Rückblick

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5 (inzwischen schon fast 6) Jahre zuvor

POV.Alessandro
Mein Puls war auf 180, während ich in meinem schwarzen Bugatti La Voiture Noire durch die Straße von Sizilien, mit durchgetretenen Gaspedal, raste. Zum Glück waren die Straßen fast vollständig leer. Aber dies war auch nicht verwunderlich. Kein gesunder Mensch, welcher auch nur einen Funken Verstand besaß, würde bei diesem Wetter, noch dazu in der Nacht Auto fahren.

So stark wie heute, hatte es lange nicht mehr geregnet und wäre die Situation momentan nicht so ernst, dann würde ich darüber lachen, wie passend dieses Wetter im Moment war.
Hin und wieder erleuchtete ein greller Blitz den Nachthimmel oder ein lauter Donner unterbrach die nächtliche Stille.

Es waren bereits 15 Minuten vergangen, seit ich den Anruf bekommen habe und nun schon wie ein irrer durch die Nacht düste. Noch immer hallte die verängstigte Stimme meiner Schwester durch meinen Kopf, welche vom ganzen Hilfe schreien schon ganz heiser war und die Stimme ihrer Entführer, welche Drohungen und Forderungen aussprachen, als wären die Schreie im Hintergrund nicht existent.

Noch 5 Minuten und ich wäre am Lagerhaus. Dort wo mein Vater auch bald eintreffen würde, um meine Schwester zu retten.

Erneut ertönte wütendes Gebrüll und Gehupe, als ich um eine weiter Straßenecke bog und dabei fast mit einem anderen Auto kollidierte, welches eigentlich Vorfahrt gehabt hätte. Als gäbe es keine wichtigeren Sachen....

Als ich schließlich durch ein rostiges Tor, welches bereits von Ranken überseht war, auf ein ziemlich heruntergekommenes Industriegebiet einbog und die große Lagerhalle ansteuerte, sah ich bereits den dunkelgrauen Ferrari meines Vaters und zwei Vans daneben parken.
Er hatte Verstärkung dabei, was man von mir nicht unbedingt behaupten konnte.

Schnell fuhr ich neben die parkenden Autos und sprang förmlich aus meinem Auto, bevor ich so schnell wie ich nur konnte, zum Eingang des Gebäudes rannte. Bitte lass mich nicht zu spät sein. Bitte lass mich nicht zu spät sein. betete ich innerlich und stürmte in das dunkle Gebäude. Eine Hand an der Waffe.

Die Lagerhalle war, genauso wie der Rest des Geländes, ziemlich heruntergekommen. Die Fenster waren eingeschlagen und der Strom schon längst abgestellt, wodurch nur das Mondlicht den Flur hin und wieder beleuchtete.

Meine Verzweiflung wuchs, als sich der Gang in drei verschiedene Richtungen spaltete. Welcher Weg war der Richtige? Wütend raufte ich mir durch die Haare und versuchte etwas zu erkennen. Alle Gänge führten in die Dunkelheit und ohne Licht war es schwer zu erkennen, wohin sie führten.

„HILF-"
„Halt die Fresse du dreckige Schl***e"

Hörte ich plötzlich die unverkennbare Stimme meiner Schwester, welche plötzlich verstummte, bevor eine männliche Stimme hinzukam. Die Stimmen kamen aller Wahrscheinlichkeit nach von links, weshalb ich ohne zu zögern in den entsprechenden Gang einbog, bis ich ein schwaches Licht wahrnahm, welches unter einer Tür hervorlugte.

Vorsichtig entriegelte ich meine Knarre während ich die Türklinke langsam hinunter drückte und das morsche Holz aufstieß.

Der Raum war kahl und trostlos. Hier und da brannte eine Kerze und die einzigen Möbel waren zwei zerfledderte Sofas, zwischen welchen ein alter Holztisch stand.
Auf dem einem Sofa saßen zwei Männer und gegenüber von ihnen, auf dem anderen Sofa, saß mein Vater. Links und rechts hinter ihm standen drei unserer Männer. Sie alle starrten mich überrascht an und mein Vater stöhnte entgeistert auf. Er hatte mich eigentlich gebeten, die Sache ihm zu überlassen, doch nachdem ich ihre, von Schmerzen geplagten, Schreie gehört hatte, konnten mich keiner mehr aufhalten.

Ich ignorierte die Männer und lies meinen Blick weiter durch den Raum schweifen, bis ich sie schließlich entdeckte und für einen kurzen Moment das Gefühl hatte, dass mein Herz aufhören würde zu schlagen. Meine Schwester, welche nur eineinhalb Jahre älter als ich war und immer so mutig und furchtlos wirkte, kauerte völlig entkräftet und an Armen und Beinen gefesselt auf dem Boden. Aus einer Platzwunde an ihrer Schläfe lief Blut herunter, welches sich mit ihren Tränen vermischte. Ihr gesamter Körper war von blauen Flecken und blutenden Wunden überzogen, während sie auf dem schmutzigen Boden kniete und mir einen ängstlichen Blick zuwarf. Obwohl sie auf der anderen Seite des Zimmers hockte, konnte ich erkennen wie sie vor Angst zitterte und ihren Mund vor schmerzen verzog.

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt