Ja, ich liebe dich

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Heute ist der 4. Jahrestag von Thomas und Stefanie. Um ihren Freund zu überraschen, bringt Stefanie ihm Frühstück ans Bett. Mit einem sanften Kuss weckt sie ihn. „Wieso bist du denn schon wach?" fragt er gähnend und sieht sie aus seinen müden Augen an. Da entdeckt er das liebevoll gerichtete Frühstück neben sich. „Womit hab ich das denn verdient?" fragt er und streicht zärtlich über Stefanies Wange. Stefanie ist ein wenig traurig. Weiß er denn gar nicht, dass heute ihr Jahrestag ist? Doch als ihr die dunklen Ringe unter seinen Augen auffallen, möchte sie ihm kein schlechtes Gewissen machen. Sie haben zurzeit so viel um die Ohren, arbeiten ständig an neuen Songs. Da kann es schon passieren, dass er an so etwas nicht denkt. Stefanie versucht ihre Enttäuschung zu verstecken, drückt ihm einen Kuss auf den Mund und murmelt „Ich wollte meinen Lieblingsmenschen einfach ein bisschen verwöhnen, nachdem wir momentan außer Songs Schreiben kaum etwas anderes machen" erklärt sie. Thomas zieht sie zu sich und küsst sie zärtlich. „Ich liebe dich" flüstert er, was Stefanie ihre Enttäuschung gleich vergessen lässt. Sie sagen es sich nicht oft, damit diese drei Worte nicht an Bedeutung verlieren. Umso schöner ist es, sie aus seinem Mund zu hören. Sie kuschelt sich zu ihm und gemeinsam genießen sie das Frühstück im Bett. Kurz darauf machen sie sich fertig, um in den Proberaum zu fahren. Die Plattenfirma macht Druck und will so bald wie möglich die nächste Platte rausbringen. Darum sitzen sie oft bis in die Nacht hinein im Proberaum und arbeiten an den neuen Songs. Auch wenn Stefanie gerne einen schönen Tag mit Thomas verbracht hätte, weiß sie, dass sie beide nicht abschalten könnten.

Im Proberaum angekommen verschwindet Stefanie gleich in der Küche, um Kaffee aufzustellen. Als der Kaffee fertig ist, geht sie zu Thomas, der gerade seine Gitarre stimmt. „Wo bleiben denn die anderen beiden?" fragt sie verwundert, als sie einen Blick auf die Uhr wirft. „Ach, Johannes hat vorhin kurz angerufen und gesagt, dass es ihm nicht gut geht und er lieber zu Hause bleibt. Und Nowi hat geschrieben, dass ihm ein Termin dazwischen gekommen ist, auf den er ganz vergessen hat. Er versucht, später noch zu kommen, weiß aber nicht, ob es sich ausgeht" erklärt Thomas. Wieder steigt Enttäuschung in Stefanie auf. Wenn die anderen beiden eh nicht hier sind, hätten sie sich doch auch einen schönen Tag zu zweit machen können. Doch jetzt, wo sie schon hier sind, kann sie Thomas sicher nicht dazu bewegen, alles stehen und liegen zu lassen. Thomas bemerkt ihre gedrückte Stimmung. „Ist alles gut?" fragt er sanft und zieht sie in eine Umarmung. „Hmm..." brummt Stefanie an seiner Brust, doch dann reißt sie sich zusammen. „Komm, lass uns endlich was tun, vielleicht kommen wir dann ja ein bisschen früher hier raus und können uns einen schönen Abend machen" sagt sie und versucht fröhlich und motiviert zu klingen. „Das machen wir" stimmt Thomas ihr zu und drückt ihr noch einen sanften Kuss auf die Lippen, bevor sie sich aus der Umarmung lösen. Thomas holt seine Gitarre und sie arbeiten eine Zeit lang an einem Song, bei dem sie einen Teil von gestern noch fertig machen. Als beide damit zufrieden sind, sieht Stefanie ihn fragend an. „Wollen wir als nächstes bei Irgendwo in der Mitte den Text fertig schreiben?" schlägt sie vor. Doch Thomas schüttelt den Kopf. Mir ist da vor Kurzem noch eine Idee für einen Song gekommen. Ich hab mal eine Textidee dazu aufgeschrieben und wollt gern ein bisschen rum probieren, ob die Melodie dazu passt, die ich mir vorstelle" erklärt Thomas und steht auf, um ein paar Zettel zu holen. Dann setzt er sich wieder zu seiner Gitarre, doch bevor er Stefanie den Text hinhält, meint er, dass er ihr mal vorsummen würde, wie er sich ungefähr die Melodie dazu vorstellt. Die beiden summen eine Weile, bis Stefanie die Melodie behält.

„Das gefällt mir" strahlt sie ihn an „Bin gespannt, was du dir für einen Text dazu gedacht hast. Worum geht's denn?" fragt sie nach, doch Thomas hält ihr als Antwort den Text hin. „Versuch's einfach mal" fordert er sie auf und beginnt auf der Gitarre zu spielen. Stefanie ruft sich noch mal die Melodie in Erinnerung und beginnt dann den Text, den sie nun vor sich hat, darauf zu singen. „Ich bin verlor'n in deiner Mitte. Machst mich zum Kämpfer ohne Visier. Alles gedreht, Sinne wie benebelt. Ich bin so heillos betrunken von dir" beginnt sie zu singen und ein warmes Gefühl breitet sich in ihr aus. Mit einem Lächeln singt sie weiter „Du wärmst mich auf mit deinem Wesen und lässt nicht einen Zentimeter unverschont. Du flutest alle meine Decks mit Hoffnung auf ein echtes Leben vor dem Tod." Stefanie merkt, wie sehr sie das berührt und die Tränen in ihr aufsteigen. Sie wirft einen Blick zu Thomas, der sie liebevoll ansieht und in dem Moment den Gesang übernimmt „Und ja, ich atme dich. Ja, ich brenn für dich. Und ja, ich leb für dich jeden Tag. Und ja, du spiegelst mich. Und ja, ich schwör auf dich und jede meiner Fasern sagt ja!" Mittlerweile laufen die Tränen über Stefanies Wangen. Thomas Worte gehen direkt in ihr Herz. Bei jedem einzelnen Wort sieht er sie voller Liebe an. Sie geht näher zu ihm und lässt sich vor ihn auf den Boden sinken. Vollkommen überwältigt lauscht sie seinem Gesang „Es ist noch immer so schwer zu glauben, wie du meisten meiner Fehler übersiehst. Du erdest jeden meiner Gedanken, verleihst Flügel, wenn Zweifel überwiegt." Leise singt nun Stefanie den Refrain mit ihm mit, bevor Thomas alleine weitersingt „Ja zu jedem Tag mit dir! Ja zu jedem deiner Fehler! Asche und Gold ich trag alles mit dir. Denn ich bin und bleib verloren in deiner Mitte – in deiner Mitte, bis der Vorhang fällt. Und ja ich atme dich. Ja, ich brenn für dich. Und ja, ich leb für dich jeden Tag. Und ja, ich liebe dich! Und ja, ich schwör auf dich und jede meiner Fasern sagt ja!" Als der letzte Akkord verklungen ist, legt Thomas seine Gitarre zur Seite.

Dann hält er Stefanie seine Hand hin, um sie auf seinen Schoß zu ziehen. „Alles Gute zum Jahrestag, mein Engel" haucht er an ihren Lippen, bevor er sie zärtlich küsst. Nun kann Stefanie ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten. Sie vergräbt ihren Kopf an seiner Brust und schluchzt laut auf. Er hat es gar nicht vergessen, er hat ihr sogar einen eigenen Song geschrieben. Einige Minuten weint sie vor Rührung an seiner Brust. Thomas streicht ihr beruhigend über den Rücken. Als sie sich wieder gefangen hat, sieht sie dankbar zu ihm auf und verliert sich in seinen blau-grauen Augen. „Noch nie hat jemand so etwas Wunderschönes für mich gemacht" flüstert sie. Thomas legt eine Hand an ihre Wange und sieht sie zärtlich an. „Wir wissen nicht, was das Schicksal für uns bereit hält. Vielleicht sind es nur ein paar Jahre, die wir Seite an Seite als Paar verbringen, vielleicht gehen wir den gemeinsamen Weg aber auch unser restliches Leben lang. Wir sind uns beide einig, dass wir uns nicht vor Familie und Freunden das Ja-Wort geben müssen, um als Paar zu gelten. Viel wichtiger sind unsere Gefühle füreinander und ich kann dir nur zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass ich dich aus tiefstem Herzen liebe. Dieses Lied soll mein Versprechen für dich sein, dass ich an deiner Seite bin und bleibe, solange es uns beiden dabei gut geht." Thomas wischt Stefanie ein paar Tränen von den Wangen, bevor er lächelnd weiterspricht „Es tut mir leid, du weißt, dass ich nicht der Mann der großen Worte oder Gefühle bin, ich kann so etwas leichter über die Musik zeigen..." Stefanie unterbricht ihn. „Du hast mir eben das Gegenteil bewiesen..." flüstert sie gerührt. Händeringend sucht sie nach den passenden Worten, um Thomas ihre Gefühle mitteilen zu können, doch diese Offenheit seiner Worte in dem Song hat ihr die Sprache verschlagen. Immer noch überwältigt schüttelt sie den Kopf und hebt hilflos ihre Schultern. „Du hast es mit diesem Lied tatsächlich geschafft, dass mir einmal die Worte fehlen" murmelt Stefanie.

Sie legt ihre Hände hinter Thomas Kopf und zieht ihn zu sich. „Ich liebe dich so sehr" haucht sie an seinen Lippen, bevor sie diese miteinander vereint. Als sie sich aus Luftmangel voneinander lösen müssen, legen sie schwer atmend ihre Stirn aneinander. Die Stille um sie herum, bringt Stefanie erst die Erkenntnis. Sie sieht Thomas plötzlich mit offenem Mund an. „Sag mal, du hast das doch alles genauso geplant für heute...Du hast mit den andren beiden Banditen ausgemacht, dass sie heute gar nicht kommen sollen, oder?" fragt sie mit großen Augen. Als Antwort bekommt sie nur ein verschmitztes Grinsen von Thomas. „Du Schuft...aber hast du gut gemacht" lacht sie und gibt ihm einen sanften Schlag auf die Brust. „Und ich hab echt gedacht, du hast drauf vergessen..." murmelt sie dann verschämt und wird ein wenig rot. „Wie könnt ich darauf vergessen? Du bist das Beste, was mir je passiert ist" erwidert Thomas grinsend, während er eine Haarsträhne von Stefanie um seinen Finger wickelt. Stefanie lacht laut auf. „Hör auf unsre eigenen Songs zu zitieren, das ist mein Part" erklärt sie und ihr helles Lachen erfüllt den Raum. Dann beugt sie sich ganz nah zu Thomas Ohr und flüstert „Ja, ich schwör auf dich und jede meiner Fasern sagt ja", bevor sie ihre Lippen wieder auf seine legt.

Silbermond OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt