Alles meine Schuld

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POV. Isabella

Wenn es schon schlimm war Alessandro zu verlassen, dann ist es nichts verglichen mit dem Schmerz, der sich gerade unkontrolliert in meinem ganzen Körper ausbreitet und mich zu zerstören droht.

Noch während Arturo von seinem ach so tollen Plan berichtet, durchwühlt Carlo auch schon meine Tasche, bis er schließlich mit einem fiesen Grinsen auf seinem Gesicht mein Handy aus einer Seitentasche fischt und triumphierend in die Höhe hält.
„Was haben wir denn da?"
Höhnisch wedelt er mir damit vor dem Gesicht herum, während er leicht in die Hocke geht.

„Er wird es noch bereuen, dich überhaupt kennengelernt zu haben. Das verspreche ich dir."
Ohne sich umzudrehen hält er Arturo das Handy hin, der er zögernd entgegennimmt.
„Lad es auf !"

„Das mit deiner Mutter tut mir übrigens leid."
Wendet er sich wieder an mich, nachdem Arturo den Raum verlassen hat und mein Herz rutscht mir augenblicklich noch ein Stück tiefer in die Hose.

„M-meiner Mu-Mutter?"
Ich kann kaum sprechen, so benebelt und geschockt bin ich, doch irgendwie gelingt es mir die Worte herauszubekommen.

„W-was ist m-mit meiner Mutter?"
In mir verkrampft sich alles, als ich meinen Kopf etwas hebe, um in Carlo's Augen zu schauen, wo ein seltsamer Glanz drinnen liegt.

„Sie ist tot." theatralisch seufzend lehnt er sich etwas zurück, um den womöglich schlimmsten Moment in meinem Leben hauptnah miterleben zu können.

Sämtliche Luft entweicht aus meinen Lungen, was einen seltsamen, schrillen, erstickenden Laut auslöst.
Mein ganzer Körper scheint zu erschlaffen und meine Sicht verschwimmt, während ich versuche das gesagte zu verdauen und nicht auf der Stelle eine Panikattacke zu bekommen.
Ich möchte schreien, weinen und Carlo dafür beschimpfen und schlagen, doch das einzige was ich tue ist, wie versteinert dazusitzen und ins Leere zu starren.

Ich will Carlo gegenüber nicht meine Schwäche offenbaren und ihm die Genugtuung geben, mich getroffen zu haben, doch es ist schwer.
Verdammt schwer....

„Wie..." meine Stimme bricht, doch er weiß auch so, worauf ich hinaus will.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es wissen will und alles somit noch zu verschlimmern, doch ich muss es wissen.
Sie war auf dem Weg zur Besserung und sollte in ein paar Tagen aus dem Koma zurückgeholt werden.
Es ist unmöglich, dass sie wegen ihrer Verletzungen gestorben ist.

„Es war wirklich leichter als gedacht." Geradezu beschwingt steht er auf und geht zu dem kleinen Fenster.
Während er hinaus schaut und mir seinen Rücken zuwendet, erlaube ich mir ein paar leise Tränen.

„Ich dachte eigentlich, sie wäre übertrieben bewacht von Alessandros Männern, doch wie es der Zufall so will wurden fast alle Posten auf Alessandro's Befehl dich zu suchen, verlassen."

Es war meine Schuld.... Ich habe meine Mutter umgebracht.....

Irgendwas in mir scheint zu zerbrechen und die Tränen laufen nun unkontrolliert meine Wangen hinunter, während ich verzweifelt nach Luft schnappe.
Es war alles meine Schuld. Nur weil ich abgehauen bin, ist jetzt meine Mutter tot.
Nur weil ich nicht auf Alessandro gehört habe und gegangen bin....

„W-warum..?" bringe ich schließlich unter Schluchzern hervor und bewirke damit, dass sich Carlo wieder zu mir wendet.

Nachdenklich betrachtet er mich einige Sekunden, die sich wie Stunden anfühlen, bevor er zum Reden ansetzt.
„Warum ich deine Mutter umbringen ließ? Willst du das wirklich wissen?"
Belustigung, aber auch Überraschung und Misstrauen schwingen in seiner Stimme mit.

Ich antworte nicht, da ich fürchte, noch mehr weinen zu müssen, wenn ich nur den Mund aufmachen würde.
Stattdessen schaue ich ihn auffordernd in die Augen.
Wahrscheinlich werde ich heute streben und wieder mit meiner Mutter vereint sein. Daher kann ich nicht einfach auf die Antwort verzichten.
Ich muss es jetzt wissen, bevor ich keine Gelegenheit mehr habe.

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt