Unerwartete Wende

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POV. Alessandro

Wenn wir auf dem Hinflug schon schnell waren, dann weiß ich nicht, wie ich den Rückflug beschreiben soll.
Natürlich hat es für meinen Geschmack immer noch zu lange gedauert und ich habe dem Piloten nicht nur einmal einen Besuch abgestattet um zu fragen, ob es nicht noch schneller geht, doch wir haben tatsächlich nur die Hälfte der Zeit gebraucht, die wir bei normaler Geschwindigkeit benötigt hätten.

Arturo der dämliche Dreckssack ist separiert in den hinteren Abteil des Flugzeugs verfrachtet worden, wo Luca und zwei weitere meiner Männer darauf aufpassen, dass er auf keine dummen Gedanken kommt oder ausversehen wegstirbt.

Nur gelegentlich schaue ich mal nach, um über mögliche Hinweise oder Informationen informiert zu werden, die Arturo vielleicht inzwischen preisgegeben hat, doch natürlich kommt auch dabei nichts Neues raus.
Wir haben beschlossen ihn erst in Sizilien weiter zu befragen und von alleine redet er auch nicht, was mich nicht sonderlich überrascht, wenn man bedenkt wieviele Methoden ich anwenden musste, um an eine einzige mickrige Information zu gelangen.

„Du hast ihn wirklich fast umgebracht...." Luca lässt sich gegenüber von mir auf den Sessel fallen und schüttet sich ein Glas Champagner ein, bevor er sich zurücklehnt und mich nicht aus den Augen lässt, während er einen großen Schluck nimmt.

„Wie du siehst lebt er noch also kannst du dir deine vorwurfsvollen Blicke sonstwohin stecken." murmle ich leicht genervt und greife ebenfalls nach meinem Glas.

Mir ist wirklich mehr als bewusst, dass wir niemanden umbringen sollten, dessen Informationen wir noch brauchen, doch es könnte sein, dass Isabella tod ist und das ist seine Schuld.

Der Gedanke wie ihr weicher und warmer Körper, kalt und blass daliegt, während sämtliches Leben aus ihren Augen weicht bringt mich regelrecht um meinen Verstand.

„Er lebt... da hast du recht." Sein skeptischer Blick richtet sich auf die Tür, die uns von Arturo trennt. „Jedenfalls gerade so.... Vielleicht sollten wir lieber jetzt schon mit der Befragung anfangen. Er sieht wirklich nicht mehr besonders gut aus und wir riskieren, dass er noch vor unserer Ankunft in Sizilien stirbt."

„Dann sorgt dafür, dass er es nicht tut. Wir warten! Ich will mir für ihn alle Zeit der Welt nehmen." Mein Griff um das Glas wird mit jeder Sekunde fester und ich stelle es schnell wieder auf den Tisch, damit ich es nicht noch zerquetsche.
Ich kann Luca zwar in dieser Hinsicht verstehen, doch momentan bin ich nicht sonderlich konzentriert und das Risiko ist enorm hoch, dass mir mein Messer erneut "ausversehen" abrutscht und der Betroffene diesmal nicht mehr so gut davon kommt.

„Außerdem stehen seine Überlebenschancen momentan besser, wenn er nicht in meiner Nähe ist. Glaub mir."
Füge ich mit einem Augenverdrehen hinzu, als Luca mich immer noch vorwurfsvoll betrachtet und das Glas gedankenversunken in der einen Hand kreisen lässt, sodass die helle Flüssigkeit leicht hin und herschwappt.
„Wenn du das sagst..." resigniert seufzend gibt er sich geschlagen.

Hast du schon eine Schwachstelle über ihn herausgefunden? Familie? Freunde? Geliebte? Irgendetwas?"
Ein Blick aus dem Fenster verrät mir, dass wir jede Minute in Palermo landen sollten und als ich mein Anwesen erkenne, macht sich eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Unruhe in mir breit.

„Seine Eltern sind vor Jahren gestorben und er ist mit seinem jüngeren Bruder in diese Organisation gekommen."
Nun schaut auch er aus dem Fenster und ich habe das komische Gefühl, dass er mir nicht in die Augen sehen will.

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt