POV. Isabella
In meinem Kopf dreht sich alles. Eigentlich war mein Plan ja Alessandro anzuschreien und ihm zu sagen, dass er zu weit gegangen ist und ich ihn nie wieder sehen will, was ihm wahrscheinlich eh egal wäre aber trotzdem, doch als ich ihn nun sehe, bringe ich es nicht mehr übers Herz. Seine gesamte Kleidung ist voller Blut und seine Handknöchel sind von einer mittelgroßen Fleischwunde geziert.Anscheinend hat er meinen Gesichtsausdruck bemerkt, denn er fängt an, leicht zu lachen. Nicht sein Ernst!
„Keine Sorge Kleines. Das ist nicht mein eigenes Blut.... höchstens ein bisschen."
Er lacht immer noch, als hätte das eben alles nicht stattgefunden.„Bist du jetzt komplett verrückt geworden? Wie kannst du einfach anfangen zu lachen? Das ist hier alles andere als lustig und es ist besorgniserregend, dass du das anscheinend nicht realisierst."
Ich bemühe mich, meine Fassung zurückzuerlangen, doch ohne Erfolg.„Du steigerst dich da in etwas rein, es ist doch alles halb so wild, .... bis auf, dass mich Luca unterbrochen hat. Dieser dreckige Mistkerl sollte jetzt schon nicht mehr atmen, wenn es nach mir ginge." Sein Gesicht verfinstert sich.
„Halb so wild? Bitte sag mir, dass das ein schlechter Witz ist! Du hast gerade einen Typen fast ins Grab befördert und kannst jetzt nur noch von Glück reden, wenn du nicht sofort lebenslänglich im Knast landest! Und nur zu deiner Info, hast du vielleicht schonmal daran gedacht, wie gefährlich es ist, bei so einem Kampf? Du hättest jetzt ebenso in diesem scheiß Krankenwagen liegen können wir dieser Typ!"
Zum Schluss hin werde ich immer lauter. Vielleicht hatte er ja auch recht und ich steigere mich hier gerade einfach nur in etwas rein, aber ich finde, dass ich allen Grund dafür habe, denn einen Typen im Club fast tod zu prügeln, ist definitiv keine Kleinigkeit und einfach nur komplett übertrieben.
„Weißt du, es soll so etwas geben, das nennt man Polizei und ob du es glaubst oder nicht, aber in solchen Fällen, gehen normale Menschen zur Polizei und zeigen den Typen wegen Belästigung an. Doch jetzt bist du es wahrscheinlich, der sich in Kürze in einer Zelle oder in einem Verhörsaal wiederfindet."Alessandro sieht mich, während meines gesamten Vortrags an und seine Gesichtszüge Wechseln Sekündlich von Belustigung zu Erstaunen bis hinüber zu Besorgnis. Das mit der Besorgnis, hätte mich ja eigentlich beruhigen sollen, dass er seinen Fehler eingesehen hat und es nun bereut, doch Pustekuchen. Seine Besorgnis gilt offensichtlich nicht seiner aktuellen Lage, sondern MIR."
„Weißt du Kleines, ich finde es ja wirklich sehr rührend, dass du dir solche Sorgen um mein Wohlbefinden machst, doch wie schon gesagt, ist alles in bester Ordnung und deine Sorgen sind völlig überflüssig. Erstens der Typ hat es alles verdient und selbst noch viel mehr, also wozu sollte man die Polizei benachrichtigen, welche ihm wahrscheinlich eh nur eine Geldstrafe aufbrummt. Zudem wäre dies hier wahrscheinlich der richtige Moment um dir mitzuteilen, dass die Polizei unter meiner Kontrolle steht. Ich kümmere mich darum, dass die ganzen illegalen Aktivitäten, die nicht zu uns gehören, überprüft und oft auch gestoppt werden und im Gegenzug, ignoriert die Polizei, die Straftaten die wir begehen und liefert uns Informationen....."
Nach und nach hackte Alessandro meinen gesamten Vortrag ab, während ich jede Minute wütender werde. Wie kann man nur so leichtsinnig und überheblich sein?
„.... und zu guter letzt, ich habe noch nie bei sowas verloren. Schieb es meinetwegen auf mein jahrelanges Kampftraining oder darauf, dass ich ein Mafiaboss mit einer Knarre und ganz viel Einfluss und Männern bin."Ich verdrehe die Augen, bevor ich wieder direkt in seine Blicke. In ihnen liegt kein Anflug von Ironie oder irgendetwas anderem, was darauf hindeuten könnte, dass das von eben nicht ernst gemeint war. Aber was denke ich denn auch? Ich meine, alles was er gesagt hat, ergibt in gewisser Weise einen Sinn und bei seinem aufgeblasenen Ego, glaube ich wohl kaum, dass er bei diesem Thema, Spaß macht.
Ich erinnere mich daran, wie mein Vater mir einmal erzählt hatte, dass hier in Italien, die Mafia am meisten zu sagen hätte und alle wichtigen Entscheidungen trifft. Damals hatte ich ihm noch nicht geglaubt, da sich das ziemlich absurd anhörte, doch nun bin ich mir nach und nach immer mehr bewusst, dass mein Vater damals die Wahrheit gesagt hatte und mich nicht nur verarscht hatte.
„Aber ich muss zugeben, du siehst süß aus, wenn du dir Sorgen um mich machst." Ein süffisantes Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit.
„Ich hab mir keine Sorgen um dich gemacht! Ich wollte es nur einmal gesagt haben."
Ich merke, wie sich eine Hitze in meinen Wangen breitmacht und ich wahrscheinlich gerade rot wie eine Tomate bin. Na toll. Glaubwürdig wie eh und je. Reife Leistung Isabella. Reife Leistung.
Doch wieso eigentlich? Ich meine, es ist doch die Wahrheit oder? Ich hab mir doch keine Sorge um ihn gemacht .... das wäre ja auch absurd oder?Ein Blick in sein selbstgefälliges Grinsen verrät mir jedoch, dass es wohl etwas anderes aussah.
„Kein Grund rot zu werden, ist doch süß, dass du dich um mich sorgst."
„Ich sorge mich aber nicht um dich und damit basta. Können wir jetzt bitte gehen? Ich habe keinen Bock mehr auf diesen bescheuerten Club." Ich drehe mich zur Tür um, um meine Worte zu verdeutlichen.„Na gut, Na gut. Wir gehen ja schon. Hab sowieso schon die Nase voll davon, deinen Arsch die ganze Zeit retten zu müssen, weil du ja unbedingt so ein Kleid anziehen musstest."
Das ist jetzt aber nicht sein Ernst!?
„Willst du damit etwa gerade sagen, dass es meine Schuld ist, dass dieser Kerl mich vergewaltigen wollte?! Denkst du ernsthaft, dass ich sowas wollte?! Weißt du was Alessandro.... du bist echt so ein Arsch!
Ich öffne die Tür und stürme, ohne mich noch einmal umzudrehen, die Treppe hinunter und Richtung Ausgang. Das hätte ich schon viel früher machen sollen. Während Luca und Alessandro oben waren, hätte ich perfekt fliehen können und säße höchstwahrscheinlich schon jetzt, in irgendeinem Taxi, welches mich nachhause bringen würde. Doch nein. Ich bin auch noch so dumm gewesen und laufe ihnen hinterher.
Ich öffne die Tür und trete in die kalte Nachtluft. Bei der ganzen Aufregung hatte ich glatt meine Jacke im VIP Bereich vergessen.
Fröstelnd reibe ich mit meinen Händen über die nackten Arme, während ich die Umgebung betrachte.
Es ist alles dunkel, bis auf die paar Laternen und Autos an der Straße und den beleuchteten Läden hier und da. Aber auch wenn es hell wäre, bezweifle ich sehr stark, dass ich diesen Ort wieder erkennen würde.„Was machst du denn schon hier draußen?"
Ich schrecke zurück und blicke in die Richtung, aus der die Stimme kam.
Luca steht, an die Clubwand gelehnt, da und sieht mich nun fragend an.„I-Ich wollte nur einmal frische Luft schnappen. Da drinnen wurde es mir zu stickig." lüge ich und hoffe, dass er mir glaubt.
„Und dann gehst du ohne Jacke raus?"
Er sieht mich zweifelnd an. Ich schlucke schwer. Er hat recht damit, dass meine Erklärung vorne und hinten keinen Sinn ergab.
„Verstehe mich jetzt nicht falsch und ich will dir jetzt auch nichts unterstellen, doch für mich sieht das hier mehr so aus, als wärst du Hals über Kopf geflohen und hättest deine Jacke dabei ausversehen vergessen."Ok. Entweder dieser Typ ist ein Hellseher, oder meine Schauspielkünste sind absolut unglaubwürdig. Vermutlich auch beides.
„Da bist du ja kleines. Wirklich süß, dass du auf mich gewartet hat. Und ich dachte schon du würdest abhauen."
Eine bekannte Stimme ertönt neben mir und ich muss erst garnicht nachgucken, um zu wissen wer es ist. Man hört wortwörtlich die Belustigung aus seiner Stimme heraus und ich bin mir zu 100% sicher, dass er ganz genau weiß, was mein eigentlicher Plan war und ich hier nur noch wegen Luca stehe. Verdammter Misst. Das war's dann wohl mit meiner Flucht. Das dritte mal an diesem Tag.
Genervt stoße ich die Luft aus, von welcher ich nicht einmal gemerkt habe, dass ich sie angehalten habe.
„Können wir einfach gehen? Mir ist kalt."Mit seinem süffisanten Grinsen, hält er mir meine Jacke hin, bevor er mich zu seinem schwarzen Bugatti zieht und wir zurück fahren.
Das ist wohl das Ende von meinem ersten Tag in der Hölle.
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Kidnapped by him | ✔️
Romance(Noch nicht überarbeitet) Nachdem die 18 jährige Isabella mit ihrem Abitur fertig geworden ist, zieht sie zu ihren Eltern nach Sizilien und von ihrer Oma und ihrer Heimat Deutschland weg. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt und es kann eigentlich nich...