich mich wahrscheinlich mehr wie eine Maus an. Na toll. Das mit dem selbstsicher reden müssen wir nochmal üben. Jetzt denken die ich wäre leichte Beute oder so
fluchte ich innerlich.
Plötzlich spürte ich wie mir von hinten irgendwer ein Tuch vor Mund und Nase hielt. Zittrig und panisch, versuche ihn wegzudrücken doch sein Griff wurde dadurch nur umso stärker. Nach nur wenigen Sekunden merkte ich wie meine Beine schwach und meine Augenlieder schwer werden. Verzweifelt versuchte ich wach zu bleiben. Scheiße was soll ich tun ich kann mich nicht bewegen! Wieso bin ich nicht einfach bei Mia und diesem Kerl geblieben?" Schimpfte ich mich gedanklich.
Eine Träne lief mir die Wange hinunter, bevor ich schließlich mein Bewusstsein verlor und nur noch verschwommen wahrnahm, wie mich zwei Starke Hände hochhoben.

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt