Brandon
Ich ging durch das entsperrte Handy und öffnete die Fotos, als erstes.Zach und Zander guckten gespannt über meine Schulter, während ich durch die Galerie swipte.
Nicht viel interessantes, bis ich schließlich auf ein Video stieß. 18.29 min. Das war somit eines der längsten.
Ich schaute kurz auf, bevor ich dann auf das Video klickte. Für eine Sekunde hielt ich meinen Atem an, als ich das sah.
Schnell pausierte ich es, nicht fähig auch noch eine weitere Sekunde zu gucken. Ich kannte das Mädchen, welches dort angekettet auf dem Bett lag. Sie war unverkennbar, mit den kurzen, schwarzen Haaren und dem Nasenpiercing.
Sie war vor ungefähr einem Jahr überall in den Nachrichten zu sehen und wurde dann ein paar Monate später tot im Wald aufgefunden.
Ich wollte etwas sagen, aber bekam kaum ein Wort aus meinem Mund.
Auch die anderen beiden schienen ziemlich schockiert. Mir war schon klar, was jetzt kommen würde.
Ich legte das Handy beiseite und musste ganz kurz nach Luft schnappen.
Wortlos verließ ich den Raum und an die frische Luft. Ich hielt mich an der Wand fest. Alles schien sich zu drehen und mir war so schlecht, ich würde am liebsten los kotzen.
Ich holte tief Luft, versuchte das von eben zu verdrängen und rief Lizzy in meine Gedanken. Ich versuchte mich nur auf sie konzentrieren. Ihr wunderschönes Gesicht und dieses unverschämt süße Lächeln, wenn sie mich anguckt.
Doch auf einmal übertönten die Erinnerungen an die gewisse Nacht das alles. Ich sah Lizzy hilflos vor dem kleinen Mann stehen, mit einer Scherbe an ihrem Hals.
Sie wären also tatsächlich in der Lage gewesen sie umzubringen, schoss es in meinen Kopf.
Ich brauchte eine lange Zeit mich zu beruhigen und schließlich meinen Mut zu fassen und wieder reinzugehen.
Die anderen saßen auf dem Sofa und diskutieren darüber.
„Wir gehen verdammt nochmal zur Polizei. Punkt!", schrie Rebecca.
„Und woher sagen wir dann, haben wir das Handy? Wir können Brandon genauso wenig in Schwierigkeiten bringen."
„Nein tut es", sagte ich mit fester Stimme. Es war mir egal, was sie über mich sagten, aber das hier war zu viel.
Dieser Mistkerl verdiente eine Strafe, auch wenn ich und mein Vater dafür aufkommen würden. Schließlich haben sie ihm Drogen vertickt.
Lizzy kauerte auf der anderen Seite des Sofas und sprach kein Wort. Sie war genauso überwältigt von der ganzen Situation, wie ich.
„Was ist noch so auf dem Handy?", fragte ich weiter und ehrlich gesagt hatte ich Angst zu wissen, was da noch drauf war.
Die beiden scrollten weiter durch die Galerie.
„Oh mein Gott", sagte Zach auf einmal und stoppte.
Ich näherte mich den beiden.
Dann öffnete er das Bild. Es war unser Haus. Meine Mom stand in der Küche, lediglich mit einer Bluse bekleidet und kochte.
„Wann war das?", fragte ich schnell.
„Vor zweieinhalb Jahren."
Da war mein Vater noch am Leben, überlegte ich. Was hatten diese Typen mit ihm zu tun? Haben sie ihn bedroht?
Zach scrollte immer weiter, aber fand nichts hilfreiches mehr. Er legte das Handy beiseite und zu meiner Überraschung griff Lizzy jetzt danach.
Sie öffnete die Chatverläufe und erschrak bei einem gewissen Kontakt. William McAdams. - Mein Vater.
Ich nahm ihr das Handy aus der Hand und setzte mich zu ihnen.
Der Chatverlauf begann, als mein Vater ihnen schrieb: Ihr habt das Geld, was wollt ihr noch?
Das weißt du genau, schrieb dieser zurück und ich fragte mich wirklich, was das war.
Ein paar Wochen später, fragte mein Vater: Lasst uns gefällig in Ruhe!
An einem weiteren Datum schrieb dieser: Kümmer dich lieber um deine Tochter.
Bei diesen Worten schreckte ich auf. Was hatte das zu bedeuten? Vielleicht meinte er auch einfach Sohn.
Mehr haben sie nicht miteinander geschrieben. Ich war so verwirrt. In meinem Kopf schwebten tausend Fragen und ich wollte wissen, was die beiden mit einander zu tun hatten.
Ich kaute auf meiner Unterlippe rum und biss ab und zu hinein.
„Lösch den Chat", befahl ich Lizzy, als ich ihr das Handy wieder in die Hand drückte, nicht fähig es gerade zu halten oder einen klaren Kopf zu haben.
„Alles was mit mir und meinen Vater zu tun hat, wird gelöscht und dann der Polizei übergeben. Verstanden?"
Die anderen taten was ich sagte, während ich wie ein Huhn ohne Kopf völlig verwirrt in dem kleinen Raum umher lief.
Mein Kopf qualmte und ich war nicht fähig an irgendetwas sinnvolles zu denken, sodass ich um etwas Wut abzulassen auf einer der Kissen einschlug.
„Hey Brandon". Lizzy stand bei mir und streichelte meinen Arm, aber das konnte sie jetzt lassen.
Ich entzog mich ihrer Berührung und schubste sie etwas von mir. Ich brauchte jetzt gerade kein Mitleid oder eine Aufmunterung oder was weiß ich.
Die sollten einfach alle verschwinden.
Doch Lizzy zeigte sich mal wieder als stur und machte einen Schritt auf mich zu.
„Du wirst noch dahinter kommen, okay? Jetzt beruhig dich", kam ich Stimme gedämpft zu mir rüber, aber ich war wie in einem Rausch. Wütend auf den Kerl, auf meinen Vater. Wütend auf mich, dass ich Lizzy soweit in ihre Nähe gelassen habe.
Sie strich durch meine Haare, berührte mein Gesicht und legte ihre warmen Lippen auf meine. Ich reagierte sofort, zog sie näher an mich heran. Ich brauchte sie so sehr. Das vergaß ich immer wieder.

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flying high
Romansa„Komm auf den Punkt", sagte ich knapp. Sie druckste etwas herum. Es schien, als ob sie überlegte, ob sie die Frage überhaupt stellen soll. „Würdest du mich entjungfern?" Ich verschluckte mich an meinem Essen und sie wurde rot im Gesicht. „Bitte was...