Du gehörst jetzt mir!

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Als ich aufwachte, war es schon Mittags und die Wärme Siziliens ließ sich auch durch die schweren Vorhänge vor den Fenstern nicht abhalten. Ich seufzte genervt auf und versuchte eine Position zu finden in welcher ich wieder einschlafen könnte, doch es nütze nichts. Meine Haut war nass geschwitzt und mein Mund komplett ausgetrocknet. Wie soll ich da auch wieder einschlafen? Ich stand also auf und duschte mich zum zweiten Mal an diesen Tag.
Als ich das Bad verließ, duftete es nach Essen. Naben meinem Bett stand ein kleiner Wagen mit einem Tablett obendrauf. Ich entdeckte eine Riesen Portion Nudeln mit Tomatensoße, einen kleinen Salat, einen Apfel und ein Schälchen mit Eis. Ich stürzte mich sofort darauf und es dauerte nicht lange, da hatte ich auch schon alles aufgegessen. Nun ging es mir schon viel besser in ich beschloss mein Glück nochmal an meiner Zimmertür zu testen, wobei ich keine besonders großen Hoffnungen hatte. Umso überraschter war ich, als ich die Türklinke runter drückte und sich die Tür doch tatsächlich öffnete. Ok das ist schon geradezu zu leicht. Ist das nh Falle.
Ich zögerte. Das letzte was ich jetzt gebrauchen konnte war, dass ich Alessandro in die Arme laufe und dieser dann wütend auf mich ist, weil ich das Zimmer verlassen habe. Andererseits ist es ja nicht meine Schuld, wenn die Zimmertür auf war, daher schlüpfte ich schnell durch die Tür und schloss sie wieder leise. Auch im Flur konnte ich niemanden entdecken, was mich schon leicht misstrauisch machte. Wo waren denn auf einmal alle hin?
Plötzlich hörte ich jemanden reden. Es war eine Männerstimme und es schien, als würde er telefonieren, da ich keine andere Person hören konnte.
„Ja ich bin hier aber wieso soll ausgerechnet ich Babysitter spielen während ihr den ganzen Spaß habt? Kann das nicht wer anders tun?
Jaja ist ja schon gut ich bin ja schon leise.
Ok bye viel Spaß noch, zeigt den Typen wer hier in Italien das Sagen hat und lasst euch bloß nicht abknallen."
Langsam schaute ich um die Ecke und erkannte einen groß-gewachsenen braunhaarigen Mann mit Tatoos und einer Muskulösen Statur. Ganz ehrlich was bekommen die denn hier zu essen, dass die alle so groß und muskulös sin?
„Kann ich dir vielleicht helfen?" Ich erschrak. ich hatte garnicht bemerkt, wie der Typ zu mir gekommen ist und nun vor mir stand. Ich schluckte.
„Ähm ... ich wollte nur fragen wo denn alle sind."
Sagte ich das erste was mir einfiel und war erleichtert, dass ich es anscheinend überzeugend genug gesagt habe.
„Heute sind viele von uns geschäftlich unterwegs aber mehr kann ich dir auch nicht sagen."
„Achso verstehe."
„Du musst Isabella sein oder? Mein Name ist Mateo. Wenn du irgendwas brauchst sag einfach Bescheid."
„Freut mich dich kennen zu lernen Mateo ich werde mich dann schon bemerkbar machen wenn ich was brauche. Danke."
Er musterte mich gedankenverloren und so langsam fühlte ich mich zunehmend unwohler. Andererseits wusste ich nun, dass viele, wahrscheinlich inklusive Alessandro nicht da waren. Das war meine Chance von hier zu verschwinden.
„Ich bin dann wieder in meinem Zimmer" sagte ich noch, bevor ich schnell in die Richtung verschwand, aus welcher ich gekommen war. Doch anstatt in mein Zimmer zu gehen lief ich weiter den Flur entlang Richtung Treppen. Ich rannte schon fast die Stufen runter, fest entschlossen es diesmal zu schaffen. Ich meine wie schwer kann es schon sein aus einem leeren Haus zu fliehen?
Als ich das Erdgeschoss erreichte, öffnete ich einfach mal die erste Tür und fand mich in einem riesengroßen Wohnzimmer wieder. Es war zweistöckig und führte auch direkt ins Esszimmer. Auch hier war alles in Brauntönen gehalten und sah sehr teuer und luxuriös aus. Doch ich konnte nicht lange bleiben, denn wenn ich schon fliehen will, sollte ich mich beeilen, damit es auch klappt.
Ich wollte gerade wieder raus gehen, da ertönte ein Stimme von einem der Sofas.
SEINE STIMME.
„Na süße, hast du dich verlaufen?" er steht auf und kommt in meine Richtung.
Mein Herz rutschte mir wortwörtlich in die Hose. Scheiße, das kann doch nicht sein. Ich dachte er wäre geschäftlich unterwegs.
Als Alessandro bei mir ankam, meinte ich, kurz Belustigung in seinen Augen aufschimmern zu sehen, bevor sie wieder monoton und kalt wurden. Nun war ich geliefert.
„Du scheinst wirklich nicht locker zu lassen was? Ich dachte ja eigentlich du hättest es verstanden, dass du hier nicht rauskommst, doch anscheinend hab ich mich da wohl getäuscht."
„E-Es tut mir l-leid" stotterte ich. Moment mal ... warum um alles in der Welt stottere ich? Was ist bloß los mit mir? So bin ich doch sonst auch nicht.
„Die Zimmertür war offen, da dachte ich, dass ich hier rumlaufen darf" erklärte ich mich und versuchte halbwegs fest und glaubwürdig zu klingen."
Er sah mich einige Sekunden prüfend an und ich versuchte seinen Blicken stand zu halten. Wenn ich den Blickkontakt jetzt abbreche, kann ich auch gleich sagen, dass er mich gerade bei meinem erneuten Fluchtversuch unterbrochen hatte. Schließlich ging er wieder, ohne etwas zu sagen, zurück zu seinem Sessel, wo er sich wieder hinsetzte und mir mit einer Kopfbewegung deutete, mich ebenfalls hinzusetzen. Ich setzte mich auf eines der Sofas und sag ihn erwartungsvoll an. Was hatte er bloß vor? Und warum hab ich auch nur mein Zimmer verlassen? Genau in diesem Moment hätte ich gemütlich im Bett liegen können, anstatt neben Alessandro zu sitzen.
„Ich weiß du magst es hier nicht und willst am liebsten hier weg, doch dass kann ich nicht zulassen. Du gehörst jetzt mir und du solltest du damit abfinden, denn es wird sich nichts daran ändern. Dies war das letzte mal, dass ich nett geblieben bin, aber bei deinem nächsten Fluchtversuch werde ich nicht mehr so entspannt sein, von daher rate ich dir, es erst garnicht soweit kommen zu lassen. Hast du mich verstanden?"
Das war jetzt nicht sein Ernst?! Von wegen ich gehöre ihm! Hat der nicht mehr alle Tassen im Schrank oder was?
Ich spürte, wie sich mein altes, selbstbewusstes Ich, welches Alessandro beleidigt und zwischen die Beine getreten hatte, langsam wieder hervorkam und mein schüchternes und angstvolles Ich, welches ich in den letzten Stunden war, wegdrängte.
„Spinnst du jetzt komplett? Sehe ich für dich aus wie ein Gegenstand, den man besitzen kann? Du erwartest ernsthaft von mir, dass ich einfach ohne weiteres in diesem Haus irgendwo im nirgendwo  bleibe, ohne den Grund zu wissen, weil du es nicht für nötig hältst ihn mit zu sagen? Meine Eltern, welche ich gerade erst wiedergesehen habe, sitzen wahrscheinlich gerade irgendwo und sorgen sich zu Tode, weil ich nicht nachhause komme oder mich wenigstens bei ihnen melde, währenddessen hocke ich hier in irgend so einem Zimmer und meine einzigen Beschäftigung heute waren es, zu schlafen, zu duschen, etwas zu essen und versuchen zu fliehen! Sag mir jetzt sofort was ich hier soll, falls nicht, dann solltest du nicht davon ausgehen, dass ich hier ohne weiteres bleibe!"

Kidnapped by him | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt