Verrat

5.6K 173 33
                                    

POV. Isabella
Mein Herz glich einem Presslufthammer, als wir schließlich vor dem mittelgroßen Haus hielten, welches einmal mein Zuhause werden sollte. Inzwischen klang dieser Gedanke ziemlich absurd. Hätte ich überhaupt jemals die Wahrheit erfahren, wenn ich nicht von Alessandro und späte von meinem Vater entführt worden wäre?
„Alles gut bei dir?" riss mich Alessandro's Stimme wieder ins hier und jetzt.

„Ja ich denke schon." versuchte ich ihn, und mich gleich mit, zu überzeugen, was mir anscheinend nicht besonders gut gelungen war, denn Alessandro blickte mich besorgt an und sein Blick wanderte zu meinen Händen, welche ich anscheinend unbewusst in den Stoff meines Kleides vergraben hatte.
Sofort lies ich den Stoff los und versuchte mich an einem beruhigendem Lächeln, bevor der Chauffeur mich rettete, indem er die Wagentür öffnete.

Erneut lies ich meinen Blick über das Grundstück wandern, bevor etwas besonders meine Aufmerksamkeit beanspruchte. Erst jetzt bemerkte ich die 3 schwarzen SUVs, welche ebenfalls vor dem Haus standen und Verwirrung breitete sich in mir aus und vertrieb für einen Moment selbst meiner Nervosität.

„Alessandro?"
Rief ich unsicher Richtung Limo, aus welcher Alessandro in diesem Moment ebenfalls ausstieg.
„Ja?"
„Gehören die zu dir?" ich zeigte zu den Autos und lenkte somit auch Alessandro's Blick auf sie.

Seiner Mine nach zu urteilen, welche nun ziemlich überrascht und zugleich ernst wirkte, war die Antwort Nein.

„Nein..... Ich bin aber davon überzeugt, dass dein Vater deiner Mutter ebenfalls einen Besuch abstatten wollte."

Ich schluckte schwer und versuchte nicht in Panik zu verfallen, während ich daran dachte, dass ich gleich nicht nur mit meiner Mutter und meinem Stiefvater, sondern auch noch mit meinem leiblichen Vater in einem Zimmer sein würde.

„Sollen wir vielleicht später wiederkommen und-" versuchte Alessandro eine Lösung zu finden, wurde jedoch durch einen Lauten Knall unterbrochen, welcher aus dem Haus drang.

Geschockt schauten Ich Alessandro an, welcher inne hielt, bevor er seinen Zeigefinger vor die Lippen hielt, um mir zu signalisieren leise zu bleiben. Mit der anderen Hand griff er nach seiner Pistole und entriegelte sie.

Meine Atmung beschleunigte sich noch mehr und ich versuchte verzweifelt meine Fassung zu behalten, was mir jedoch nicht besonders gut gelang und Tränen in meine Augen stiegen.

Das war ein Schuss!!! Was geht da vor? Ist jemand tod.... Hat mein Vater meine Mutter oder meinen Stiefvater gerade erschossen.....?

Alessandro legte mir beruhigend seine Hand auf die Schulter. Ich hatte garnicht bemerkt, dass er inzwischen zu mir gekommen war, doch nun stand er direkt vor mir und verbarg meinen Blick vor dem Haus.

„Steig ins Auto und warte dort auf mich. Ich gehe rein."
Seine Stimme war ernst und lies keinen Widerspruch zu, welchen ich ihm wahrscheinlich eh nicht geleistet hätte, wenn es hier nicht um meine Familie gehen würde.
Panisch schaute ich in die Leere und mied seinen Blick.
„Isabella ich meine es Ernst! Du steigst jetzt in das Auto und wartest hier!" Seine Stimme klang wütend und zugleich verzweifelt, was ich von ihm noch garnicht kannte. Seine Hände packten meine Schultern und rüttelten mich, damit ich meine Augen und Aufmerksamkeit auf ihn richtete und nicht mehr so abwesend ins Nichts starrte, doch ich tat es weiterhin.
„Isabella ich weiß, dass es um deine Eltern geht, doch du kannst dich nicht blindlings darein begeben!"

Erneut unterbrachen mehrere Schüsse die Stille und mein Herz rutschte mir in die Hose.
Wie in Trance riss ich mich von Alessandro los, welcher durch die Schüsse kurz abgelenkt war und seinen Griff etwas gelockert hatte.

„ISABELLA KOMM ZURÜCK!!!!"

Hörte ich ihn noch gedämpft hinter mir rufen, während er mir hinterher lief.
Normalerweise hätte er mich wahrscheinlich sofort wieder eingeholt, doch mein Adrenalin verschaffte mir eine Geschwindigkeit, welche es mit ihm aufnehmen konnte.

Die Tür des Hauses stand sperrangelweit offen und ich lief ohne weiteres hinein. Unbewaffnet und ohne einen Plan.

Aufgebrachte Stimmen drangen aus dem Wohnzimmer und ich beschleunigte noch mehr, bis ich schließlich in dem Raum zum stehen kam. Im selben Moment in dem ich stand, wurde ich auch schon herumgewirbelt und von Alessandro's Körper abgeschirmt. Sein breiter Rücken nahm mit fast meine komplette Sicht, doch an den Seiten erkannte ich mehrere Personen, welche alle sofort verstummten und uns überrascht und geschockt zugleich anstarrten.

Auf der einen Seite des Raumes stand mein Vater, welcher von dreien seiner Männer umringt war. Ein weiterer saß auf den Boden und lehnte mit dem Rücken an der Wand, während an seinem Bein Blut hinunterfloss.
In den Händen hatten meine Vater und seine Männern Pistolen.

Auf der anderen Seite von Alessandro's Rücken konnte ich meinen Stiefvater erkennen. Links und rechts von ihm standen zwei kräftige Männer, welche ihn an den Armen festhielten und der eine gerade versuchte, ihm eine Waffe aus der Hand zu reißen.

Hatte er etwa auch geschossen??!! Und seit wann hatte er eine Waffe?! ... Obwohl... naja wenn er in einer Mafia ist, dann hätte man sich das eigentlich schon denken können.

Zehntausende von Gedanken stürzten auf mich ein und ich biss meine Zähne fest aufeinander, um nicht erneut loszuheulen.

Mein Blick wanderte neben meinen Stiefvater und ich befürchtete, dass ich jeden Moment zusammenbrechen würde. Auf dem Boden lag meine Mutter, welche offenbar eine Kugel in den Bauch bekommen hatte und sich vor Schmerzen in ihrem eigenen Blut krümmte.

„Isabella...."
Versuchte mein Vater, seine Sprache wieder zu finden, doch er schien nicht zu wissen, was er sagen konnte.
Ich hörte ihn sowieso nur ganz leise, zwischen den Pfeifen in meinen Ohren.

„Was habt ihr getan...."
Meine Stimme war schwach und in meinem Kopf drehte sich alles, während ich mich an Alessandro vorbeischob und mich neben meine Mutter auf den Boden fallen lies.

Verzweifelt riss ich ein Stück meines Kleides ab und presste den Stofffetzen auf die klaffende Wunde.
Ein schmerzhaftes Stöhnen entwich meiner Mutter und sie öffnete leicht die Augen.
In ihnen stand die Trauer und eine Träne kullerte über ihr Gesicht, bevor sie mühsam ihren Arm hob und mir über meine Wange strich.

„Mein Kind. Du bist da." brachte sie heraus und ich schluchzte, während ich ihr Hand an meiner Wange, mit meiner eigenen umschloss.
„Natürlich bin ich da. Ich bin immer da."

Meine Mutter lächelte schwach.
„Es tut mir so leid Schatz. Ich wollte es dir schon immer-" sie hustete und Blut kam aus ihrem Mund. „-sagen doch ich wusste nie wie."

„Alles ist gut. Ruh dich aus wir können später darüber reden." ich heulte inzwischen wie ein Wasserfall und mein Herz zerbrach in tausend Stücke, während ich meine Mutter sah, wie sie in ihrem eigenen Blut lag.

„Du bist so eine wundervolle Tochter." erneut hustete sie und weiteres Blut kam aus ihrem Mund.
„Ich wusste, dass mir meine Leichtsinnigkeit irgendwann zum Verhängnis werden würde."

Verwirrt schaute ich sie an.
„Was meinst du damit? Das hättest du doch nicht wissen können."

Eine Furche bildete sich auf ihrer Stirn.
„Wer glaubst du, hat auf mich geschossen?"
„Vater?"
Unsicher schaute ich zu meinem Vater am anderen Ende des Raumes. Traurig schaute er mich an und senkt seinen Blick, während er seinen Kopf leicht schüttelte.

Dann musterte ich seine Leute, deren Blicke an mich vorbei gerichtet waren.
Ich folgte den Blicken, bis ich zu meinem Stiefvater gelang und geschockt in ein selbstzufriedenes Grinsen schaute.

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt