POV.Isabella
Wieder und wieder laß ich die Worte, doch ich realisierte sie erst nach dem gefühlt hundertsten Mal. Diese ganze Geschichte war so surreal. Zu verworren um wahr zu sein.
Jedenfalls wünschte ich es mir. Ich wünschte mir wirklich vom ganzen Herzen, dass dies alles hier nur ein grausamer Albtraum war, aus welchen ich jeden Moment schweißgebadet aufwachen würde und die Schuld daran bei der Lüge suchen würde, welche meine Eltern mir bis vor kurzem noch aufgetischt hatten.Hatten sie mich also wirklich noch viel schlimmer belogen, indem sie mir so eine wichtige Information vorenthielten? Wieviel verschwiegen sie mir noch und wem konnte ich jetzt noch trauen, wenn ich es nicht einmal bei meinen eigenen Eltern mehr konnte.
Die ersten Tränen kullerten meine Wangen hinunter und verteilten mehrere Tropfen auf dem Blatt Papier, weshalb Lorenzo es mir behutsam aus der Hand nahm. Ihm war sichtlich anzusehen, wie überfordert auch er mit der ganzen Situation war.
„Es tut mir leid, dass du es so erfahren musstest. Ich hätte es mir vorher genauer durch den Kopf gehen lassen müssen, anstatt dich so damit zu überfallen."
Unter meinen Schluchzern hörte ich seine Stimme nur ganz leise und da ich kein Wort mehr rausbekam, schüttelte ich nur verzweifelt mit dem Kopf, um ihm verständlich zu machen, dass er nichts mehr sagen musste. Ich hatte genug gehört und auch gesehen und das einzige, was ich jetzt brauchte, war meine Ruhe und eine ordentliche Menge an Alkohol, um das bevorstehende Gespräch mit meinen Eltern überstehen zu können.
„Es tut mir leid." Seine Stimme war nur ein flüstern und ich hätte sie wahrscheinlich garnicht gehört, wenn ich mein Gesicht nicht inzwischen in meinen Händen vergraben hätte, welche die Laute, die ich von mir gab, zu einem gewissen Teil dämpften.
Ein leichtes Zucken durchfuhr mich, als ich Lorenzos Hand sanft auf meiner Schulter spürte und als ich den Kopf überrascht hob, war sie schon wieder weg. „Ich gebe dir mal einen kurzen Moment. Wenn du mich suchst, ich bin im Esszimmer. Es ist genau gegenüber."
Wie auf Autopilot nickte ich und schaute ihm noch nach, wie er durch die Tür verschwand, bevor mein Blick erneut zu dem Papier, was inzwischen auf dem Teetisch lag, fiel und ich wieder in Schluchzern und Tränen versank.
Am liebsten würde ich schreien, doch ich brachte keinen Ton heraus. Ich wollte aufstehen und wegrennen, sodass ich dieses ganze Chaos hinter mir lassen und vergessen konnte, doch mein Körper bewegte sich kein Stück. Wie ein Häufchen Elend kauerte ich in dem, mit Stoff überzogenen Sessel. Die Beine an den Körper gezogen und den Kopf auf meinen Knien abgelegt.
Ich weiß nicht, wie lange ich so da saß, doch irgendwann riss mich eine vertraute Stimme aus meinen Gedanken und ich wand mich zu der Tür, welche den Lärm auf der anderen Seite leicht dämpfte.
„Lasst mich auf der Stelle durch! Ich sage es nicht noch einmal." Alessandro's Stimme war laut und selbst von hier klang sie so wütend, dass ich um keinen Preis mit dem armen Kerl tauschen wollte, welcher in diesen Moment versuchte Alessandro zu beruhigen und davon abzuhalten, durch diese Tür zu treten.
„Ich würde sie ja gerne zu ihr lassen, doch ich habe strikte Anweisungen bekommen, dass niemand sie stören soll." startete der arme Mann einen erneuten Versuch, welcher jedoch alles andere als beruhigend auf Alessandro wirkte, denn dieser brüllte nur umso lauter.
„WOVON ZUM TEUFEL REDEN SIE? WOBEI SOLL ICH SIE NICHT STÖREN? WAS UM HIMMELS WILLEN GEHT DA VOR SICH?"
„Bitte beruhigen sie sich. Wir haben wirklich alles unter Kontrolle-" versuchte Antonio noch sich einzuschalten und den Mann zu unterstützen, doch im selben Moment wurde er auch schon von dem lauten Krachen der Tür unterbrochen, welche mit so einer Wucht und Schnelligkeit aufgerissen wurde, dass sie fast aus den Angeln gehoben wurde.
Ich erschrak mich so sehr, dass ich aufsprang und selbst für einen kurzen Moment vergaß zu atmen, geschweige denn zu weinen.
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Kidnapped by him | ✔️
Romance(Noch nicht überarbeitet) Nachdem die 18 jährige Isabella mit ihrem Abitur fertig geworden ist, zieht sie zu ihren Eltern nach Sizilien und von ihrer Oma und ihrer Heimat Deutschland weg. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt und es kann eigentlich nich...