POV Stefanie:
Wieder ein langer Tag im Studio vorbei, um Songs für die neue Platte aufzunehmen. Gut, dass wir nun eine Woche Pause haben. Wir sind alle so angespannt und mit nichts zufrieden. Thomas richtet grade was zum Essen her, während ich mir andere Klamotten überziehe. Dann setzen wir uns gemeinsam in die Küche. „Thomas, weißt du, ich glaub der Song von heute wird so nichts. Wir sollten da noch..." beginne ich zu sprechen, doch sofort unterbricht mich Thomas. „Steff, bitte! Können wir das jetzt lassen?" „Wieso? Wir sollten das besprechen, schließlich wollen wir ja gute Songs am Album haben" sage ich genervt. Thomas sieht mich aus müden Augen an. „Ich würd lieber den Abend mit dir genießen. Zurzeit dreht sich alles nur um das neue Album. Ich will einfach mal abschalten." „Ja, ich doch auch, aber wie soll ich das, wenn mich das ständig beschäftigt. Können wir nicht..." versuche ich hartnäckig zu bleiben. „Stefanie! Nein!" stoppt mich Thomas. Ich merke, wie mir die Tränen in die Augen schießen. Schnell schlucke ich sie hinunter und starre auf mein Essen. Schweigend beenden wir unsere Mahlzeit. Ich räume meinen Teller danach in die Spüle und gehe auf den Balkon.Wieso ist Thomas so abweisend? Der Song beschäftigt mich eben und er weiß genau, dass ich nicht abschalten kann, wenn mir so etwas durch den Kopf geht. Ich bin echt sauer. Sonst hört er mir doch auch immer zu und beruhigt mich. Plötzlich spüre ich, dass Thomas sich hinter mich stellt. Ich mache mich ganz steif. „Steff...können wir uns einfach mal um uns beide kümmern?" fragt er und versucht mich in seine Arme zu ziehen. Doch ich nehme seine Hände von meinem Körper weg. „Lass mich Thomas. Ich hab jetzt echt keine Lust! Du kannst mit mir über den Song reden oder mich einfach in Ruhe lassen" schnauze ich ihn an. „Ist das jetzt dein Ernst?" fragt er leise. „Seh ich so aus, als würde ich Spaß machen?" funkle ich ihn mit wütenden Augen an. „Weißt du was, mach dir doch mit dir selbst einen schönen Abend" schiebe ich noch nach und stürme davon. Ich ziehe mir meine Schuhe an, eine Jacke über und verschwinde aus der Wohnung. Ich laufe durch die Straßen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ich bin sauer! Sauer auf mich selbst, weil ich im Studio grade nichts auf die Reihe bekomme, sauer auf Thomas, weil er mit mir nicht darüber reden will und sauer, dass das vorhin in einem Streit geendet ist. Irgendwann ist meine Wut endlich verraucht und ich beschließe, wieder nach Hause zu gehen. Als ich die Türe aufsperre, ist es ganz still in der Wohnung. Ich ziehe Jacke und Schuhe aus und sehe nach Thomas. Wo ist er bloß? Am Küchentisch entdecke ich einen Zettel. Meine Hände zittern, als ich ihn nehme und zu lesen beginne:
Es tut mir leid, aber ich brauch ein kleines bisschen Abstand. Ich denke, es tut uns beiden gut, ein kleines bisschen Zeit für sich zu haben. Vielleicht schaffen wir es danach zurück auf Anfang. Thomas
Sofort nehme ich mein Handy und wähle seine Nummer. Er kann doch nicht einfach abhauen? Es kommt nur die Mailbox. Er will tatsächlich nichts von mir hören. Weinend kauere ich mich auf die Couch und lasse meinen Tränen freien Lauf. Als meine Tränen endlich versiegen, versuche ich noch einmal Thomas anzurufen, doch wieder nur die Mailbox. Als ich ins Schlafzimmer gehe, sehe ich, dass seine kleine Tasche weg ist und ein paar Klamotten von ihm fehlen. Auch im Badezimmer fehlt sein Zeugs. Müde und traurig kuschle ich mich ins Bett. Wie einsam es doch ist, hier alleine. Mir fehlen seine starken Arme, die sich um mich legen und mich zu sich ziehen. Wieder laufen mir die Tränen über die Wangen. Ständig kreisen meine Gedanken darum, wo Thomas sein könnte. Ich brauche lange, bis ich endlich einschlafe.
Als ich am nächsten Morgen alleine aufwache, wird mir schmerzlich bewusst, dass Thomas tatsächlich weg ist. Kein sanfter Guten-Morgen-Kuss, der uns schon zur Gewohnheit geworden war. Niemand, der mir den fertigen Kaffee in die Hand drückt, wenn ich in die Küche komme. Keine aufmunternden Worte, wenn ich bereits am Morgen an mir zweifle. Das war für mich alles selbstverständlich, doch das wird mir erst jetzt bewusst, wo es fehlt. Ich hab so viel falsch gemacht. Wir haben zwar beide unseren Alltag zur Gewohnheit werden lassen, doch Thomas hat immer wieder versucht, diese Gewohnheiten aufzubrechen. Ich hab's nicht zugelassen. Ich hab alles abgeblockt. Ich sehe Thomas traurigen Blick aus seinen müden Augen vor mir. Ich wusste, dass es ihm nicht gut geht, doch wochenlang habe ich das einfach ignoriert. Ständig hab ich nur von mir erzählt, mich nur um mich und meine Probleme gekümmert. Ich habe aufgehört, um uns zu kämpfen, habe alles für selbstverständlich genommen. Und was hab ich jetzt davon? Ich bin hier alleine. Den ganzen Tag grüble ich darüber, was ich alles falsch gemacht habe. Als ich mir abends etwas zu Essen mache, decke ich den Tisch aus Gewohnheit für uns beide. Und jetzt sitz ich hier alleine, doch gedeckt ist für uns beide.
Etwas später hole ich mir eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank und setze mich damit auf die Couch. In meiner Hand der Wein alleine – ich trink ihn für uns beide. Ich hoff, dass er mir Einsicht bringt und mich einfach müde macht. Als die Flasche leer ist, lege ich mich ins Bett und hoffe, dass ich einschlafen kann. Doch...
Obwohl die Nacht längst da ist, find ich meinen Schlaf nicht. Und laufe schwere Straßen stundenlang. Ich hab versucht zu schlafen und kein Auge zugemacht. Denn der Film meiner Fehler läuft ständig vor mir ab. Ich hab immer nur von mir erzählt ohne Rücksicht auf Verlust. Und egal, wie's dir grad ging, ich hab's ignoriert und doch gewusst.
Irgendwann schlafe ich ein, doch noch in meinen Träumen verfolgen mich meine Fehler. Als ich meine Augen am Morgen aufmache, wird mir bewusst, wie sehr mir Thomas fehlt. Es reicht nicht, ihn nur zu lieben, ich hätte auch um uns kämpfen müssen. Doch was wirklich für mich zählt, merk ich jetzt, wo es mir fehlt. Ich versuche noch einmal ihn anzurufen. Diesmal läutet es, doch er hebt nicht ab. Wieder sitze ich den ganzen Tag alleine in der Wohnung und denke darüber nach, was ich alles falsch gemacht habe. Als ich abends auf die Uhr sehe, bemerke ich, dass Thomas jetzt schon seit 48 Stunden weg ist. Wenn ich nur wüsste, wo er ist...jetzt, wo ich ihn verloren habe, habe ich ihn in meinem Herzen wieder gefunden. Unter Tränen nehme ich Stift und Zettel und beginne zu schreiben:
Du bist weg seit 48 Stunden und ich weiß nicht, wo du jetzt bist. Doch ich hab dich verloren und gefunden. Und ich hoff, dass du mich vermisst.
Gerade als ich den Stift zur Seite lege, klingelt es an der Türe. Schnell wische ich mir die Tränen von den Wangen und gehe hin. Als ich sie öffne, blicke ich direkt in ein Paar blau-graue Augen, die mich fragend ansehen. Sofort steigen mir wieder die Tränen in die Augen. Mit einem lauten Schluchzer lasse ich mich in Thomas Arme fallen. „Es...es...tut mir so leid!" schluchze ich an seiner Brust. Dann sehe ich zu ihm auf und als unser Blick sich trifft, kommen wir uns gleichzeitig näher und legen unsere Lippen aufeinander. Ich springe auf Thomas Hüften und lasse mich von ihm in die Wohnung tragen. Mit meiner Hand schiebe ich die Türe hinter uns zu, während ich meine andere Hand in seinen Haaren vergrabe. Immer noch laufen die Tränen über meine Wangen. Erst als er mich im Schlafzimmer am Bett ablegt und die Tränen von meinen Wangen wischt, versiegen sie. Seine Augen funkeln voller Liebe und Leidenschaft, als er mich ansieht. „Ich hab dich so vermisst!" flüstere ich, bevor ich ihm sein T-Shirt über den Kopf ziehe. „Und ich dich erst!" murmelt er, bevor er unsere Lippen wieder vereint und mit seiner Zunge um Einlass bittet. Mit seiner Hand fährt er unter meinen Pullover und streicht mir über den Bauch, bevor er sich von meinen Lippen löst und mir den Pullover auszieht. Dann bedeckt er von meinem Hals abwärts meinen ganzen Oberkörper mit Küssen. Als er bei meiner Hose ankommt, kann ich mir ein Stöhnen nicht mehr verkneifen. Nur kurze Zeit später liegen auch die letzten Klamotten am Boden und wir lassen uns von unserer Leidenschaft leiten.
Einige Zeit später liegen wir eng aneinander gekuschelt im Bett. Leise beginne ich zu sprechen „Thomas, das eben war wunderschön...aber wir müssen trotzdem miteinander reden..." Ich stütze mich auf seinem Oberkörper auf, damit ich ihn ansehen kann. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut. Obwohl ich wusste, dass es dir nicht gut geht, hab ich es einfach ignoriert und immer nur von mir erzählt. Du weißt hoffentlich, dass ich dich liebe und auch immer geliebt habe. Aber mir ist bewusst geworden, dass ich aufgehört habe, um uns zu kämpfen. Das wird sich jetzt ändern! Die Gewohnheit ist unser Gast geworden, obwohl uns das vorher schon bewusst war. Doch das dürfen wir nicht zulassen. Diese 48 Stunden ohne dich waren die schlimmsten 48 Stunden meines Lebens, aber sie haben mir bewusst gemacht, was für mich zählt...und das bist DU!" In Thomas Augen sammeln sich die Tränen. Schnell lege ich meine Lippen auf seine und verwickle ihn in einen sanften Kuss, der voller Liebe ist.
Silbermond - 48 Stunden (Demo 2008)