POV.Isabella
Ohne zu wissen wohin, laufe ich los. So schnell es mit meinen Schuhen und dem Kleid möglich ist, haste ich die Treppe hinauf und durch einen riesigen Gang. Die Geräusche um mich herum hören sich so an, als wäre ich unter Wasser und meine Sicht ist durch die vielen Tränen, welche meine Wangen hinunter laufen, stark verschwommen. Wie durch ein Wunder schaffe ich es unversehrt durch eine Tür auf einen riesigen Balkon zu kommen.Erschöpft lasse ich mich gegen die Wand fallen und sinke an ihr hinunter. Meine Beine ziehe ich an meinen Köper und mein Gesicht vergrabe ich in meinen Armen.
Wie konnte mir mein eigener Vater so etwas verschweigen....Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, in welcher ich stumm vor mich hin geweint hatte, als die Tür zum Balkon geöffnet wird.
Ich höre schnelle Schritte, die in meine Richtung kommen und kurz darauf legt sich eine Hand behutsam auf meinen Rücken und streichelt tröstend über ihn. Langsam hebe ich meinen Kopf nach oben und blicke in die besorgten Augen von Alessandro. Das ist schon das zweite mal, dass er mich so anschaut. Vor ein paar Tagen, als ich auf den Seeigel getreten bin, schaute er mich ebenfalls so besorgt und mitfühlend an. Dieses mal jedoch, ist der Schmerz den ich im Moment verspürte schlimmer. Ich würde lieber 100 mal auf einen Seeigel treten, als dieses Gefühl vom eigenen Vater verraten zu werden, noch einmal spühren zu müssen.Langsam lässt sich nun auch Alessandro auf den Boden gleiten, während er meinen Rücken immer noch beruhigend streichelt. Kraftlos lasse ich mich gegen ihn fallen und lege meinen Kopf auf seine harte Brust. Seine Arme umschlingen mich und ziehen mich näher an ihn.
Eine Weile verharren wir in dieser engen Umarmung, bevor meine Tränen versiegen und meine Schluchzer immer leiser und weniger werden.
„Erklär es mir. Bitte." Meine Stimme ist heiser und kraftlos. Meinen Kopf liegt immer noch auf seiner Brust und meine Augen sind geschlossen.Kurz bleibt es still, bevor er erschöpft seufzt und mit leiser Stimme anfängt zu erzählen.
„Mr. Russo, ...dein Vater arbeitet schon 32 Jahr für uns. Mein Großvater, welcher damals der Anführer der Mafia war, fand ihn, als er ein kleiner Junge war. Er war obdachlos und hatte weder Essen, noch warme Kleidung, noch Geld.
An dem Tag, wo er von meinem Großvater gefunden und aufgenommen wurde, floh er gerade vor ein paar Männern, welchen er etwas gestohlen hatte. Sie waren nur leider nicht die Art von Menschen, mit welchen man sich anlegen sollte. Sie waren gefährlich und hätten deinen Vater ohne mit der Wimper zu Zucken getötet. Ihnen war egal, dass er damals gerade mal 15 Jahre alt war.Mein Großvater bemerkte es schließlich und schützte ihn. Er gab den Männern das geklaute und ein bisschen Geld und nahm deinen Vater mit nach Hause, wo er ihn aufpäppelte und ihn großzog.
Als er 18 wurde, schloss er sich der Mafia an und widmete seine Zeit hauptsächlich dem Bereich Waffen. Es gibt mehrere Bereiche, doch ihm war es wichtig, zu wissen wie man sich und die die einem wichtig sind, verteidigt.
Ein paar Jahre später lernte er schließlich deine Mutter kennen, welche eine unserer besten Schützen ist. Sie verliebten sich ineinander und bekamen ein paar Jahre später ein Kind. Sie beschlossen fürs erste nach Deutschland zu den Eltern deiner Mutter zu ziehen, um bei der Familie zu sein und wen zu haben der auf ihr Kind aufpasst, wenn sie unterwegs sind. In Deutschland übernahmen sie dann die Leitung einer unserer Standorte und als du schließlich alt genug warst, zogen sie wieder hierher.
Ich habe deinen Vater nur ganz selten gesehen und wusste auch nicht, dass du seine Tochter bist. Hätte ich das gewusst, dann wäre vieles anders gelaufen."
In meinem Kopf fügen sich nach und nach alle Puzzleteile zusammen. Wie meine Eltern mitten in der Nacht verschwanden oder auch ein paar mal für mehrere Tage weg waren. Nun ergibt alles einen Sinn, doch der Schmerz in meiner Brust verschwindet nicht.
Nicht nur mein Vater, sondern auch meine Mutter haben mich belogen und mir Sachen verheimlicht. Sachen, welche sie mir hätten sagen müssen.
„Danke" flüstere ich so leise, dass es nur Alessandro hören kann.
„Wofür?" seine Miene spiegelt nun pure Verwirrung wieder.
„Dafür, dass du es mir erzählt hast ..... und dass du mir gefolgt bist."Ich hebe meinen Kopf von seiner Brust und blicke ihn nun direkt in seine Augen. Unsere Gesichter sind sich nun direkt gegenüber und die vertraute Wärme macht sich in meinem Magen breit, als er langsam seine Hand hebt und mir sanft meine Tränen mit den Daumen wegwischt und meine Haare aus meinem Gesicht hinter meine Ohren schiebt. Aufmerksam studiert er mein Gesicht, als wolle er sichergehen, dass ich nicht jeden Moment erneut in mich zusammenbreche. Fasziniert beobachte ich seine Augen und lasse meinen Blick ebenfalls langsam über sein Gesicht wandern.
Ohne darüber nachzudenken, berühre ich mit meinen Zeigefinger die gerunzelte Stirn, was ihn kurz aufzucken lässt, er jedoch keine Anstalten macht, mich davon abzuhalten. Er mustert aufmerksam jeden meiner Gesichtszüge, während mein Finger von seiner Stirn, über seine Augenbraue und Wange bis über seine perfekte Jawline fährt. Als mein Finger seine Lippen berührt, öffnen sie sich leicht und wir beide atmen gleichzeitig tief ein.
Sein Blick ist um einiges dunkler geworden und trieft nur noch so vor Lust und ich weiß, das meiner nicht viel anders ist. Meine Tränen und meine ganzen Gedanken über meine Eltern sind wie weggeblasen. Ich kann nur noch an eines denken und das ist Alessandro und wie sich seine Lippen wohl auf meinen anfühlen würden.
Noch nie hatte ich jemanden geküsst und noch nie hatte ich das Verlangen es zu tun. Meine Freundinnen konnten mich nie verstehen und versuchten mich ständig zu verkuppeln, doch keiner dieser Typen hatte meine Aufmerksamkeit je erwecken können.
Es klingt vielleicht eingebildet, doch es war so. Sie waren nicht die richtigen und sie lösten nichts in mir aus. Nichts von dem, was Alessandro in mir auslöst, sobald er mich nur anschaut, geschweige denn berührt.Langsam verringert er den Abstand zwischen unseren Gesichtern, sodass sich unsere Lippen schon fast berühren. Noch einmal schaut er prüfend in meine Augen, als suche er nach einer Bestätigung. Ich nicke nur leicht und kurz darauf spüre ich seine sanften Lippen auf meinen.
Hunderte von Schmetterlingen scheinen in meinem Bauch herumzutoben und mir wird augenblicklich heiß.Langsam bewegen wir unsere Lippen. Zuerst sanft und dann immer gieriger. Seine Zunge fährt über meine Lippen und bittet um Einlass. Ich öffne sie ganz automatisch und sofort beginnen unsere Zungen sich im Einklang zu bewegen, wobei Alessandro nach nur kurzer Zeit die Kontrolle übernimmt, was ich ohne zu Zögern zulasse.
Nach einiger Zeit lösen wir uns schweratmend voneinander. Seine Lippen sind geschwollen und sein Blick ist voll von Lust.
Wir haben es tatsächlich getan. Wir haben uns geküsst.Ich kann es immer noch nicht fassen. Zu oft durfte ich mir die Geschichten meiner Freundinnen anhören, wie magisch ihr erster Kuss war und nun verstand ich, was sie meinten. Dieser Kuss war mit Abstand der beste erste Kuss, den ich hätte haben können.
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Kidnapped by him | ✔️
Romance(Noch nicht überarbeitet) Nachdem die 18 jährige Isabella mit ihrem Abitur fertig geworden ist, zieht sie zu ihren Eltern nach Sizilien und von ihrer Oma und ihrer Heimat Deutschland weg. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt und es kann eigentlich nich...