Ich spiele mit

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POV. Isabella
Das hat der jetzt aber nicht wirklich gesagt oder....?
Fassungslos und wütend schaue ich zu den Männern rüber, welche soeben mich als Preis für ihre Pockerspielchen vorgeschlagen haben. Dreckig grinsend und mit einem provozierenden Blick Richtung Alessandro beobachten sie unsere Reaktion. Sie scheinen sich alle ganz genau im Klaren zu sein, dass sie sowohl in der Überzahl sind und zudem in einem Schiff voll von Leuten, welche vielleicht schon zum Teil betrunken sind und zur lauten Musik tanzen. Die Musik übertönt zwar vieles, doch eine Schießerei ist wohl kaum zu überhören.

Die arroganten Gesichter, mit ihren dämlichen Grinsen, regen mich von Sekunde zu Sekunde mehr auf und ich muss meinen Blick abwenden um meine Fassung nicht zu verlieren.
Mein Blick liegt nun auf Alessandro und seine Wut scheint mindestens genauso groß zu sein wie meine und das will schon etwas heißen.

„Was hast du gerade gesagt?" Seine Stimme ist nicht besonders laut, doch jeder kann ihn noch genau verstehen. Die Bedrohlichkeit, die seine Stimme nun angenommen hat, jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken, doch ich habe keine Angst. Normale Menschen hätten jetzt wahrscheinlich die Angst ihres Lebens, doch auf mich hat seine Stimme eine ganz andere Wirkung. Ich fühle mich beschützt.

„Ich habe gesagt, dass es doch viel spannender wäre, wenn wir um etwas anderes wetten, als ständig nur um Geld und ich finde, dass es keinen besseren Wetteinsatz gäbe, als ein hübsches Mädchen."

Ich schlucke schwer und ich weiß nicht, wovor ich im Moment mehr Angst habe. Dass ich hinterher als Wetteinsatz fungiere, oder aber, dass es hier gleich Tode geben wird.

„Sie ist aber kein Preis von einer dämlichen Pockerrunde, also akzeptiere es oder suche dir wen anders zum Kartenspielen."
Alessandro versucht mit ganzer Kraft ruhig zu bleiben und nicht sofort alles und jeden abzuknallen, was Bewunderung in mir auslöst und ich lächelnd seine Hand in die meine nehme. Augenblicklich entspannt er sich ein wenig, doch seine Wut wird nicht unbedingt viel weniger.

„Ach Alessandro, du hast sie doch hierher gebracht. Du weißt ganz genau wer wir sind und was wir machen und da sie bestimmt nicht zum spielen hier ist ......"

„Wag es bloß nicht du-" Ich unterbreche Alessandro, indem ich ihn mit der Hand zu verstehen gebe, dass ich etwas sagen möchte. Alle Augen richten sich automatisch auf mich und anhand der fragenden und erstaunten Gesichtern ist zu vermuten, dass es wohl nicht allzuoft jemand gewagt hat, Alessandro zu unterbrechen und zum schweigen zu bringt.

„Wisst ihr was.... Ich denke ich spiele mit." Ich versuche selbstbewusst zu klingen und selbst ein bisschen zu lächeln.

Im Raum ist es kurz ganz still, bevor die Männer am Tisch in schallendes Gelächter verfallen und Alessandro sich zu meinem Ohr runter beugt. „Wieso hast du das getan? Du weißt nicht wie gut diese Typen sind. Sowohl im schummeln, als auch im Spiel selbst. Die tun eigentlich kaum was anderes in ihrer Freizeit, als im Casino rum zu hocken. Kannst du überhaut Pocker und so?"

Die Fragen überschlagen sich förmlich und ich kann nicht zu 100% sagen, welche Emotion bei Alessandro momentan am meisten vertreten ist. Ist es die Wut, darauf dass ich soeben eingewilligt habe mit diesen hinterhältigen Männern ein Spiel zu spielen, welches denen ihre Spezialität ist? Oder ist es die Angst um mich? Zudem scheint er sehr verwirrt und überrumpelt zu sein, was ich ihm nicht verübeln kann. Wenn ich ehrlich bin, dann wäre ich an seiner Stelle auch mehr als nur verwirrt, denn er weiß ja nichts von meiner Vergangenheit.

Schon seit ich 5 Jahre alt war, habe ich mit meinem Vater und meinen Opa Spiele wie Blackjack und Pocker gespielt.
Meinen Großeltern in Deutschland besitzen nämlich ein Casino und so kam eins zum anderen. Ich spielte so gut wie jeden Abend mit ihnen und im Alter von 11 Jahren, galt ich schon zu den besten Spielerinnen. Ich spielte bei Wettkämpfen und desto älter ich wurde, desto länger konnte ich im Casino bleiben und den Leuten das Geld abluchsen. (Natürlich blieb mein Opa immer in meiner Nähe während ich spielte)

Nun ist es schon knapp eineinhalb Jahre her, dass ich gespielt habe. Um genau zu sein habe ich nicht mehr gespielt, seit mein Opa gestorben ist. Seit diesem Zeitpunkt verband ich die ganze Spielerei, als schmerzhafte Erinnerung, welche ich, koste es was es wolle, in den hintersten Teil meines Gedächtnisses schieben und dort behalten wollte.

Doch nun sieht die Lage anders aus. Weigert sich Alessandro, dass ich der Preis des Spieles bin, dann wird es wahrscheinlich zu einer Auseinandersetzung zwischen ihnen kommen, was, wie Alessandro mir eben schon gesagt hat, auch für ihn nicht unbedingt risikofrei ist.
Akzeptiert er jedoch die Wette, dann sieht es wohl nicht so gut für mich aus und Alessandro würde wahrscheinlich durchdrehen.

Zusammengefasst, die einzige gewaltfreie Lösung ist, dass ich mitspiele. Also wende ich mich Alessandro zu und recke mich ein bisschen um ihn ebenfalls etwas ins Ohr flüstern zu können.
„Mach dir da mal keine Sorgen."
Diese Antwort scheint ihn nicht unbedingt zu gefallen, doch bevor er etwas erwidern kann, unterbricht uns einer der Männer, welche sich anscheinend wieder beruhigt haben.

„Weißt du überhaupt wie dieses Spiel gespielt wird süße? Nichts für ungut, doch das hier ist nichts für kleine Mädchen." Er scheint immer noch sehr amüsiert zu sein und die Lachtränen in seinen Augen, beweisen diese Vermutung.

„Kann ja nicht so schwer sein. Die Kartenspiele sind doch alle ungefähr gleich, also kann ich es ja mal versuchen."
Natürlich weiß ich, dass dies ganz und garnicht stimmt. Ich habe Jahre gebraucht um mir die ganzen Spiele einzuprägen und die verschiedenen Spielzüge zu verinnerlichen, doch das sollten sie noch nicht wissen. Es kann nur ein Vorteil sein, wenn die Gegner einen unterschätzen und unachtsam werden. Auch wenn sich dies nach den ersten paar Runden ändern wird, so habe ich schon einmal einen guten Start hingelegt.

Meine Aussage bringt die Männer erneut zum Lachen und Alessandro neben mir, welcher ja nicht Bescheid weiß, versteift sich.

„Das meinst du aber jetzt nicht ernst oder? Isabella du darfst hier nicht auf gut Glück spielen. Diese Männer sind keine, mit denen man wetten sollte und schon garnicht als Frau. Das wird nicht gut ausgehen und falls du nicht auf meinen Rat hören möchtest, dann denk später an meine Worte, wenn diese ganzen Männer dort tot und in ihrem eigenen Blut, auf dem Boden liegen, denn sei dir sicher, dass ich unter gar keinen Umständen zulassen werde, dass sie dich anrühren. Du gehörst mir und nur mir."

Seine warnende und bestimmende Stimme sendet Stromschläge durch meinen ganzen Körper und ich könnte augenblicklich dahinschmelzen. Doch dafür bleibt nun keine Zeit. Immerhin muss ich ja ein paar arroganten Säcken zeigen, wie man richtig spielt.

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt