Weil ich es so will

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Verzweifelt versuchte ich die Türen links und rechts von mir zu öffnen, doch vergebens. Keine der Türen gab nach. Ich saß in der Falle.

Ich hörte meinen flachen Atem und die näher kommenden Schritte. Ich konnte nirgends hin und versuchte mich damit abzufinden, dass ich jetzt richtig am Arsch war und hier wohl noch länger bleiben muss. Ich ließ mich mit den Rücken gegen die Wand fallen und schloss die Augen. Tränen liefen mir die Wangen runter und ich konnte gerade noch ein schluchzen unterdrücken. Ich war so froh meine Eltern wiederzusehen und dann verliere ich sie einem Tag wieder. Was sie wohl gerade tun? Haben sie schon gemerkt dass ich entführt wurde oder warten sie in genau diesem Moment zuhause auf meine Rückkehr? Noch mehr Tränen liefen meine Wangen hinab. Zwischen meinen leisen Schluchzern, hörte ich, wie die Schritte immer lauter wurden bis sie stoppten. Auch ohne das meine Augen offen waren, wusste ich, das er nun genau vor mir stand. Ich traute mich nicht meine Augen zu öffnen, unterdrückte jedoch die Schluchzer. Es genügt schon, dass er mich weinen sieht, da muss er es nicht auch noch hören.
„Ach süße. Ich hab dir doch gleich gesagt, dass es dir nichts bringt vor mir wegzulaufen. Hättest du gleich auf mich gehört, hätten wir uns das alles ersparen können."
Ich war mit seiner Hand mehr als nur bewusst, als er sie neben meinen Kopf an die Wand stützte.
„Es hat dir wohl die Sprache verschlagen. So kenne ich dich ja garnicht.Weißt du, du bist ganz schön stur, das muss ich dir schon sagen aber ich gebe dir einen Rat. Du wirst hier so schnell nicht weg kommen also akzeptiere deine Lage lieber gleich, du wirst sehen, dadurch wird es leichter."
Am liebsten würde ich ihm für diese Worte eine verpassen, doch ich war dafür zu erschöpft. Am meisten ärgerte mich seine ruhige Stimme, als er das sagte. Er klang dabei so einfühlend, was er aber mit ziemlicher Sicherheit nicht war. Zudem war er mir wieder viel zu nah. Kapiert er es immer noch nicht, dass ich es nicht leiden kann, wenn er so aufdringlich ist?
„Wenn du nicht sofort ein paar Schritte zurück gehst, bekommst du noch einen Tritt zwischen die Beine" fauchte ich ihn an, bevor ich langsam meine Augen öffnete. Zwar hatte ich eigentlich geplant ihn nicht mehr anzusehen, jedoch hielt ich es nicht länger aus ihn so nah zu spüren und ihm dennoch nicht zusehen. Ich bereute es sofort. Er war noch näher als ich dachte und binnen Sekunden verlor ich mich in seinen eisblauen Augen. Sie waren so tiefgründig, dass man sich glatt in ihnen verlieren konnte und doch so kalt, dass mich sofort ein Schauder überkam.
„Ich gebe dir noch einen zweiten Rat" fing er erneut an, während er so intensiv in meine Augen schaute, dass ich mich regelrecht zwang, seinen Blick standzuhalten und nicht sofort einzuknicken. „Während du hier bist, was sich so schnell auch nicht mehr ändern wird, ob du willst oder nicht, würde ich dir empfehlen nichts unüberlegtes zu tun. Das bedeutet keine Angriffe wie treten, beißen, schlagen usw. und keine Beleidigungen. Wenn du dich daran hältst wird es dir hier um einiges besser ergehen und ich lasse dich vielleicht auch mal aus deinem Zimmer." er flüsterte die Worte halb und ich wusste sofort, dass ich ihm lieber nicht widerspreche. Dies lag größtenteils auch an seinen Augen, welche meine immer noch gefangen hielten. Wenn ich ihn so sah, bekam ich kein Wort heraus, weshalb ich nur leicht nickte. Dies schien ihm fürs erste zu reichen, denn er ließ seine Hand neben meinem Kopf los und sagte zufrieden „na bitte warum denn nicht gleich so."
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte. Ich atmete zitternd aus, bevor ich ihn fragte „ Wer bist du und warum bin ich hier?" Meine Stimme klang ganz anders als sonst. Sie war ein bisschen heiser und ganz kleinlaut. So kannte ich mich garnicht, doch dieser Typ, von welchem ich gleich hoffentlich mal den Namen erfahre, hatte doch einen ganz schönen Eindruck auf mich gemacht. Er strotzte nur so vor Dominanz und Selbstsicherheit, dass selbst ich es nicht leicht hatte, ihm zu widersprechen.
„Bevor ich dir sage wie ich heiße, sag mir erst einmal deinen Namen."
Ich schluckte.
„Ich heiße Isabella Russo"sagte ich und fügte noch leise hinzu „wenn man schon jemanden entführt, sollte man wenigstens den Namen der Person kennen."
Seinem Gesicht zufolge hatte er es jedoch gehört und ich könnte mich sogleich ohrfeigen.
Zum Glück ging er aber nicht weiter auf den Kommentar ein, sondern fing an meine Fragen zu beantworten.
„Mein Name lautet Alessandro Valentino und ich bin der Anführer von der italienischen Mafia. Du bist hier weil ich es so will und mehr brauchst du auch garnicht zu wissen."
Ach du heilige Scheiße. Meine Situation ist ja noch schlimmer als angenommen. Er ist also auch noch ein Mafiaboss. Das erklärt jedenfalls diese große Festung mit allem drum und dran und sein ganzes Gehabe aber es erklärt nicht, was ich jetzt damit zu tun habe.
„Und wieso willst du, dass ich hier bin?" hackte ich nach und erwarte nicht unbedingt eine Antwort.
„Das ist nicht so wichtig und jetzt folge mir."
Ich stahl wie angewurzelt da. Was meint er mit "ist nicht so wichtig " was ist das denn für eine bescheuerte Antwort und wo will er jetzt überhaupt hin?
„Wohin gehen wir"fragte ich misstrauisch.
„Na zurück zu deinem Zimmer, was denkst du denn? Und wenn du mir jetzt nicht sofort folgst, werde ich dich tragen und das meine ich ernst."
Schnell folgte ich ihm, denn ich wusste, dass er es ernst meinte und ich ihn lieber nicht noch provozieren sollte. Diesmal nahmen wir den Fahrstuhl und als wir dann in "meinem" Zimmer ankamen ließ ich mich sofort auf das Bett fallen. Das laufen war schon wirklich sehr anstrengend gewesen und ich zitterte immer noch am ganzen Körper, vom Adrenalin. Augenblicklich fielen meine Augen zu und ich schlief ein. Verschwommen nahm ich noch wahr, wie sich eine Tür schloss, bevor ich komplett weg war und von eisblauen Augen träumte.

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt