Schon seit die Monde gestern Abend mit ihrem Tourbus in Berlin aufgebrochen sind, herrscht eine Unruhe bei allen. Keiner kann es so richtig glauben, dass sie nach über zwei Jahren endlich wieder zu ihrem ersten Konzert fahren können. Vorfreude mischt sich mit Aufregung. Als sie endlich in Graz ankommen, springt Stefanie als Erste aus dem Bus. „Leute, wir sind wirklich hier! Kneift mich mal!" ruft sie und hüpft wie wild durch die Gegend, bis Johannes ihr eine Hand auf den Arm legt. Mit ruhiger Stimme meint er „Steff, fahr mal ein bisschen runter. Du wirst deine Energie heut Abend noch brauchen! Komm, lass uns mal die Location ansehen, ob noch immer alles so ist, wie beim letzten Konzert hier." Eine Weile später stehen die fünf im Zuschauerbereich und betrachten die Bühne. Stefanie schlingt ihre Arme um sich und muss schlucken, um ihre Tränen zurückzuhalten. Thomas beobachtet seine Freundin und merkt sofort, dass sie emotional aufgewühlt ist. Da sie aber angestrengt versucht, ihre Emotionen unter Kontrolle zu bringen, lässt er sie lieber. „Das wird fett heut Abend" ertönt da Nowis Stimme, der ein Grinsen im Gesicht hat, das von einem Ohr zum anderen reicht. „Sagt der, der lieber hinter als auf der Bühne spielen würde" kommentiert Thomas schmunzelnd, worauf Nowi sofort protestiert „Jetzt doch nicht mehr! Das war doch bloß am Anfang so!" Auch Stefanie stimmt in das Lachen der drei Jungs ein und wird wieder lockerer. „Ihr wart doch alle drei gleich! Ihr wolltet euch verstecken und ich musste die ganze Arbeit machen" lacht sie. „Na, haben wir doch gut hinbekommen. Ist heute immer noch so" grinst Thomas, woraufhin Stefanie ihm die Zunge rausstreckt und ihm in den Arm boxt. „Autsch!" ruft er gespielt empört, kann aber sein Grinsen nicht verstecken.
Er ist froh, dass Stefanie wieder lacht und von ihrer Aufregung abgelenkt ist. Er weiß, wie nervös sie ist. Sie hat die letzten Nächte kaum geschlafen, was für sie total untypisch ist. Er ist ja auch selbst ziemlich aufgeregt, obwohl er normalerweise immer entspannt in die Konzerte geht. Aber das letzte Konzert liegt einfach zu lange zurück. Bevor er zu sehr in seine Gedanken abdriftet, macht er einen Satz zu Stefanie und beginnt sie zu kitzeln. Kreischend läuft Stefanie davon und Thomas hinterher. Fabi beobachtet die Szene schmunzelnd. Er findet die vier einfach toll. Sie sind bodenständig, echt und einfach liebenswerte Menschen. Fabian ist so froh, nun schon eine ganze Weile ein kleiner Teil von ihnen zu sein. Während Fabian seinen Gedanken nachhängt, klopft Johannes Nowi auf die Schulter, deutet zu Thomas und Stefanie, die sich immer noch ein Wettrennen durch den Zuschauerraum liefern, und meint trocken „Da soll noch einmal einer fragen, woher der Kleine das hat!" Dann brechen beide in Gelächter aus. In dem Moment kommt der Kleine mit seiner Nanny in den Zuschauerraum und läuft zu seinen beiden Onkeln. Als er Thomas und Stefanie entdeckt, sieht er verwundert zu Johannes hoch und fragt „Was machen Mama und Papa denn da?" Und als Johannes antwortet „Die machen nur ein bisschen Sport, damit sie am Abend fit sind für die Bühne" kann Nowi nur ganz schwer einen Lachanfall unterdrücken. Gleich darauf streckt Nowi ihm aber die Hand hin und sagt „Komm mit, Kleiner! Wir zwei gehen mal auf die Bühne und schaun, ob das Schlagzeug vom Onkel Now schon fertig ist, dann kannst du's mal ausprobieren." Mit strahlenden Augen nickt der Kleine und geht mit Nowi hoch auf die Bühne. Erst als Stefanie und Thomas das Schlagzeug hören, bleiben sie nach Luft ringend stehen und sehen verwundert hoch zur Bühne. Als sie ihren Kleinen dort mit Nowi hinterm Schlagzeug entdecken, steigen Stefanie gleich wieder die Tränen in die Augen. Thomas tritt von hinten an sie heran, legt seine Arme um sie und stützt sein Kinn auf ihrem Kopf ab. Irgendwann murmelt Thomas „Der wird mal genauso die Bühne rocken, wie seine Eltern", doch als Antwort bekommt er von Stefanie nur ein leises Schniefen.
In dem Moment heißt es, dass der Soundcheck gleich losgeht und die beiden lösen sich voneinander. Als sie auf die Bühne kommen, drücken sie ihren Kleinen noch mal, bevor dieser wieder zur Nanny läuft und von dort aus aufgeregt, seine Eltern und seine Onkel auf der Bühne beobachtet. Beim Soundcheck merkt man, dass das letzte Konzert ewig zurückliegt und sich alle erst wieder einfinden müssen. Das nicht alles gleich wie am Schnürchen klappt, steigert die Nervosität wieder extrem. Nach dem Soundcheck zieht sich jeder ein wenig zurück, um sich mental auf das Konzert vorzubereiten. Ungefähr eine halbe Stunde bevor es auf die Bühne geht, sind alle umgezogen und bereit für ihren Auftritt, zumindest äußerlich. Stefanie läuft schon seit einer Stunde auf und ab und murmelt die Texte der einzelnen Songs vor sich hin, weil sie Angst hat, einen Text zu vergessen. Irgendwann hält Thomas diese Unruhe nicht mehr aus, weil es ihn selbst noch nervöser macht, Stefanie so aufgelöst zu sehen. Deshalb geht er zu ihr hin, stoppt sie und legt ihr beide Hände auf die Schultern. „Hey Kleine, sieht mich mal an" versucht er beruhigend auf sie einzureden. „Ach scheiße, Thomas! Ich bin so verdammt nervös, das gibt's gar nicht!" flüstert sie mit erstickter Stimme. „Ich hab so Angst, da draußen gleich komplett zu verkacken..." „Steff, atme doch mal durch! Wir sind ja alle richtig aufgeregt heute. Wir haben über zwei Jahre kein Konzert gespielt und das weiß jede einzelne Person, die da draußen im Zuschauerraum steht. Und wahrscheinlich sind die alle noch nervöser als wir. Du hast doch die ganzen Posts und Storys in den letzten Wochen gesehen...die können es überhaupt nicht mehr erwarten uns live zu sehen!" meint Thomas. „Ja...genau das ist ja das Problem! Ich will die doch nicht enttäuschen" erklärt Stefanie verzweifelt und Thomas sieht das verdächtige Schimmern in ihren Augen. „Steff...wir arbeiten seit Ewigkeiten auf genau diesen Abend heute hin...wir sind so gut vorbereitet, wie's nur geht und es ist vollkommen normal, dass beim ersten Konzert nicht gleich alles klappt."
„Und überleg mal, wie viele Konzerte wir schon gespielt haben...ich würd fast sagen, wir sind ein bisschen sowas wie Profis auf der Bühne" versucht Thomas ihr die Aufregung zu nehmen, doch obwohl sich ein leichtes Lächeln auf Stefanies Lippen stiehlt, zittern ihre Hände immer noch sehr. „Ach Kleine, komm her!" murmelt Thomas schließlich und zieht sie in seine Arme. Stefanie vergräbt ihr Gesicht an seiner Brust und atmet tief durch. Thomas Nähe, seine starken Arme und sein Geruch beruhigen sie endlich ein wenig. Nach einer Weile löst sie sich wieder von ihm und sieht ihm tief in die Augen. „Danke – jetzt bin ich bereit" flüstert sie und Thomas küsst sie sanft auf die Stirn. Nun müssen die fünf aber auch endlich hinter die Bühne. In wenigen Minuten geht es los. Sie machen einen Kreis und legen sich die Arme um die Schultern. Für einen Moment schließen alle fünf die Augen und spüren ihren tiefen Zusammenhalt. Dann rufen sie ihren Schlachtruf und es geht ab auf die Bühne. Als Stefanie mit dem ersten Song beginnt, zittert ihre Stimme. Doch schon bald wird die Nervosität weniger und die Freude überwiegt. Und als sie schließlich in die strahlenden Gesichter blickt, die ihr entgegen leuchten ist, ist ihr Herz so von Dankbarkeit und Begeisterung erfüllt, dass sie alle Aufregung vergisst und nur noch für den Moment lebt. Als sie ein paar Lieder gesungen haben, beginnt Stefanie das erste Mal zu sprechen. Nun ist sie doch wieder nervös und ihre Stimme zittert. „Ich...ähm...jetzt fehlen mir tatsächlich die Worte, so überwältigt bin ich...ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie aufgeregt wir alle schon die ganzen letzten Tage sind...Es...es ist einfach über zwei Jahre her, dass wir unser letztes Konzert gespielt haben und wisst ihr, ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir heute tatsächlich alle gemeinsam hier stehen und zusammen feiern können. Diese letzten beiden Jahre haben uns so viel abverlangt, aber wir haben sie überstanden...wir sind jetzt hier und wir können hier und jetzt und heute diese Momente zusammen erleben."
Ein lauter Jubel bricht los, bevor Stefanie weitersprechen kann. „Und, wie wir nicht nur in den letzten beiden Jahren, sondern auch durch das, was da in den letzten Monaten in der Ukraine passiert ist, erfahren mussten, wissen wir einfach nicht, was morgen ist. Wir können noch so viel planen und vorhaben...es können so viele Dinge dazwischen kommen, die unsere ganzen Pläne über den Haufen werfen..." Stefanie muss kurz schlucken, um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden. „Deshalb...deshalb lasst uns das heute hier zusammen genießen. Lasst uns einen Tag draus machen, der sagt, vergiss mich nicht. Ich war einmalig, komm so nie wieder. Und wir werden alle gerne an diesen Tag zurückdenken, ihn uns immer wieder in Erinnerung rufen! Also lasst uns jetzt zusammen feiern und zusammen glücklich sein – INDIGOOOOOO!" ruft Stefanie schließlich und das Publikum beginnt wild zu kreischen, bevor es mit ihr gemeinsam gleich in den Refrain des Liedes einsteigt. Diese Welle des Glücks, die den Monden aus dem Publikum entgegenrollt, ist in jedem einzelnen Ton des Liedes spürbar. Und auch, wenn Stefanie es normalerweise vermeidet, direkt in die Gesichter des Publikums zu sehen, muss sie einen Blick auf die Mädelsrunde werfen, die direkt in der ersten Reihe steht und mit strahlenden Augen jedes einzelne Wort des Liedes mitsingt. Nun sind endgültig alle Ängste und Sorgen vergessen. Sie spürt die Verbindung zu den Fans und ist erfüllt davon, diesen Moment wieder erleben zu dürfen. Und sie genießt jede einzelne Sekunde davon. Und während Stefanie glücklich über die Bühne springt, wirft sie einen dankbaren Blick in den sternenklaren Himmel. Genau in diesem Moment singt sie gemeinsam mit den ganzen Fans „Ich vergess uns nie unter diesem Himmel!"