Luciano

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POV. Isabella

„Pressen. Sie müssen pressen." weist mich die Ärztin an, während Alessandro neben mir steht und ich seine Hand mit einer solchen Wucht umklammere, dass es ein Wunder ist, dass sie nicht schon gebrochen ist.
„Ich sterbe.." jammere ich und stöhne laut, als die nächste Wehe mich überrollt.

Der Schweiß läuft in Strömen über meinen Körper und lässt den Stoff des Hemdes an meiner Haut kleben.
Immerhin bringe ich hier nicht nur einfach ein Baby auf die Welt, sondern bin auch in Sizilien bei circa 40 Grad im Schatten.

„Das machst du ganz toll Kleines."
Versucht
Alessandro mich zu ermutigen, wobei er jedoch ebenfalls nervös zu sein scheint.
Die kühle emotionslose Phase ist komplett verschwunden und er fährt sich minütlich mit seinen Fingern durchs Haar oder reibt sich seine Bartstoppel.

„Ich meine es ernst Alessandro ich- Ahhh" Ich Presse die Augen zusammen und meine Zähne aufeinander, um nicht laut zu fluchen.
Es sind Schmerzen direkt aus der Hölle und ich verfluche alles und jeden, doch was wohl die meisten Verwünschungen von mir erntet ist die Tatsache, dass ich keinen Kaiserschnitt habe machen lassen.
Dann wäre der kleine Kerl wahrscheinlich schon längst draußen und ich hätte mir nicht in den letzten 12 Stunden Aufforderungen wie "pressen" und "weiter so" von der Ärztin anhören müssen.

„Der Kopf ist schon draußen sie haben es bald geschafft." klingt sich die Ärztin wieder ein und sie kann von Glück reden, dass sie keine Gedanken lesen kann.
„Wäre in dieser ganzen Zeit kein Fortschritt da unten passiert, dann hätte ich sie wahrscheinlich noch ermordet.

Ok vielleicht reagiere ich ein wenig über, aber diese Schmerzen schlagen zu sehr auf meine Nerven, um ruhig und gelassen zu bleiben...

„Ich glaube nie wieder einer Frau die sagt, dass die Geburt nicht so schlimm war." heule ich und umklammere Alessandro's Hand noch ein Stück fester, was ich bis zu diesen Moment für unmöglich gehalten hatte.

„Halte durch Baby. Gleich hast du es hinter dir. Nur noch ein bisschen." versucht Alessandro es erneut, was jedoch nicht unbedingt zu meiner guten Laune beiträgt.

NUR NOCH EIN BISSCHEN?!?!

„Ich schwöre dir, dass dein Schwanz nie wieder auch nur in die Nähe von mir darf."
Jammere ich gereizt und atme zitternd ein und aus, um mich etwas zu entspannen, was mir nicht unbedingt gelingt.

„Vielleicht sollten wir diese Konversation führen, wenn du wieder bei klarem Verstand bist."
Redet Alessandro auf mich ein und guckt zu dem Team von Ärzten. „Und wir keine Zuhörer haben."

Die Zuhörer waren mir gerade mehr als nur egal.
„Oh glaub mir ich bin bei klarem Verstand! So klar war der noch nie, denn das hier hat öffnet mir gerade sowas von die Augen!" Erwidere ich in einer Mischung aus Jammern und schimpfen und drücke seine Hand noch einmal fest, während eine Ärztin mir die Stirn tupft und ich mich noch ein letztes Mal aufbäume.

Ein lauter, kräftiger Babyschrei erfüllt den gesamten Raum und ich hebe meinen Kopf etwas.
„Sie haben es geschafft. Ich gratuliere ihnen zu ihrem Sohn!" glücklich und definitiv erleichtert atme ich auf und beobachte, wie die Ärzte ihn zu einem Tisch tragen, um ihn zu säubern.

„Er ist da!" Ich könnte schwören, dass ich Alessandro noch nie so breit habe grinsen sehen und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ebenfalls, wenn auch in einer etwas erschöpfteren Variante ebenfalls ein dickes Lächeln auf meinem Gesicht habe.

„Nah geh schon und hohl unseren Sohn hierher."
Fordere ich ihn schließlich auf.
An seinem Blick kann ich sofort erkennen, dass er Feuer und Flamme ist unser neues Familienmitglied kennenzulernen, doch mich nicht alleine lassen möchte.

Sein Adamsapfel bewegt sich, als er schluckt, bevor er meine Hand noch einmal liebevoll drückt und sie dann loslässt, um unseren Sohn kennenzulernen.

Als er mit wenigen Schritten bei der Ärztin ankommt, richtet sich seine ganze Aufmerksamkeit auf den kleinen Menschen auf dem Tisch, der leider Gottes von der Ärztin so abgeschirmt wird, dass ich ihn nicht ganz sehen, sondern nur hören kann.

Alessandro jedoch hat einen perfekten Blick auf ihn und scheint in einer völlig anderen Welt zu sein. Ich kann sehen wie er die Luft anhält und fasziniert beobachtet, wie die Ärztin unseren Sohn in eine kleine Decke wickelt, ihn hochhebt und ihm schließlich in die Hand drückt.

Mein Herz macht einen Satz, als ich Alessandro mit unserem kleinen Baby auf dem Arm sehe. Er hält ihn so vorsichtig, als würde er fürchten, dass der kleine bei der kleinsten Bewegung zerbrechen würde.

Noch immer schreit der Kleine, doch Alessandro stört es nicht, sondern er lächelt ihn an und seine Augen leuchten voller Glück und Liebe.

„So ungern ich auch euren Vater-Sohn Moment unterbreche, aber die Mutter des kleinen würde sich freuen, ihn auch kennenzulernen."
Schalte ich mich schließlich nach ein paar Minuten ein.

„Was hältst du von dem Namen Luciano?"
Vorsichtig legt Alessandro mir unseren Sohn in die Arme und Wärme breitet sich in mir aus.
Der kleine hört augenblicklich auf zu schreien und seine grauen Augen beobachten mich neugierig und aufmerksam.
„Ich finde Luciano ist ein toller Name für ihn." stimme ich Alessandro schließlich zu.

„Luciano Valentino also. Ich befürchte ich werde ihn zu sehr verwöhnen, wenn er diesen Blick behält." schmunzelt Alessandro und entlockt mir ein Lachen.

„Ich gehe jede Wette ein, dass ihm die Welt später zu Füßen liegen wird." seine Hand legt sich sanft auf meine, welche Luciano's Hand bedeckt und ich stimme ihm in Gedanken zu.
Luciano wird die Welt zu Füßen liegen.

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt