Thomas sitzt im Auto vor dem The Voice Studio und wartet auf Stefanie. Vor einem halben Jahr durfte sie in der Jubiläumsstaffel neben Yvonne in einem Doppelstuhl Platz nehmen. Sie liebt diese Show ja total, aber noch viel mehr liebt sie die Kids Version. Thomas erinnert sich an den Moment zurück, als sie den Anruf bekam, ob sie auch bei The Voice Kids dabei sein wollte. Sie waren damals grade im Proberaum und bereiteten eine Wäbshow vor, als das Telefon klingelte. Mit einem Lächeln im Gesicht sieht er Stefanie vor sich, wie sie voller Freude durch das Zimmer hüpft, ihren Kleinen auf den Arm nimmt und mit ihm tanzt. Er liebt es, wenn sie dieses Funkeln in ihren Augen hat. Heute ist der erste Drehtag von den Blind Auditions. Als er sie heute Morgen hergebracht hat, war sie total nervös und aufgedreht. Sie wollte ja eigentlich mit dem Taxi nach Hause fahren, weil es sicher spät wird, aber Thomas konnte es sich nicht nehmen lassen, sie abzuholen. Schließlich will sie ihm bestimmt gleich alles von ihrem Tag erzählen. Thomas rechnet ja nicht damit, dass die Autofahrt für Stefanies Erzählungen ausreicht. Er sieht auf die Uhr, schon fast halb 11. Nun dürfte es nicht mehr lange dauern. Dann wirft er einen Blick in den Rückspiegel und betrachtet liebevoll seinen Sohn, der im Kindersitz auf der Rückbank tief und fest schläft. Wie gut, dass er den Schlaf seiner Mutter geerbt hat, denkt sich Thomas und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Endlich kommen die ersten Leute aus dem Studio. Thomas gähnt. Hoffentlich quatscht Stefanie nicht zu lange mit ihren Coach-Kollegen. Vermutlich wird sie wieder mal eine der Letzten sein, die raus kommt. Während Thomas seinen Gedanken nachhängt, öffnet sich die Tür auf der Beifahrerseite und Stefanie setzt sich ins Auto. Überrascht blickt Thomas sie an. „Hey, schon da?" begrüßt er sie und drückt ihr einen Kuss auf die Wange. Irgendwas ist komisch. Stefanie sieht ihn gar nicht richtig an und als Antwort bekommt er nur ein leises „Mhm". „Alles ok, Steff?" fragt Thomas vorsichtig und legt ihr eine Hand auf den Arm. Stefanie sieht ihn kurz an und meint „Bin nur müde. War ein langer Tag." Thomas lässt das erstmal so stehen, obwohl er spürt, dass da noch etwas anderes ist. Sie wird es ihm schon sagen, wenn sie dazu bereit ist. Er startet den Wagen an und fährt los. Die ganze Fahrt über starrt Stefanie aus dem Fenster und sagt kein Wort. Bei einer roten Ampel legt Thomas seine Hand auf ihren Oberschenkel. Normalerweise legt sie ihre drauf und verschränkt ihre Finger miteinander, doch heute reagiert sie gar nicht darauf. Als die Ampel auf Grün springt, wirft er noch einen Blick zu ihr, bevor er weiterfährt. Ihm scheint, als glitzerte eine Träne auf ihrer Wange, doch vielleicht hat auch nur das Licht der Straßenlaterne reflektiert. Zu Hause angekommen, nimmt Thomas den Kleinen aus dem Kindersitz und trägt ihn hoch in die Wohnung. Er legt ihn gleich in sein Bett, deckt ihn gut zu und gibt ihm noch einen Kuss auf die Stirn. Als er wieder hinaus ins Wohnzimmer kommt, ist Stefanie nirgends zu sehen. „Steff?" ruft er leise. Keine Reaktion. Er sieht erst in der Küche und dann im Schlafzimmer nach. Da hört er das Rauschen der Dusche aus dem Badezimmer. Vielleicht kann ich sie ja ein wenig aufmuntern, denkt sich Thomas und geht zum Badezimmer. Doch als er die Türe öffnen will, ist sie versperrt. Verwundert versucht er es noch ein zweites Mal, doch die Türe geht nicht auf. Sie sperrt sich doch sonst nicht im Badezimmer ein. Naja, sie wird schon ihren Grund haben.
Thomas holt aus der Küche eine Flasche Wein und zwei Gläser und stellt diese auf den Wohnzimmertisch. Dann zündet er noch eine Kerze an und stellt was zum Knabbern bereit. Als Stefanie einige Zeit später aus dem Badezimmer kommt, sieht sie Thomas, der in ein Buch vertieft auf der Couch sitzt. Eigentlich wollte sie direkt ins Bett verschwinden, doch als sie sieht, wie liebevoll er das für sie hergerichtet hat, bringt sie es nicht übers Herz. Sie geht zu ihm und legt von hinten ihre Arme um ihn. Thomas legt sofort das Buch zur Seite. „Hey, Kleine!" flüstert er und dreht sich zu ihr um „Willst du noch kurz zu mir sitzen und mir von deinem Tag erzählen?" Er sieht sie liebevoll an und zieht sie an ihren Armen um die Couch. Erst wehrt sich Stefanie dagegen, weil sie sich einfach nur im Bett vergraben will. Doch die Liebe in Thomas Augen ist stärker und sie lässt sich von ihm auf seinen Schoß setzen. Sie schlingt ihre Arme um ihn und vergräbt ihren Kopf in seiner Halsbeuge. Sein Duft und seine Nähe lassen ihr sofort die Tränen in die Augen steigen. Genau das wollte sie verhindern. Doch nun hier in seinen starken Armen kann sie ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten. Plötzlich durchbricht Stefanies verzweifeltes Schluchzen die Stille und ein Zittern geht durch ihren ganzen Körper. Thomas zieht sie ganz eng zu sich und streicht ihr beruhigend über den Rücken. Er hat zwar keine Ahnung, was los ist, doch das ist im Moment auch nicht wichtig. Jetzt muss er einfach nur für sie da sein. Stefanies Tränen wollen nicht aufhören zu fließen. Sie braucht sehr lange, bis sie sich endlich ein wenig beruhigt hat. Als das Zittern nachlässt und nur mehr vereinzelt leise Schluchzer zu hören sind, greift Thomas nach einem Taschentuch und trocknet die Tränen, die auf Stefanies Wangen zurück geblieben sind. Dankbar sieht sie ihn an. Sogar komplett verheult, sieht diese Frau einfach wunderschön aus, denkt sich Thomas und drückt ihr einen Kuss auf den Scheitel. „Soll ich dich ins Bett bringen?" fragt er, denn er will sie nicht dazu drängen, über das zu sprechen, was sie gerade so aufgewühlt hat. Stefanie nickt. Thomas bläst noch schnell die Kerze aus. Dann hebt er sie hoch und bringt sie ins Schlafzimmer. Dort legt er sie ins Bett und deckt sie zu. Dann schlüpft er selbst unter die Decke und zieht Stefanie in seine Arme. Sie kuschelt sich eng an ihn und schläft sofort ein.
Ein paar Stunden später wird Thomas wach. Er öffnet seine Augen und sieht gerade noch, wie eine zarte Gestalt durch die Schlafzimmertüre verschwindet. Als Stefanie nach einiger Zeit noch immer nicht zurück gekommen ist, steht Thomas auf und sieht nach, wo sie bleibt. Als er ins Wohnzimmer tritt, spürt er sofort einen kühlen Luftzug. Stefanie ist auf dem Balkon. Er geht ebenfalls hinaus und sieht, wie sie am Balkon steht, sich am Geländer festhält und ihren Blick in den Himmel richtet. „Stefanie" wispert er, um sie nicht zu erschrecken. Dann geht er zu ihr und legt seine Arme um ihren zitternden Körper. Er sieht die Tränen, die auf ihren Wangen glitzern. „Ich vermiss dich so" flüstert Stefanie zum Himmel und lehnt sich dann an Thomas an. Nachdem sie eine Zeit lang schweigend so dagestanden haben, dreht sich Stefanie in Thomas Armen um, damit sie ihn ansehen kann. Nun beginnt sie zu sprechen „Weißt du, da war heute ein Junge bei den Blinds. Egon. Der...der hat ein Lied für...für seinen verstorbenen Stiefvater gesungen." Thomas legt seine Hand an ihre Wange und streicht ihr ein paar Tränen weg. Mit brüchiger Stimme fährt Stefanie fort „Das hat mich so berührt. Der Junge, mit seinen 15 Jahren, der hat sich einfach ans Klavier gesetzt und diesen Song gesungen. Und mich damit mitten ins Herz getroffen." Thomas streicht Stefanie sanft über den Rücken, da die Tränen sie schon wieder übermannen. Irgendwann spricht sie weiter „Ich kannte das Lied vorher nicht. Aber dieser Text und die Emotion, mit der Egon es rüber gebracht hat. Ich hätte fast vergessen den Buzzer zu drücken, so versunken war ich in dieser Welt." Thomas drückt ihr einen sanften Kuss auf den Scheitel, als sie tief durchatmet. „Ich musste daran denken, wie ich mich fühle, wenn ich >>In meiner Erinnerung<< singe. Du weißt, wie schwer es mir fällt, dieses Lied zu singen. Und dann steht da vorne auf der Bühne so ein junger Bursche, der so stark ist und mit diesem Verlust so tapfer umgeht. Und ich sitze mal wieder da und heule. Wieso kann ich nicht auch einmal stark sein?" Mit Tränen in den Augen sieht sie Thomas an. Dieser nimmt ihr Gesicht in beide Hände und schaut ihr tief in die Augen. „Wenn ich eine Person kenne, die schon ihr ganzes Leben lang stark ist, dann bist das du. Es ist keine Schwäche, seine Emotionen zu zeigen. Im Gegenteil, es zeugt von Stärke, wenn man anderen an seinen Tränen teilhaben lässt. Ein Lächeln aufsetzen kann jeder, aber um seine Tränen nicht zu verstecken, muss man sowas von stark sein und dazu stehen können" sagt er. Stefanie sieht ihn mit großen Augen an. „Meinst du wirklich?" fragt sie. „Ich meine das nicht nur, ich weiß es" antwortet Thomas bevor er seine Lippen zart auf ihre legt.
Als sie sich aus diesem sanften Kuss lösen, fragt Thomas „Was war das denn nun für ein Lied?" „Flügel, von Max Prosa" antwortet Stefanie. „Hmm...das kenn ich glaub ich auch nicht" sagt Thomas. Stefanie schließt ihre Augen und beginnt leise zu singen „Und wenn ich könnt, flög ich davon mit meinen Flügeln aus Beton. Und wär die Schwerkraft nicht, dann fänd ich dich. Wo auch immer du jetzt bist und mich auf deine Art vermisst." Als sie ihre Augen wieder öffnet, läuft eine einzelne Träne über ihre Wange hinunter. „Das ist wunderschön" flüstert Thomas. Dann zieht er sie ganz eng in seine Arme. Irgendwann sieht Stefanie wieder zu ihm auf. „Danke" sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Wie froh sie doch ist, Thomas zu haben. Er ist einfach immer für sie da.
„Darf ich auch wissen, wie die Egon Geschichte ausgegangen ist? Ich nehm mal an, es haben sich alle für ihn umgedreht, oder?" fragt er und zwinkert ihr zu. Stefanie lacht. „Natürlich haben sich alle umgedreht. Und ich hab wirklich gefightet. Ich hab sogar für ihn gesungen. Hab alle Register gezogen" erzählt Stefanie und senkt ihren Blick. Nach einer kurzen Stille sagt Thomas „Sei nicht traurig, dass er nicht zu dir gekommen ist" und hebt ihren Kopf mit einem Finger an. Doch da entdeckt er ein breites Grinsen in Stefanies Gesicht. „Du bist mir eine! Natürlich ist er in dein Team gekommen!" ruft er lachend. Stefanie nickt glücklich. „Und irgendwie hab ich ein richtig gutes Gefühl bei ihm. Ich glaub, er könnte mit mir im Finale stehen" sagt sie. „Vielleicht sogar am Siegertreppchen" fügt sie ganz leise hinzu und verwickelt Thomas in einen zärtlichen Kuss. Bevor die beiden zurück ins Bett gehen, wirft Stefanie noch einen Blick hoch zum Sternenhimmel. Genau in dem Moment leuchtet eine Sternschnuppe auf und bahnt sich ihren Weg über den klaren Nachthimmel. Mit einem Lächeln schickt Stefanie ihren Wunsch los, ohne zu wissen, dass sich dieser in wenigen Monaten erfüllen wird.