Rache

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POV. Isabella
Unruhig rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her, während ich abwechselnd die weiße Wand vor mir und die Tür zum Op-Saal beobachte. Ich weiß nicht wie viel Zeit schon vergangen ist, seitdem Alessandro operiert wird, doch ich weiß nur zu gut, dass es kein gutes Zeichen ist, wenn alle paar Minuten Ärzte hektisch rein und raus laufen.

„Du solltest dich etwas ausruhen. Du sitzt schon seit Stunden hier, ohne etwas zu essen oder zu trinken und schlafen solltest du bei der Gelegenheit auch."
Mein Vater setzt sich neben mich auf den freien Stuhl und auch wenn ich ihn nicht ansehe, sondern einer panisch aussehenden Ärztin hinterhersehe, spüre ich seinen besorgten Blick auf mir.

„Ich habe keinen Hunger."
Gebe ich dir Antwort, mit der ich ihm schon die letzten zwanzig mal abgewimmelt habe.

Frustriert seufzt er und als ich schließlich zu ihm schaue, fallen mir erst die tiefen Augenringe unter seinen Augen auf.
„Es ist meine Schuld, dass Mom tot ist und Alessandro im Sterben liegt." hauche ich schwach und versuche mit aller Kraft meine Tränen bei diesem Gedanken zurückzuhalten.
Hätte ich damals auf Alessandro gehört, dann wäre dies alles nie passiert, doch nun kann ich nichts mehr für sie tun.

„Sag so etwas nicht Isi. Arturo und Carlo tragen die alleinige Schuld. Sie hatten sich schon lange vor deiner Geburt dazu entschlossen, deine Mutter zu töten, um mich zu treffen und es war nur eine Frage der Zeit."
Behutsam legt er einen Arm um meine Schulter und drückt mich an sich.

„Bitte iss etwas Isi. Wenn du es weder für dich, noch für mich tun möchtest, dann tue es für dein Kind.
Es wird später eine sehr mächtige Person sein, welche Anführer von zwei einflussreichen Mafias sein wird.
Du solltest also dafür sorgen, dass es gesund und kräftig wird."

„Aber Alessandro..."

„Der wird so schnell nicht aus dem OP kommen und falls doch, dann sind Luca und ich auch noch da."

„Ruft mich an, sobald es etwas Neues gibt."

~~~~~

Inzwischen sind drei Wochen vergangen, seitdem Alessandro im Krankenhaus liegt und die Ärzte fangen an, bei jedem meiner Besuche zu fragen, ob ich noch daran festhalte, dass Alessandro's Leben an den Maschinen hängt, oder ob sie sie abstellen sollen.

Ihrer Meinung nach besteht wenig Hoffnung, dass Alessandro die Verletzungen überleben wird und auch sein Zustand verschlechtert sich immer mehr.

Er musste selbst schon einmal wiederbelebt werden als sein Herz plötzlich aufgehört hat zu schlagen, doch ich halte an den Maschinen und mit ihnen an Alessandro fest. Ich gebe nicht schon nach drei Wochen auf.
Immerhin bin ich Isabella Russo und baldige Valentino.
Wenn er wieder gesund werden sollte.

Frustriert lasse ich meinen Blick über den Rosengarten gleiten, den unser Gärtner letzte Woche errichtet hat.
Es ist eine wahrhafte Farbenpracht und soll wahrscheinlich die trüben Gemüter etwas erheitern.
Ob es hilft.... Da bin ich mir nicht so sicher, aber es sieht auf jeden Fall wundervoll aus.

Nur leider bin ich gerade nicht in der Stimmung, um den Rosen besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Erschöpft, wütend und traurig schleife ich mich, gefolgt von meinen Fünf Bodyguards, die Treppen zu der riesigen Eingangstür hinauf.
Eigentlich war ich immer gegen diese muskelbepackten Schatten, doch da ich nun die temporäre Führung der Mafia übernommen habe und ich weiß, dass Alessandro es so gewollt hätte, akzeptiere ich sie.
Der Vorfall mit Carlo hat mir außerdem nur zu gut ins Gedächtnis gerufen, wieviel auf dem Spiel steht und wie machtlos ich doch eigentlich bin.
Ich bin es Alessandro und unserem Kind also schuldig.

Als ich die riesige Villa betrete, fällt mein Blick sofort auf die Menschenansammlung im Eingangsbereich.
Mein Vater, Luca, Emi und Giulia sitzen trübe auf den schwarzen Ledersofas und  heben abwartend ihre Köpfe, als sie mich bemerken.

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt