Weihnachtsmorgen

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Gemütlich schlendern Stefanie und Thomas durch die vollen Berliner Straßen. Weihnachtslichter glänzen an allen Ecken, der Duft von Punsch und gebrannten Mandeln dringt an ihre Nasen und aus jedem Laden tönt ein anderes Weihnachtslied. Die Menschenmassen drängen über den Gehsteig, immer wieder werden die beiden von hetzenden Leuten überholt. Seufzend dreht Thomas seinen Kopf zu seiner Freundin, die mit großen, strahlenden Augen alles einzufangen versucht. Sofort stiehlt sich ein Schmunzeln in sein Gesicht, auch wenn er diesen Weihnachtsstress absolut nicht ausstehen kann. In dem Moment wird Stefanie angerempelt und stolpert an seine Seite. „Hoppla!" murmelt Thomas, der sofort nach ihrer Hand greift. Als sie zu ihm aufsieht, streicht er kurz über ihren Handrücken, bevor er sie wieder loslässt. Stefanie grinst ihn verschmitzt an, weiß sie doch genau, wie sehr er solche Menschenaufläufe hasst. Thomas erahnt, was sie denkt, und beugt sich zu ihr hinunter. „Du weißt, wie sehr ich dich lieben muss, dass ich mir das hier mit dir antue" brummt er, was Stefanies Grinsen noch breiter werden lässt. Mit funkelnden Augen sieht Stefanie ihn an und sagt „Unser kleiner Mann hat ja heute Übernachtungsparty bei Onkel Nowi...also wenn du jetzt brav durchhältst..." Mehr muss sie gar nicht sagen. Thomas Blick, während er sich auf seine Unterlippe beißt, ist Antwort genug. Also trottet er weiterhin folgsam neben der Sängerin her und trägt die Tüten, die immer mehr werden.

Nachdem sie bereits seit vier Stunden unterwegs sind, merkt Thomas vorsichtig an, ob es denn nicht bald genug wäre. Stefanie sieht ihn streng an. „Sag mal, du bist ja noch ungeduldiger als dein Sohn. Und so ohne Ausdauer...dann wird das wohl nichts mehr heute..." grinst sie frech. Da Stefanie vor einem Schaufenster stehen geblieben ist, tritt er dich hinter sie und haucht an ihr Ohr „Keine Sorge, für die wirklich wichtigen Sachen hab ich genug Ausdauer..." Durch die Mütze versteht Stefanie ihn nur sehr leise, doch seine Aussage in Kombination mit seinem warmen Atem an ihrem Nacken lässt ihr eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Stefanie boxt ihm sanft ihren Ellenbogen in den Bauch und deutet dann auf das Schaufenster. „Guck mal, wär das nicht was für deine Mutti?" Thomas nickt und ist so schnell er kann im Laden, um das indigoblaue Halstuch zu kaufen. Nun fehlt nur noch etwas für Stefanies Schwester. Als nach einer Viertelstunde auch für sie etwas gefunden ist, seufzt Thomas erleichtert auf und macht sich sofort auf den Weg zur nächsten U-Bahn Station, die sie nach Hause bringen soll. Doch da hat er seine Rechnung ohne seine Freundin gemacht. Diese bleibt weiterhin bei fast jedem Schaufenster stehen. Thomas verdreht die Augen und stöhnt irgendwann „Steff...es reicht...bitte...!" Stefanie brummt „Mit dir erledige ich noch einmal Weihnachtseinkäufe..." „Du kannst deine Tüten gerne selbst tragen" erwidert Thomas genervt und hält sie ihr entgegen. „Kannst ja schon nach Hause fahren, ich will hier noch kurz entlang gehen..." murmelt sie beleidigt und geht weiter zum nächsten Laden. Thomas sieht ihr einen kurzen Moment hinterher und trottet ihr dann seufzend nach. Er will nicht mit ihr streiten, schon gar nicht so kurz vor Weihnachten. Er erreicht sie beim nächsten Schaufenster, bei dem sie stehengeblieben ist und verzückt die Schaufensterpuppen betrachtet, die alle den gleichen Eisbär-Weihnachtspyjama anhaben.

Als Stefanie spürt, dass Thomas neben sie tritt, murmelt sie „Das ist schon ziemlich süß." Vorsichtig geht ihr Blick zum Gitarristen, der skeptisch dreinschaut. „Aber ich weiß, dass du sowas niemals anziehen würdest" schiebt sie schnell hinten nach und wendet sich mit traurigem Blick ab. Thomas will noch etwas darauf erwidern, doch Stefanie geht schon weiter. Kurz wirft er einen Blick auf den Namen des Ladens und prägt sich ein, wo er sich befindet. Dann schließt er schnell zu Stefanie auf, die versucht ihre schlechte Laune hinunter zu schlucken. Mit einem versöhnlichen Lächeln sieht sie ihn an und meint „Komm, lass uns nach Hause fahren. Du hast recht, es reicht für heute. Und für die Familie haben wir eh alles besorgt." Also machen sich die beiden auf den Heimweg, um ihren kinderfreien Abend zu genießen. Als die kleine Familie zwei Wochen später bei Stefanies Schwester in Bautzen ankommt, hüpft der Kleine gleich aufgeregt zu seiner Tante, während Stefanie und Thomas alles aus dem Auto auspacken. Sie sind froh, dass Janet sich mit ihrem Neffen beschäftigt, so können die beiden unbemerkt die Geschenke in der Garage verstauen. „Was ist denn das?" fragt Stefanie verwundert und will schon in die Tüte gucken, als Thomas sie ihr schnell aus der Hand nimmt. „Finger weg, du neugieriger Wicht" grinst er und Stefanie zieht einen Schmollmund. „Sei doch nicht immer so ungeduldig, wirst schon noch herausfinden, was da drin ist" lacht Thomas und stupst ihr an die Nase. Schnell tragen sie die übrigen Päckchen in die Garage und dann ihre Koffer ins Haus. Die drei übernachten immer bei Stefanies Schwester, wenn sie über Weihnachten in der Heimat sind. Die nächsten zwei Tage bis zum Heilig Abend sind vollgepackt mit Weihnachtsvorbereitungen. Stefanie genießt die Zeit sehr und sogar Thomas lässt sich ein wenig von ihrer weihnachtlichen Stimmung anstecken. Seit der Kleine auf der Welt ist, ist Stefanie eine richtige Weihnachtsmaus geworden. Bei der Bescherung steht Thomas dicht hinter Stefanie und murmelt schmunzelnd in ihr Ohr „Ich weiß grad nicht, wer aufgeregter ist. Du oder unser Kleiner."

Stefanie versucht ihn böse anzugucken, was ihr absolut nicht gelingt. Ihre zuckenden Mundwinkel verraten sie sofort und als sie sich noch ein wenig mehr an Thomas lehnt und ihren Kopf zu ihm neigt, legt er sanft seine Lippen auf ihre. Mit strahlenden Augen beobachten sie dann ihren Sohn, der voller Ehrfurcht den großen Weihnachtsbaum und die ganzen Geschenke darunter betrachtet. Doch schnell ist die Ehrfurcht der Begeisterung gewichen und er spielt glückselig mit seinen neuen Spielsachen, während auch die Erwachsenen ihre Geschenke austauschen. Kurz nach 22.00 Uhr, als der Kleine schon zufrieden mit seinem neuen Teddybären im Arm im Bett liegt und schläft, verabschieden sich Stefanie und Thomas, um bei Nowis Eltern im Garten vorbeizuschauen. Es ist zur Tradition geworden, dass sie sich jedes Jahr an Heilig Abend dort am Lagerfeuer treffen. Der Garten ist bereits ziemlich voll, als die beiden dort ankommen. In einer Ecke entdecken sie Johannes und Vera, die mit alten Schulfreunden quatschen. Nowi kommt gerade mit sauberen Tassen aus dem Haus. Als er Stefanie und Thomas entdeckt, versorgt er die beiden gleich mit Glühwein. Thomas steigt dann aber auf Kinderpunsch um, da er später wieder mit dem Auto zurück zu Janets Haus fahren wird. Stefanie merkt jedoch gar nicht, wie ihr immer und immer wieder vom Glühwein nachgeschenkt wird und als sie sich um halb drei endlich auf den Heimweg machen, ist sie doch ein wenig betrunken. Thomas lacht, als sie es kaum noch schafft, ihren Pyjama anzuziehen, bevor sie in Janets Gästezimmer fix und fertig ins Bett fällt. Am Morgen tappst der Kleine, der bei seinem Cousin im Bett geschlafen hat, ausgeschlafen ins Zimmer, um seine Eltern zu wecken, doch Stefanie dreht sich mit einem widerwilligen Brummen auf die andere Seite und zieht sich die Decke über den Kopf. Thomas grinst und erklärt seinem Sohn, dass die Mama wohl viel zu spät ins Bett gegangen sei. Deshalb steht er mit ihm auf und geht nach unten, damit Stefanie noch ein wenig weiterschlafen kann.

Zwei Stunden später schnappt sich Thomas seinen Sohn, der gerade mit seinen neuen Autos beschäftigt ist. Er flüstert ihm etwas ins Ohr und grinsend verschwinden die beiden Männer die Treppe nach oben. Kurz darauf öffnet sich die Tür zum Gästezimmer und eine große und eine kleine Gestalt schleichen sich mit einem Päckchen in der Hand hinein, um gleich darauf auf das Bett zu hüpfen und „Frohe Weihnachten!" zu rufen. Erschrocken fährt Stefanie hoch. Stöhnend legt sie eine Hand an den Kopf und will sich schon beschweren, als ihr Blick auf ihre beiden Männer fällt, die sie angrinsen und ihr ein Päckchen entgegenhalten. Doch Stefanie registriert das Päckchen erst gar nicht. Ihre Augen werden immer größer als sie das Outfit ihrer beiden Männer erkennt, die beide im gleichen Eisbär-Weihnachtspyjama vor ihr sitzen. „Was...wie..." stottert sie, bevor sie in lautes Gelächter ausbricht. „Wie süß seid ihr denn" murmelt sie, als sie sich wieder beruhigt hat und als sie in Thomas Augen blickt, der sie liebevoll ansieht, sammeln sich ein paar Tränen in ihren Augen. „Mama, jetz mach endlich auf!" quengelt da ihr Sohn und Stefanie wischt sich schnell mit dem Handrücken über die Augen. Dann nimmt sie das Päckchen an sich und beginnt es auszupacken. Ihre Kopfschmerzen sind wie weggeblasen und das Lächeln, das ihre Lippen umspielt, wird noch größer, als sie für sich ebenfalls den Weihnachtspyjama aus dem Päckchen auspackt. „Mama du musst das auch anziehn, dann sehn wir alle gleich aus" ruft der Kleine freudestrahlend und Stefanie schlüpft schmunzelnd in den neuen Pyjama. Aufgeregt hüpft der Kleine aus dem Bett und erklärt, dass sie zu den anderen nach unten müssten, um es ihnen zu zeigen. Als er bereits vorausläuft, hält Stefanie Thomas zurück. Sie stellt sich dicht vor ihn und legt ihren Kopf in den Nacken, um ihn ansehen zu können.

Während er seine Hände an ihre Taille legt und mit seinem Daumen sanfte Kreise an ihren Hüftknochen zieht, flüstert sie „Wann hast du denn...ich mein, du magst sowas doch nicht..." Vorsichtig legt Thomas ihr einen Finger an die Lippen. „Ich mag alles, was dich glücklich macht! Frohe Weihnachten, meine Kleine!" wispert er. Stefanie stellt sich auf Zehenspitzen und legt ihre Hände in Thomas Nacken, um ihn ein wenig zu sich herunter zu ziehen. Zärtlich küsst sie ihn und vergräbt dabei ihre Finger in seinen Haaren. Sie zieht ein wenig daran, wodurch Thomas leise in den Kuss hinein stöhnt. Als er dabei seine Lippen öffnet, vertieft Stefanie den Kuss. Als sie sich kurze Zeit später schwer atmend voneinander lösen, wandern Thomas Lippen an ihren Hals. Schließlich flüstert er ihr ins Ohr „Eigentlich würd ich dir diesen Pyjama am liebsten gleich wieder ausziehen." Stefanie gibt einen genüsslichen Laut von sich und schmiegt sich noch ein wenig enger an ihn. In dem Moment ertönt ein lautes „Mamaaaaaa, Papaaaaa" von unten und nur widerwillig lösen sich die beiden voneinander. Schmunzelnd sehen sie sich an. „Später" murmelt Thomas schließlich verschmitzt und küsst Stefanie kurz auf die Stirn, bevor er sie an der Hand nimmt und mit ihr nach unten geht, damit die Familie ihre Weihnachtspyjama bewundern kann. „Wir sind jetzt die Weihnachtsfamilie" ruft ihr Kleiner freudig, während Thomas die Augen verdreht und Stefanie zuraunt, dass er das nur für sie mache. Sie schmiegt sich eng an ihn und flüstert „Das ist nur eines der vielen Dinge, für die ich dich liebe!"

Silbermond OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt