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Lizzy
Ich sah Brandon's leblosen Körper vor mir. Blut kam ihm aus dem Mund und aus seiner Brust.

„Brandon bitte", schluchzte ich. „Bitte wach auf. Ich kann das nicht ohne dich. Ich brauche dich. Ich liebe dich. Bitte - bitte." Ich war so verzweifelt. Alles was ich tat, konnte ihn nicht wiederbeleben.

„Das hast du verdient", ertönte eine Stimme hinter mir. Zayne's Stimme. Neben ihr lag der braunhaarige Mann. Seine Kehle blutete. „Das warst du", sagte er das, was ich ohnehin schon wusste.

Mit einem Mal befand ich mich an einem dunklen Ort. Zayne, Brandon und der andere sind wie verschwunden. Ich war völlig alleine, völlig isoliert in einer schwarzen Welt, in der ich mich nicht auskannte.

Die Wände kamen immer näher und schienen mich zu erdrücken, genauso wie mein eigenes Gewissen mich zu erdrücken schien. Ich ließ es zu, wehrte mich nicht dagegen. Denn ich hatte das Gefühl, es verdient zu haben.

Mein einem lauten Schrie, schreckte ich hoch. Das war nur ein Traum. Scheiße-

Serena, die neben mir in dem Bett lag, öffnete die Augen und hielt meinen Arm fest.

„Das war nur ein Traum." Auch sie setzte sich jetzt auf. „Das war nur ein Traum. Nichts weiter", flüsterte sie weiter beruhigend und streichelte mir den Rücken.

Ich merkte, wie mir Schweiz die Stirn herunterlief, welcher sich mit meinen Tränen vermischte. „Ich hole mir kurz etwas zu trinken", flüsterte ich in ihre Richtung. „Soll ich mitkommen?" Ich schüttelte den Kopf.

Gleich darauf stand ich mit zittrigen Beinen auf, konnte immer noch nicht ganz realisieren, was gerade geschehen ist. Meine Träume sind mittlerweile so real. Ich kann sie steuern, kann meine Handlungen selbst bestimmen, als ob es Realität ist. Ich habe Brandon's kalten Körper in meinen Händen gespürt.

Ich nahm mir ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit etwas Leitungswasser, während mir immer mehr Tränen die Wanger herunterliefen.

Damit zu leben eine Person umgebracht zu haben wird nie leichter. Zumindest fühlt es sich so an.

Genauso wenig, wie es leichter wird, zu wissen das Declan tot ist. Ich erinnerte mich an seine Worte. Energie stirbt nie. Sie wandelt sich nur um, in eine andere Form. Ja, Das war ein schöner Gedanke. An diesen klammerte ich mich fest. Ich kannte ihn nicht lange und auch nicht so gut wie die anderen und trotzdem tat es weh.

Ich wischte mir über das Gesicht.

„Lizzy?", kam es plötzlich aus der anderen Ecke. „Brandon?" Meine Stimme brach mal wieder. Das habe ich nicht beabsichtigt. „Komm her", forderte er mich auf und gleich darauf, befand ich mich mit dem Kopf gegen seine Brust gelehnt und atmete seinen vertrauten Geruch ein.

„Kannst du auch nicht schlafen?", fragte er mich. „Nein- ich hatte einen Alptraum", sprach ich es aus und dabei liefen mir immer mehr Tränen über das Gesicht und wurden von seinem T-Shirt aufgefangen.

„Was für einen?" Er küsste mein Haar und ich hab mich ihm wieder vollkommen hin.

Das ist das Problem zwischen uns. Wir gehen den Komplikationen aus dem Weg, ignorieren sie völlig und tuen dann so, als ob wieder alles gut ist. Wenn es hart auf hart kommt kann ich dafür immer auf ihn zählen, aber es löst unsere Probleme einfach nicht.

„Ich habe geträumt das du tot bist." Erneut lief mir eine Träne über die Wange, welche er geschickt mit dem Finger auffing.

„Und es war wirklich schlimm. - Ich liebe dich Brandon." Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist, aber ich wollte ihm das einfach nochmal bestätigen, denn vielleicht ist es irgendwann zu spät.

Er ging nicht darauf ein, blieb völlig locker da sitzen und erwiderte es aber auch nicht. Ein Fortschritt oder?

„Ich habe wirklich Angst davor dich zu verlieren", redete ich weiter.

„Ich weiß Baby", flüsterte er. Auch seine Stimme klang belegt.

„Ich möchte dich auch nicht verlieren", war alles was er sagte. Und warum stösst er mich dann von sich? Warum ist er so unglaublich kompliziert?

All das fühlte sich nicht real an, einfach wie ein fortlaufender Traum. Denn in Brandon's Armen zu liegen, schien mir so surreal. Das letzte Mal, lag ich vor über zwei Wochen in seinen Armen.

Ich setzte mich auf. Das war nicht richtig. Ich konnte ihm nicht einfach so wieder verzeihen.

„Gute Nacht", sagte ich und auch in der Dunkelheit sah ich seinen verwunderten Gesichtsausdruck.

Ich fügte ein stummes Entschuldigung hinzu.

Gleich darauf befand ich mich wieder neben Serena, in dem Doppelbett. Seufzend drehte ich mich auf die Seite und betrachtete ihre schwarzen Locken, die ungleichmäßig von ihrem Kopf fielen.

„Ich bin noch nicht eingeschlafen", brummte sie mit geschlossenen Augen. Ich lächelte.

Ich wollte eigentlich auch nicht mehr schlafen. Ich war hellwach, nach diesem Traum und sobald ich die Augen schloss, sah ich wieder die aufgeschlitzte Kehle. Dieses Bild würde ich wohl nie aus meinem Kopf kriegen.

Mein Körper fing an zu zittern und es bildeten sich wieder einige Schweißtropfen auf meiner Stirn und liefen mir kalt über die Haut.

Ich frage mich immer wieder ob es ein Fehler war, was passiert wäre, wenn ich es nicht getan hätte. Aber das wäre vielleicht noch schlimmer gewesen. So ist alles einigermaßen gut ausgegangen. Nur muss ich damit erstmal klarkommen.

Irgendwie schaffte ich es doch einzuschlafen, wachte allerdings immer wieder auf, bis ich gegen 6 Uhr schließlich ganz aufstand. Völlig untypisch für mich. Sonst schlafe ich bis mindestens 10 Uhr durch.

Heute überkam mich diese Erkenntnis immer mehr. In den letzten Wochen habe ich es geschafft zu verdrängen und zu vergessen. Aber jetzt funktioniert diese Taktik nicht mehr.

Völlig übermüdet trottete ich in die Küche und nahm mir eine große Tasse Kaffee aus der Kanne. Ich begrüßte Zach, als er sich zu mir setzte.

„Gut geschlafen?", fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. „Geht mir genauso", sagte er und nahm sich auch etwas Kaffee.

„Hast du schonmal jemanden umgebracht?", fragte ich Zach und als sich seine Miene verdüsterte, wusste ich, ich bin ihm damit definitiv zu nahe getreten. „Sorry", fügte ich schnell hinzu, etwas schüchterner.

„Ist okay. Ja, habe ich. Ich bin nicht stolz drauf. Aber in manchen Situation geht es nicht anders und man muss sich eben für oder gegen die Freunde entscheiden."

Ich nickte betrübt und nahm einen großen Schluck Kaffee.

„Mach dir nichts draus Lizzy. Er hat es mehr als verdient. Das weißt du. Deine Aktion hat uns alle gerettet." Er lächelte mich an und ich erwiderte es. Hat es das wirklich?

„Hast du Gras?", fragte ich kurze Zeit später. Ich war heute wirklich in der Stimmung Gras zu rauchen, einfach abzuschalten und alles zu vergessen.

Zach spähte zu der Tür und guckte das niemand da war. Dann schließlich nickte er und deutete mir an ihm zu folgen. „Aber sag das niemanden. Sonst verpasst mir Brandon wirklich ein blaues Auge", lachte er und ich musste mit grinsen. Klang ganz nach ihm.

Wir durchquerten das Wohnzimmer und traten in Cayden's Arbeitszimmer ein. Zumindest sah es so aus. Die Wände waren dunkel gehalten, sowie der Boden. Zach lief zu einem der Schränke und als er ihn öffnete stieg mir der Geruch förmlich in die Nase. Ich betrachtete ihn mit großen Augen. Das war ein ganzes Cannabis-Lager. Soviel war da.

Er reichte mir einen schon fertig gedrehten Joint. Perfekt. Rollen kann ich eh nicht. Dafür bin ich viel zu untalentiert.

„Danke", gab ich lächelnd von mir. „Aber nicht zu viel davon. Da ist sehr viel drinnen." Zach betrachtete das Stück kritisch. „Alles klar", sagte ich schnell und ließ den Stummel in meiner Hosentasche verschwinden.

flying high Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt