Entschluss

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POV. Isabella

„Ich kann nicht mehr." jammernd setze ich mich auf und schaue trotzig zu Emilia, die gerade eine kompliziert aussehende Yogaübung ausprobiert .

Inzwischen sind zwei Monate seit meinem "Unfall", wenn man das so nennen kann, vergangen und meine Wunden heilen von Tag zu Tag mehr ab. Selbst die Schmerzen haben etwas nachgelassen, was Emilia sofort als Erlaubnis sah, mich mit Krankengymnastik und leichten Yogaübungen zu foltern, die von meiner Ärztin abgesegnet wurden.
Was für eine Verräterin.

„Du machst jetzt schon schlapp? Wir sind erst bei der 10 Übung."

Entrüstet verschränkt sie ihre Arme vor der Brust.

„Du hast leicht reden. Mach du einmal halb durchlöchert und schwanger Sport."

Um meine Worte zu verdeutlichen, lege ich meine Hand sanft auf den, inzwischen schon etwas rundlicheren Bauch und greife mit der anderen nach meiner Wasserflasche.

Sport war noch nie meine große Leidenschaft gewesen und mein Lebensmotto "Sport ist Mord" setzt sich immer weiter in meinem Gehirn fest.
Ich kann und will die Menschen nicht verstehen, die sich so etwas freiwillig antun und Zeit darin investieren zu schwitzen und am ganzen Körper Schmerzen zu haben.

Ich nehme einen großen Schluck von der kühlen Flüssigkeit und schaue zu dem Exemplar neben mir.

„Du kannst nicht immer alles auf deinen aktuellen "Zustand" schieben und Faulheit entschuldige ich nicht!" demonstrativ deutet sie auf ihren Zettel. „Und nun Übung 11."

„Wieso hasst du mich bloß so sehr..." grummelnd lege ich mich mit dem Rücken auf die Sportmatte und hebe und senke mein eines Bein, wie in der Übung gezeigt.

„Geht doch." ein triumphierendes Grinsen breitet sich auf Emilias Gesicht aus und ich will ihr gerade widersprechen, dass garnichts mehr geht und ich auf der Stelle ein Beatmungszelt brauche, als die Tür geöffnet wird und Alessandro im Türrahmen erscheint.

Seine Miene ist ausdruckslos wie immer, wenn wir nicht alleine sind, doch ich erkenne die Erschöpfung, die sich in seinen blauen Augen widerspiegelt.

Seit unserem übereilten Aufbruch im Krankenhaus sitzt er täglich stundenlang in Besprechungen oder vor irgendwelchen Papieren auf seinem Schreibtische.

Die Erschöpfung wird von Tag zu Tag mehr und es macht mich schier verrückt, nicht zu wissen, was vor sich geht.
Es muss etwas Schlimmes sein, sonst würde Alessandro nicht so viel Zeit hinein investieren und das Haus von allen Seiten doppelt so stark bewachen lassen.

Selbst mein Vater wirkt dauerhaft angespannt, während er hier ein und aus geht, um nach mir zu gucken und dann für die meiste Zeit in Alessandro's Büro zu verschwinden.

„Alles klar bei euch?" misstrauisch begutachtet Alessandro Emila, mich und die Sportsachen.
Er hat den Gedanken, dass ich schon jetzt wieder anfange Sport zu machen, genauso entgeistert aufgenommen wie ich und platzt seit dem des Öfteren in unsere Trainingssessions.
Nicht, dass ich etwas gegen Unterbrechungen habe, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Emilia ihn früher oder später umbringen wird, steigt mit jedem seiner Besuche.

„Ja Alessandro, wie auch schon bei den letzten vier Malen, als du hier reingeplatzt bist, geht es uns super. Wenn du dich wieder an die Arbeit machen musst, verstehen wir es vollkommen."

Super?!?
Ich schnaube verächtlich und fange mir sofort einen tötlichen Blick von Emilia ein.

Alessandro ignoriert Emilias spöttischen Kommentar und kniet sich neben mich.
„Für Heute ist es genug. Du solltest dich schonen."

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt