Lorenzo

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POV. Isabella
Neugierig und zugleich angespannt betrachtete ich den fremden Mann, welcher mir gegenüber saß. Schon seit einer Weile starrte er mich gedankenverloren an und ich konnte nicht behaupten, dass mich das nicht noch nervöser machte, als ich ohnehin schon war.

Er trug einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug, mit einer schwarzen Krawatte und schwarzen Lackschuhen. An seinem Handgelenk lugte eine goldene Armbanduhr unter den Saum seines Jackettärmels hervor und sein dunkelbraunes, inzwischen schon zum Teil ergrautes, Haar war perfekt nach hinten gegelt.

Als er schließlich meinen Blick bemerkte, schaute er mir direkt in die Augen und ich hielt seinen Blick kurz stand, bevor ich meinen schließlich doch abwandte und mich der Landschaft, an welcher wir vorbei fuhren, widmete. Wir fuhren anscheinend einen Berg hinauf, denn ich hatte einen perfekten Blick auf die unter uns immer kleiner werdenden Häuser und das majestätische Mittelmeer. Die Sicht wäre eigentlich perfekt, wenn sie nicht immer und immer wieder von den zahlreichen Vans, welche auf allen Seiten der Limousine fuhren, beeinträchtigt wurde.

„Wie lange fahren wir noch?" ertönt Alessandros genervte Stimme neben mir. Schon öfters hatte er versucht diesem Antonio noch irgendwelche Informationen, bezüglich unseres Zieles und dem Grund für das ganze hier, zu entlocken, doch dieser ignorierte ihn immer oder tat es mit einer nur sehr wagen und undeutlichen Antwort ab.

„Wir haben schon das Meiste geschafft." gab Antonio nur zurück und ich merkte förmlich, wie Alessandro wütender wurde. Er hielt sich erstaunlich gut zurück, doch dies lag wahrscheinlich nur an unserer aussichtslosen und somit auch beschissenen Situation, in der wir uns befanden.

Tatsächlich dauerte die Fahrt noch ungefähr 15 Minuten, bis wir schließlich durch ein riesiges Eisentor bogen und durch eine Allee und mehreren Wiesen fuhren. Überall liefen schwarz-gekleidete Männer mit Waffen herum und sie wurden immer mehr, desto näher wie dem riesigen Haus kamen.

Als wir schließlich zu stehen kamen und der Chauffeur uns die Tür aufhielt staunte ich nicht schlecht. Wir befanden uns vor einem riesigen altmodischen Anwesen, das sowohl sehr hoch, als auch sehr lang war. Mehrere Türme ragten nach oben hinaus und wenn ich mir das alles hier so ansah, dann wusste ich bereits, wem so etwas gehören könnte. Hier schrie es förmlich nach einem älteren reichen Mann, soviel war klar.

„Wenn ihr mir bitte folgen würdet." machte Antonio auf sich aufmerksam, während er sich schon zum Haus drehte und sich langsam in Bewegung setzte.

„Auf in die Höhle des Löwen" murmelte Luca nur vor sich hin und warf mir und Alessandro noch einen Blick zu, bevor er ebenfalls zum gehen ansetze.

„Alles wird gut. Wir hören uns nur an, was Lorenzo zu sagen hat und holen unsere Leute zurück." Alessandro kam neben mich, fasste mich an der Hand und führte mich, Antonio und Luca folgend, zu der großen Eingangstür.

Antonio führte uns durch mehrere Gänge, sodass ich, nachdem wir einen riesigen Saal betraten, schon komplett die Orientierung verloren hatte. In der gesamten Zeit, hatte Alessandro meine Hand festgehalten und als er keine Anstalten machte, sie loszulassen, während Antonio unsere ineinander-verschränkten Finger kritisch beäugte, beruhigte ich mich ein bisschen.

„Lorenzo ist momentan noch im Flugzeug, doch er wird in kürze bei euch sein." erklärte Antonio, während er einen flüchtigen Blick auf sein Handy warf, bevor er es wieder in seine Jacketttasche gleiten ließ und uns mit einer Handbewegung aufforderte, auf der Couch Platz zu nehmen.

Alessandro neben mir schnaubte verächtlich.
„Verstehe ich das jetzt Richtig? Lorenzo will so dringend mit uns reden, dass er uns nach unserem Flug geradezu verschleppen lässt, um uns dann warten zu lassen und sich selbst zu verspäten? Ich will ja jetzt wirklich nicht unhöflich rüber kommen, doch für so einen albernen Scheiß haben wir keine Zeit."

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt