Die Schwachstelle

7.5K 234 14
                                    

POV.Alessandro
Bei dem Wort Sohn spüre ich den Drang, meine Pistole rauszuholen und ihn solange abzuknallen, bis er einem Schweizer Käse gleicht, doch ich habe andere Pläne.

„NENNE MICH NIE WIEDER SOHN! HAST DU DAS KAPIERT?!"
Ein ekelhaftes Grinsen erscheint auf seinem Gesicht und ich erinnere mich, dass ich mich zusammenreißen muss. Ich kann es unter gar keinen Umständen zulassen, dass er eine Genugtuung verspürt, indem er mich provoziert und ich die Fassung verliere.

„Aber wieso nicht? Ich bin doch dein Vater." Seine Stimme trieft nur so vor Belustigung und meine Freude, seine Visage zu polieren, wächst ins unerlässliche, doch ich bleibe ruhig.

„Mein Vater ist für mich gestorben. Du bist auf dem Formular vielleicht mein Vater, doch ich kann dir versichern, dass mich dies nicht im geringsten davon abhalten wird, dich zu töten. Nein es ist mehr ein Argument, warum ich es unbedingt tun möchte."
Meine Stimme ist monoton und so emotionslos, dass in seinen Augen kurz Angst und Erstaunen aufflackern, bevor er sich wieder fängt.

„Ach ist das so. Sag bloß du bist immer noch sauer, dass ich sie habe sterben lassen. Ich verstehe ja, dass dir nicht immer alle meine Entscheidungen gefallen haben, doch es war steht's zu deinem Besten. Außerdem ist das jetzt nicht unbedingt ein Grund, den eigenen Vater zu töten. Findest du nicht auch?"

„Wie kannst du es wagen....." Zische ich durch meine Zähne. „.... sie war meine Schwester und deine Tochter und nur zur Info, du hast sie nicht sterben lassen, nein du hast sie ermorden lassen, nur weil du zu Stolz warst um einen verfluchten mickrigen Teil deines Imperiums abzugeben. Was ist bloß falsch mit dir?!"

Ich greife nach meiner Pistole und richte sie mitten auf den Punkt auf seiner Brust, wo eigentlich ein Herz sein sollte, bei ihm jedoch nur ein Loch ist.

„Was denkst du denn? Wenn ich einmal nachgebe, dann wollen die anderen auch etwas und wer weiß, vielleicht hätten sie sie ja trotzdem umgebracht. Verstehe doch, ich habe dich beschützt. Meinen Nachfolger zu beschützen ist eines der wichtigsten Aufgaben in meinem Leben und ob du es glaubst oder nicht, aber ich bin nicht gerade begeistert von der Idee, dass es sich rumspricht, dass ich denen die meine Kinder bedrohen, einen Teil meines Imperiums überlasse. Nein danke."

„Mir fehlen echt die Worte, wie du schon wieder anfängst alles zu verdrehen, dass es sich so anhört, als hättest du keine andere Wahl gehabt und alles nur zu unserem besten getan. Du hast deine eigene Tochter umbringen lassen und das nur um deinen Ruf zu behalten."
Erneut flackern Bilder vor meinem inneren Auge auf, wie der leblose Körper meiner kleinen Schwester auf den Boden sackt und ich überlege ernsthaft ihn nicht vielleicht doch gleich hier sterben zu lassen, damit ich es hinter mir habe und ihn nicht länger mit seinem Bullshit, den er von sich gibt, ertragen muss.

„Natürlich habe ich es zu unserem Wohl getan. Ob du willst oder nicht, doch das Leben meines Nachfolgers ist wichtiger, als das der kleinen Schwester und ich hatte auch keine andere Wahl. Hätte ich damals nachgegeben, dann gäbe es vielleicht keine Mafia mehr und du wärst jetzt nicht der Anführer von einem so riesigen Imperium."

Das ist zu viel. Mein Finger wandert zu Abzug meiner Waffe, als mein Vater weiter redet. Diesmal mehr zu sich selbst, aber trotzdem sorgfältig darauf bedacht, dass ich es auch ja höre.

„Isabella ..... hübscher Name muss ich schon sagen. Ich hab gehört, sie sei die Tochter von Mr. und Mrs. Russo .... und sie sein so schön, dass sie alle Blicke auf sich ziehen würde."

Ich spanne mich schlagartig an. Diesmal jedoch nicht aus Vorfreude .... Nein. Zum ersten Mal, seit mehreren Jahren, spüre ich Angst. Sie überrollt mich in riesigen Wellen und ich drohe in ihr zu ertrinken. Es ist geradezu unglaublich, wie ich mich in so kurzer Zeit, so auf sie eingelassen habe.

Anfangs fand ich sie einfach nur interessant, da sie die erste war, die nicht vor Angst oder vor Begehren komplett im meinen Bann stand. Nun stehe ich hier und alleine ihren Namen aus seinem Mund zu hören, bringt das Fass zum überlaufen.

„HÖR AUF!" Ich schreie ihn so laut und wütend an, wie ich es in meinem Leben noch nie war und nicht nur er, sondern auch Luca und alle anderen in diesem Raum Zucken vor Schreck in sich zusammen.

„Da hab ich wohl einen wunden Punkt erwischt was? Ach Alessandro... sie ist nur ein verlogenes Mädchen, was es auf dein Geld und deine Macht abgesehen hat. Sie ist nur ein Hindernis und muss so schnell wie möglich weg, bevor es zu Spät ist. Ein Schwachpunkt ist das letzte was du gebrauchen kannst und wenn du sie nicht loswirst, dann werde ich es übernehmen und wenn ich das hier nicht überlebe dann gibt es immer noch ein Dutzend von Personen, welche diesen Schwachpunkt ausnutzen werden."

Wie automatisch drücke ich den Abzug und verpasse ihm zwei Kugeln. Eine ins Herz und eine zwischen die Augen. Er sackt leblos, wie auch damals meine Schwester, in seinem eigenen Blut, zusammen.

Eine Weile betrachte ich monoton das Bild vor meinen Augen, bevor ich mich umdrehe und ohne ein weiteres Wort zu sagen, den Raum verlasse und kurz darauf an meinem Auto stehe.

Auch hier draußen ist inzwischen alles geregelt und bis auf drei Personen wurden alle Gegner getötet. Die drei Überlebenden hingegen nehmen wir mit, um ein paar Information zu bekommen.

~~~~

Erschöpft betrete ich die Villa und ich habe nur einen Gedanken. Isabella
Langsam schleiche ich die Treppe hinauf und gehe den Flur entlang, zu unserem Schlafzimmer.

Auf Zehenspitzen schleiche ich Richtung Bett um Isabella noch einmal zu betrachten, als ich plötzlich, mit voller Wucht, mit einem Fuß gegen die Bettkante stoße.
Ich zische schmerzlich auf und eine Nachttischlampe wird angeknipst.
„Alessandro?" eine verschlafene und verwirrte Isabelle guckt mich mit gerunzelter Stirn und halb geschlossenen Augen an und versucht sich wahrscheinlich gerade ein Bild von dieser Situation zu machen.

Na klar ist mir bewusst, dass es nicht unbedingt den besten Eindruck macht, dass ich so spät morgens erst zurück komme und bevor sich Isabella noch irgendeine absurde Geschichte zusammenreimt suche ich schnell nach einer halbwegs plausiblen Erklärungen.
„Isabella... es tut mir leid ich wollte dich nicht wecken. Ich musste noch etwas wichtiges mit Luca klären, das hat ein bisschen länger gedauert.

Isabella nickt nur und reibt sich verschlafen die Augen, bevor sie mein Handgelenk plötzlich packt und mich neben sich aufs Bett zieht. Ihren Kopf schmiegt sie an meine Brust und den einen Arm schlingt sie um meine Hüfte, bevor sie ihre Augen erneut schließt und binnen Sekunden wieder eingeschlafen ist.

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt