Gespräch am Abend

7.8K 242 7
                                    

POV. Isabella
Mit langsamen Schritten schleiche ich die Treppe hinauf. Es ist kurz vor Mitternacht und somit Zeit zum Schlafen. Schlafen in einem Zimmer zusammen mit Alessandro. Wir beide wussten sofort, als wir seine Familie sahen, was das für uns bedeuten würde und hier waren wir nun.

Wie bestellt und nicht abgeholt blicke ich mich in dem Zimmer um. Noch nie habe ich mit einem Mann, welcher nicht zu meinem Familien- oder Freundeskreis gehört ein Bett geteilt. Bis jetzt.

Abwartend blicke ich zu Alessandro, welcher sich auf einen der Sessel setzt und mit seiner Hand durch sein volles Haar fährt, wobei er unwiderstehlich aussieht....

„Ich werde später schauen, ob noch ein Schlafzimmer frei ist." reißt er mich aus meinen Tagträumen.
Ich nicke nur und verschwinde im Bad, wo ich mich schnell dusche und fertig mache, bevor ich zurück ins Zimmer gehe.

Erschöpft lasse ich mich auf das riesige Bett fallen und schließe die Augen. Als plötzlich die Tür aufgeht und Alessandro lautlos hereinschleicht.

„Was machst du da?" Meine Stimme klingt verschlafen und ich knipse mit halb geschlossenen Augen das Licht an.
„Scheiße. Ich wollte dich nicht wecken, Schlaf weiter."  Er nimmt erneut auf einer Couch  Platz und macht Anstalten, sein Handy rauszunehmen.

„Ist kein Zimmer mehr frei?" frage ich direkt und ziehe seine Aufmerksamkeit nun endgültig auf mich.
„Nein. Die sind alle belegt und weil die alle so einen leichten Schlaf haben und öfters in der Nacht aufstehen, kann ich das Wohnzimmer vergessen, doch mach dir keine Gedanken darüber.

Ein Gefühl von Enttäuschung und Unbehagen macht sich in mir breit. Ich kann ihn doch nicht einfach so sitzen lassen, mit dem Wissen, dass er nirgends schlafen kann, außer auf so einer unbequemen Couch.

Ich sehe ihn auffordernd an und klopfe neben mich aufs Bett, was mir einen fragenden Blick seinerseits einbringt.
„Was hast du vor?" fragt er misstrauisch. Tja das frage ich mich auch.
„Naja.... also jetzt bin ich ja eh wach ...... und wir können ja .... reden ..... oder so." Zum Ende hin werde ich immer leiser und ich könnte mich für meine Dummheit ohrfeigen.

Er mustert mich und fängt plötzlich an zu grinsen. „ Also mir würde da noch etwas besseres einfallen." Er lächelt mich süffisant an, während ich nur empört aufschnaube und meinen Kopf in die andere Richtung drehe um die Röte auf meinen Wagen zu verstecken.
„Wovon träumst du Nachts?" gebe ich beleidigt von mir, während ich immer noch die Wand anstarre.

„Das willst du garnicht wissen, glaub mir." murmelt er leise und mein Gefühl sagt mir, dass es nicht für meine Ohren bestimmt war. Verwirrt schaue ich ihn an, doch seine Miene wirkt verschlossen und nach kurzem Zögern, steht er von der Couch auf und setzt sich neben mich auf das Bett. Mein Magen beginnt zu kribbeln und ich schaue überall hin, nur nicht zu ihm. Aus dem Augenwinkel nehme ich war, dass er mich nachdenklich mustert und ich suche verzweifelt nach irgendeinen Thema, mit welchem ich dieses seltsame Schweigen beenden kann.

„Und.... freust du dich schon auf die Gala morgen?" frage ich das erste was mir durch den Kopf geht.
„Nicht dein Ernst!" stöhnt er und lacht leise. „Ihr habt schon den ganzen Abend über diese verdammte Gala geredet und jetzt sind wir meine Familie los und du redest immer noch darüber." seufzend lässt er sich nach hinter auf das Bett sinken und verschreckt seine Arme hinter den Kopf, wodurch sein T-Shirt ein bisschen nach oben rutscht und einen Teil seines ziemlich gut durchtrainierten Körpers freigibt.

Ich schlucke schwer und wende schnell meinen Blick ab, was ihn anscheinend ziemlich zu amüsieren scheint.

„Also ich finde, dass die Gala ein ziemlich interessantes Thema ist, immerhin veranstaltet sie deine Mutter un-" fahre ich fort um von mir abzulenken, werde jedoch von Alessandro unterbrochen, indem er sich auf einmal das T- Shirt über den Kopf zieht und es vor das Bett auf den Boden schmeißt, bevor er sich wieder hinlegt.

„W-was macht d-du da?" stottere ich geschockt und mein Blick wandert wie von automatisch zu seinem definierten Sixpack.
„Wonach sieht es denn aus? Ich ziehe mich aus." reißt mich seine Stimme wieder zurück in die Gegenwart und ich schaue schnell wieder in sein Gesicht, was vor Belustigung und Selbstgefälligkeit strotzt. Er hat definitiv meinen Blick bemerkt und würde mein Körper nicht wie angewurzelt auf dem Bett sitzen bleiben, dieser Verräter, dann würde ich spätestens jetzt aus dem Fenster springen. Man ist das peinlich.

„J-ja das s-sehe i-ch, aber w-warum z-ziehst du d-dich aus?" bekomme ich schließlich mehr oder weniger zustande.

„Weil es warm ist und ich keine Lust habe, mich in meinen Sachen, welche ich den ganzen Tag an hatte, hinzulegen." sagt er nur und klingt dabei so, als wäre das die einzige sinnvolle Lösung die es gibt. Moment mal.... was meint er mit hinlegen? Ihm ist doch hoffentlich bewusst, dass wir uns nur unterhalten und er danach gefälligst sein eigenes Bett aufsucht.

„Wir reden nur." gebe ich ihm vorsichtshalber zu verstehen, wodurch ich mir einen verwirrten Blick einfange. Dieser verschwindet nach ein paar Sekunden jedoch wieder, da er es nun auch verstanden hat, darauf ich hinaus will.
„Achsoooo, du denkst ich meine mit hinlegen, dass ich mit dir schlafen." Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt.
„Im Sinne von im selben Bett natürlich." fügt er schnell noch hinzu, als er meinen entsetzten Blick bemerkt und ihm die Zweideutigkeit seines Satzes bewusst wird.

„Nein. Also da musst du dir definitiv keine Sorgen drum machen. Ich schlafe nie mit einer Person im selben Bett. Ich warte hier, bis ich mir sicher bin, dass die Luft rein ist und alle schlafen und dann suche ich nach einem Ort, wo ich ungestört schlafen kann. Jetzt reden wir nur."

Erleichterung macht sich in mir breit und ich entspanne mich zunehmend. Zwar ist da noch ein klitzekleiner Teil in mir, der enttäuscht über deine Worte ist, doch den ignoriere ich geflissentlich.

~~~~

Nach ungefähr einer Stunde, wo wir uns unterhalten haben, werde ich langsam müde und ich muss mich wirklich anstrengen meine Augen offen zu halten.

Die meiste Zeit habe ich geredet und von meinem Leben und meiner Kindheit erzählt. Wie ich mich nach langem hin und her mit meiner Mutter entschieden habe meine Schule in Deutschland zu beenden, was ihr nicht unbedingt super gefiel , sie es jedoch nach einer Zeit akzeptierte. Zudem erzählte ich ihm davon, wie ich damals von meiner Mutter zum Tanzen angemeldet wurde, nachdem ich mich in Judo, Volleyball und Badminton versucht hatte und dort kläglich gescheitert bin. Im Tanzen war ich mit der Zeit jedoch ziemlich gut geworden und es wurde zu einem richtigen Hobby.

Zusammengefasst, ich redete ohne Punkt und Komma, was für mich Abends vollkommen normal ist, da ich, wenn es später wird, immer anfange, alles mögliche zu erzählen. Alessandro hörte die ganze Zeit aufmerksam zu und erzählte nur gelegentlich etwas über sich, doch viel war es nun auch wieder nicht. Am Ende war ich bei ihm fast so schlau, wie zu Beginn, doch der Gedanke zählt.

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt