Die Familie

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POV. Isabella
Erschrocken schnappe ich nach Luft. Ich bin zwar nicht davon ausgegangen, dass in "unserem" Zimmer zwei Betten stehen, doch es ist trotzdem erschreckend. Ich stehe seit circa fünf Minuten im Türrahmen und starre in das Schlafzimmer von Alessandro und mir. Es ist sehr modern und teuer eingerichtet, aber das interessiert mich momentan, erstaunlich wenig. Meine Augen bleiben an dem Bett hängen und mein Herz fängt an zu rasen. Das war's mit mir.

Mein Blick wandert wieder zu Alessandro, welcher teils gedankenverloren, teils angespannt das Zimmer betrachtet. Tja.... er musste ja auch unbedingt sagen, dass wir zusammen sind. Danke auch.

„Alsoooo....." fange ich an und breche so das Schweigen. „Was machen wir jetzt?"
Erst jetzt schaut Alessandro zu mir. „Ich werde einfach ein anderes Schlafzimmer suchen, wenn meine Mutter schlafen ist." sagt er. Ich nicke nur. Enttäuschung macht sich in mir breit, doch ich weiß, dass wir unmöglich im gleichen Zimmer, geschweige denn im gleichem Bett schlafen können.

POV. Alessandro
Noch immer stehe ich wie angewurzelt im Zimmer. Ich hatte an alles gedacht, nur nicht daran.
Noch nie in meinem Leben habe ich mir mit jemanden ein Zimmer oder ein Bett geteilt und seit dem, was vor fünf Jahren passiert ist und mir seitdem jede Nacht Alpträume beschert, erst recht nicht. Nur meine Mutter und Luca wissen darüber Bescheid und ich habe nicht vor, dies zu ändern.

Zum Glück hat dieses Anwesen mehrere Schlafzimmer und obwohl der gesamte West-Flügel momentan renoviert wird, weshalb nur noch halb so viele Schlafzimmer wie normalerweise verfügbar sind, sind immer noch mindestens 15 freie Schlafzimmer vorhanden. Ich werde einfach Abends in ein anderes schleichen und morgens wieder zurück gehen, bevor jemand etwas bemerkt.

Auf einmal ertönen Stimmen von unten und reißen sowohl mich, als auch Isabella aus unseren Gedanken. Wir beide waren anscheinend tief in unserer eigenen Welt gewesen.
„Ich gehe mal runter. Hört sich so an, als würde meine Mutter sich mit wem unterhalten." Ohne eine Antwort abzuwarten, verlasse ich das Zimmer und steige die Treppe hinab. Ich hatte nichts von irgendwelchen Gästen gewusst, weshalb ich mehr als nur verwirrt bin.

Ich erstarre. Vor mir stehen meine drei Cousinen, meine vier Cousins, meine Großeltern und Tanten und Onkels. Manche meiner Cousinen und Cousins haben ihre Partner oder Ehepartner mitgebracht und mir ist sofort bewusst, dass das hier eindeutig zu viele sind, als das ein Schlafzimmer frei bleiben würde. Scheiße.

Ich zwinge mir ein Lächeln ab und ziehe fragend eine Augenbraue hoch, als ich meine Mutter erblicke.
„Hallo. Wie schön euch wiederzusehen." begrüße ich meine Verwandten und umarme alle der Reihe nach.
„Alessandro Liebling. Ich habe ihnen schon von deiner Freundin erzählt und da wollten sie sie unbedingt kennen lernen." fängt meine Mutter an und ich würde alleine nach diesem Satz schon lieber aus dem Fenster springen, anstatt meiner Mutter weiter zuzuhören.
Bei uns steht die Familie immer an erster Stelle. Dies liegt zu einem großen Teil daran, dass wir alle zur Mafia gehören und wir uns aufeinander verlassen müssen und immer die Partner der anderen kennen müssen. Dies ist wichtig, da sie bald dazu gehören werde. Sie werden Kinder bekommen und müssen vertrauenswürdig sein.
Hoffentlich schafft es Isabella und sie wird meine Familie überleben. Denn darauf war sie nicht vorbereitet.

„Ich kann dir garnicht sagen, wie überrascht ich war, als ich hörte, dass du eine Freundin hast. Ich denke wir alle haben damit gerechnet, dass es bei dir noch dauern würde." meine Großmutter strahlt bis über beide Ohren und ich ringe mit ebenfalls ein Lächeln ab. Warum interessieren die sich nur alle so für mein Liebesleben? Das ist doch nicht mehr normal.

Auf einmal wandern alle Blicke an mir vorbei zur Treppe. Ich schließe meine Augen und versuche mich zu sammeln und zu beruhigen. Auch ohne dass ich mich umdrehe, weiß ich wer gerade hinter mir die Treppe runter kommt.

Nun drehe auch ich mich um und blicke in Isabellas geweiteten Augen. Sie ist definitiv nicht auf sowas vorbereitet gewesen, doch sie fängt sich erstaunlich schnell und lächelt herzlich.
Mir wird augenblicklich warm ums Herz und ich muss automatisch ebenfalls lächeln. Sie sieht aus, wie ein Engel. Ihre lockigen Haare fallen offen über ihre Schultern und sie trägt ein schlichtes weißes Sommerkleid, welches ihre Kurven betont.

Ganz am Rande höre ich begeisterte Laute, doch ich habe nur Augen für Isabella

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Ganz am Rande höre ich begeisterte Laute, doch ich habe nur Augen für Isabella.
Inzwischen ist sie bei uns angekommen und steht nun neben mir. Nach und nach begrüßt sie jeden mit einer liebevollen Umarmung und einen Luftküsschen links und rechts.
„Hallo. Ich bin Isabella. Ich freue mich euch kennen zu lernen." sie lächelt und ich frage mich erneut, wie sie diese Situation so gut meistern kann. Selbst meine zwei Onkel, welche normalerweise kühl und abweisen zu jeden sind und auch den jetzigen Partnern ihrer Kinder gegenüber abweisend waren, lächeln.

Ich entspanne mich und lege einen Arm um Isi, während ich ihr zährtlich einen Kuss auf das Haar drücke. Sie bekommt augenblicklich eine Gänsehaut und ihre Augen weiten sich für den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie sich wieder meiner Familie und deren Fragen widmet. Zufrieden grinse ich und widme mich dann ebenfalls dem Gespräch.

„Du bist so ein hübsches Mädchen. Ich wusste garnicht, dass Alessandro so einen guten Geschmack besitzt." witzelt meine Tante und ich verdrehe genervt die Augen. „Du weißt schon, dass ich hier stehe und dich hören kann oder?" gebe ich genervt zurück und fange mir einen tadelnden Blick von Isabella ein.
Daraufhin fangen meine Tanten an zu lachen. Na toll. Das kann ja mal was werden.

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Inzwischen ist es Abends und wir sitzen alle am Esstisch und essen. Der Tag verging wie im Flug und ich habe schon jetzt das Gefühl, dass meine Familie Isabella mehr mag als mich. Sie reden ununterbrochen mit ihr und es ist mir ein Rätsel, wie Isi überhaupt ihren Teller leer bekam, da sie die ganze Zeit irgendwelche Fragen gestellt bekam.
Momentan erzählt sie, wie sie Sizilien bis jetzt findet und wie sie sich auf die Gala freut. Erneut beginnt ein angeregtes Gespräch über die morgige Feier.

Ich habe schon lange aufgegeben, meiner Familie beizubringen, dass sie Isabella nicht ununterbrochen ausquetschen und voll texten  können, doch vergeblich. Zudem beschäftigt mich gerade nur ein Thema. Die bevorstehende und von Minute zu Minute näher kommende Nacht. Was soll ich bloß tun.

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt