Nachdem ich mich, sagen wir mal halbwegs, wieder beruhigt hatte, was so viel heißt wie, dass ich nur noch alle zwei Minuten irgendwelche Drohungen und Beleidigungen Richtung Tür schrie, beschloss ich mich erst einmal zu duschen, um meinen Kopf wieder ein bisschen frei zu bekommen. Ich war doch tatsächlich entführt worden. Diese Erkenntnis brachte mich fast zum Nervenzusammenbruch, doch ich riss mich am Riemen, um jetzt nicht noch den Verstand, in dieser durchaus beschissenen Lage in der ich mich befand, zu verlieren. Ich werde hiernach nie wieder feiern gehen! Fasste ich einen Entschluss. Ab sofort werde ich mich Abends nicht mehr in irgendwelche verlassenen Gassen begeben und schon garnicht alleine! Was hatte ich mir dabei auch gedacht?
Nach ungefähr 30 Minuten stellte ich das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Ich zog mir meine Sachen von eben wieder an, föhnte meine Haare, bevor ich sie kämmte und zu einem Zopf nach hinten band.
Ich öffnete die Badezimmertür und mein Blick traf sofort den von dem Typen, welcher sich gestern so bescheuert benommen hatte. Ich blieb wie angewurzelt stehen. DAS KANN DOCH JETZT NICHT WAR SEIN! WARUM HASST MICH MEIN SCHICKSAL SO?!
„Mach ein Bild, das hält länger."
Ich zuckte zusammen. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich gestarrt hatte und ich spürte wie ich rot wurde. Na toll! Das fängt ja mal wieder ganz toll an. Ist ja nicht so, dass er schon vorher mehr als eingebildet genug war.
Ich blickte ihn wieder an, was definitiv ein Fehler war, denn ich vergaß augenblicklich alles, was ich mit zuvor zurechtgelegt hatte, um meinen Entführer fertig zu machen. Doch jetzt fiel mir nur eines ein und das war wohl das dümmste, was ich hätte sagen können um mich zu verteidigen.
„Ich weiß nicht wovon du redest."
Das fängt ja super an. Was besseres konnte mir nun auch wirklich nicht einfallen. Ich könnte wetten, dass sobald er nicht mehr da ist, mir mindestens 5 gute Sachen einfallen würden, die ich hätte sagen können. Doch jetzt wo ich ihm direkt gegenüber stand und ihn bei Tageslicht betrachte, verschlägt es mir einfach die Sprache.
„Natürlich nicht" lachte er. „Ist ja nicht so, dass du mich anstarrst, als würdest du dich gleich auf mich stürzen"
„Höchstens um dich zu verprügeln du ekelhafter Psycho!"
Konterte ich und war stolz, dass ich halbwegs sicher gesprochen hatte.
Er lachte erneut. Was denkt der eigentlich wer er ist? Sieht er das alles hier vielleicht als eine Art Witz oder was? Wenn der mich nicht sofort ernst nimmt, stelle ich ihm gleich meine beiden Fäuste vor!
„Natürlich. Rede dir das nur weiter ein" spottete er. So langsam reicht es mir! Ich kann mich gerade so zurückhalten, ihm nicht gleich eine zu verpassen, was wahrscheinlich hauptsächlich daran liegt, dass er größer und definitiv auch stärker, als ich es bin, ist.
„Hör mir mal ganz genau zu" fauchte ich „Ich weiß weder wer du bist, noch wo und warum ich hier bin, aber wenn du mich nicht sofort gehen lässt, garantiere ich für nichts!"
Er lachte ... schon wieder. WILL DER MICH VERARSCHEN?!
„Ich meine das ernst! Ich habe..."
„Du hast 7 Jahre lang Kampfsport gemacht." beendete er meinen Satz. „Ja das habe ich gehört. Doch denkst du wirklich, dass dich das hier weiter bringt? Selbst wenn du dein ganzes Leben lang Kampfsport gemacht hättest, hättest du keine Chance gegen mich" stellte er leicht amüsiert fest und tat so, als wäre das eine Tatsache. Zwar war auch mir klar, dass ich nicht einen Hauch einer Chance bei einem Kampf gegen ihn hätte, doch alleine, dass er das gerade gesagt hatte, brachte mein Blut in Wallungen. Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen um irgendwas zu finden, was ich ihm über seinen Schädel ziehen könnte, doch das einzige, was ich fand, war meine Nachttischlampe, welche jedoch am anderen Ende des Zimmers stand und ich somit erst an ihm vorbei müsste. Ich verwarf den Plan und als ich die Tür erblickte, welche einen Spalt offen stand hatte ich einen neuen Plan. Ja ich muss zugeben, es ist vielleicht nicht die klügste Idee einfach blindlings aus diesem Zimmer zu laufen, in der Hoffnung auf den Eingang zu stoßen, denn wie schon gesagt, das Haus war riesig und man bräuchte eigentlich eine Karte oder ein Navi um hier raus zu finden. Andererseits fiel mir auf die Schnelle keine besser Idee ein, wie ich hier rauskommen sollte und lange durfte ich hier auch nicht überlegen, denn wenn dieser Typ hier wieder verschwindet, ist auch dieser Weg wieder versperrt und ich säße erneut in der Falle. Ach was hab ich schon zu verlieren überlegte ich, bevor ich, ohne mich nochmal umzudrehen zur Tür und hinaus lief.
„Glaubst du wirklich du kannst vor mir fliehen? Du wirst den Ausgang nicht einmal in hundert Jahren finden und das erst recht nicht, ohne von mir und meinen Männern entdeckt zu werden."
Rief er mir noch nach und innerlich wusste ich, dass er recht hatte. Ich rannte, ohne Pause, mehrere lange Gänge entlang, auf der Suche nach einer Treppe oder einem Fahrstuhl, damit ich schonmal aus dem Stockwerk raus komme. Wenn ich weiter unten bin, könnte ich nämlich zur not durch ein Fenster fliehen, während ich hier oben in der Falle säße.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, was wahrscheinlich nur ein paar Minuten war, entdeckte ich doch tatsächlich zwei Treppen, neben welchen auch ein Aufzug war. Die eine Treppe führte weiter nach oben, während die andere nach unten führte. Auf einem Schild stand : 12 Stockwerk.
Mir blieb die Spucke weg. WIEVIEL STOCKWERKE HAT DIESES VERDAMMTE HAUS DENN BITTE?!
Ich entschied mich für die Treppe, da das letzte was ich nun gebrachen konnte war, meine mehr den je kostbare Zeit, damit zu verschwenden, minutenlang auf einen Aufzug zu warten, in welchen vielleicht noch Leute waren, welche zu diesem Typen gehörten.
Ich sprang geradezu die Treppen runter und nach einer ganzen Weile, als Ich fast die Hälfte zurückgelegt hatte und gerade im siebten Stockwerk war, hörte ich schnelle Schritte, welche mir sowohl von oben, als auch von unten entgegen kamen. In wenigen Minuten würde ich geschnappt werden. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Ich lief also, da meine Möglichkeiten stark reduziert waren in den Flur im 7 Stock. Meine beiden Beine waren vor Angst und Nervosität wie taub. Ich wusste, wenn ich sie jetzt spüren würde, wären die Schmerzen unerträglich. Nun bereute ich, dass ich nie viel für meine Ausdauer getan hatte und mir stattdessen Zuhause auf der Couch Serien angeschaut hatte. Ich stützte mich an einer Wand ab und bemühte mich meinen unkontrollierten Atem wieder einigermaßen zu kontrollieren. Ich schaute nun erstmals richtig wo ich eigentlich war und blickte in einen langen Gang mit vielen Türen links und rechts. „Ich bin so aufgeschmissen" stöhnte ich leise und richtete mich erneut auf. Wenn ich jetzt nicht losrenne, war das hier alles umsonst und wer weiß wann ich erneut eine Chance bekomme um zu fliehen.
„Isabella reiß dich jetzt zusammen! Später kannst du dich noch genug ausruhen." versuchte ich mich selbst zu motivieren, bevor ich wieder anfing weiterzulaufen. Ich rannte den Flur entlang und bog um mehrere Ecken, in der Hoffnung, eine weitere Treppe zu finden.
„Sieh es doch endlich ein! Du kannst mir nicht entkommen. Verstecken wird dir auch nichts bringen also lass den Blödsinn und komm raus bevor ich ungemütlich werde!"
Ich schreckte auf. Wie kann es sein, dass er so nah war? So wie es sich angehört hatte, war er schon fast bei mir, dabei bin ich doch die ganze Zeit gerannt. Mein Herz klopfte wie wild und es wurde auch nicht besser, als ich um die nächste Ecke bog. EINE SACKGASSE?! Das ist doch jetzt ein schlechter Scherz! Ich bin gleich sowas von geliefert.
Verzweifelt versuchte ich die Türen links und rechts von mir zu öffnen, doch vergebens. Keine der Türen gab nach. Ich saß in der Falle.
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Kidnapped by him | ✔️
Romance(Noch nicht überarbeitet) Nachdem die 18 jährige Isabella mit ihrem Abitur fertig geworden ist, zieht sie zu ihren Eltern nach Sizilien und von ihrer Oma und ihrer Heimat Deutschland weg. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt und es kann eigentlich nich...