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Brandon
Ich wusste selber nicht wie ich darauf reagieren sollte. Ich habe mir früher immer gewünscht eine Schwester oder einen Bruder zu haben. Oder einfach irgendjemand der das Leid mit meinem Dad teilte.

Ich gab Lizzy einen meiner Hoodies, während sie schon bereit an der Tür stand.

Ich seufzte. Es war so ein komisches Gefühl, zu wissen, dass ich nie alleine war. Und trotzdem hat mein Dad es mir die ganze Zeit verschwiegen, hat meine Mom betrogen.

Ich wusste er hat das schon öfter getan, aber zu wissen, dass es so ernst war um ein Kind mit ihr zu bekommen, ist einfach ekelig.

Wir waren nie seine Priorität.

„Ich fahre", rief Lizzy freudig und ich konnte nicht verstehen, wie sie nach so einer Nacht immer noch so glücklich sein konnte.

„Kommt nicht in Frage."

„Oh doch", entgegnete sie und hielt meinen Autoschlüssel hoch.

Sie steckte mich irgendwie an mit ihrer Laune und so zierte sich auch auf meinem Gesicht ein kleines Lächeln.

Ich wollte ansetzten, um ihr den Schlüssel wegzunehmen, doch sie war schneller und lief durch die Tür.

„Na warte", rief ich ihr hinterher und lief ihr nach. Mit diesen kurzen Beinen kommt sie eh nicht so schnell voran.

Irgendwann packte ich sie am Arm und riss sie herum. Ich nahm ihr den Schlüssel aus der Hand.

„Wenn du fährst, bauen wir einen Unfall", murmelte ich und sie gab mir daraufhin einen leichten Klaps auf den Arm. 

Ich wollte fahren, denn ich wusste, es würde mich von der Tatsache ablenken, dass ich eine verdammte Schwester habe.

Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie meine Mom darauf reagieren würde. Alleine der Gedanke daran, brach mir das Herz. Ich wusste was für eine schlimme Person mein Vater war, aber sie tat das nicht. Für sie war er einer der liebevollsten Menschen auf diesem Planeten. Sie hat ihn so sehr geliebt, aber er sie anscheinend nicht genug und eigentlich wollte ich meine Mom in diesem Glauben lassen.

Ich schüttelte die Gedanken aus meinem Kopf.

Vielleicht stimmte es auch gar nicht und ich hatte gar keine Schwester. Was weiß ich?

Ich stieg in das schwarze Auto und Lizzy auf den Beifahrersitz.

„Du musst mir übrigens nochmal zeigen, wie man damit richtig schießt." Lizzy fuchtelte mit meiner Waffe herum.

„Leg sie erstmal hin", sagte ich und hatte Angst sie würde irgendwie noch auf den Auslöser kommen.

„Denkst du Voss kriegt lebenslänglich?", fragte sie mich gleich darauf mit einem etwas besorgteren Gesichtsausdruck. Voss war der Name des glatzköpfigen Typen. Es wurde Lizzy bei ihrem Verhör gesagt. - Voss Graves.

„Ja, er hat jemanden ermordet und gleichzeitig vergewaltigt", sagte ich ruhig. Da war ich mir eigentlich sogar ziemlich sicher.

Ungefähr eine Dreiviertelstunde später erreichten wir das Haus. Es war wirklich abgelegen und auch die Stadt wirkte fast wie ausgestorben. Nur einzelne Obdachlose saßen auf den Böden herum.

Lizzy griff nach meinem Arm, als wir ein paar Straßen weiter parkten und dann gemeinsam dahin gingen. Ich half ihr über die Mauer und tat es ihr dann nach.

Tatsächlich stand die Tür offen. Ich schätze von den ganzen Ermittlungen, den Tag über. Und auch als wir das Haus betraten, standen überall kleine Schilder mit verschiedenen Zahlen drauf, die den Tatort markierten.

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