Silberne Flügel

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Als Thomas vom Einkaufen zurückkommt, entdeckt er Stefanie, die mit umschlungenen Armen in der Tür des Zimmers lehnt, das bald das Kinderzimmer werden soll. An ihrer Körperhaltung erkennt er sofort, dass sie irgendwas beschäftigt. Schnell stellt er die Einkäufe zur Seite und geht zu ihr hin. „Hey, Kleine! Was ist denn los?" fragt er vorsichtig und legt ihr einen Arm auf die Schultern. Mit müden Augen sieht sie zu ihm auf und lässt sich dann von ihm in seine Arme ziehen. „Ich bin einfach müde" flüstert sie an seiner Brust, doch an ihrer angespannten Haltung merkt Thomas gleich, dass das nicht alles ist. Er schiebt sie ein Stück von sich weg. „Und du bist dir sicher, dass da nicht noch was ist?" meint er und sieht sie durchdringend an, aber Stefanie winkt ab. „Alles gut" murmelt sie und wendet sich ab. Thomas seufzt, er weiß, dass man die Sängerin nicht zum Sprechen bringen kann, wenn sie nicht will. Deshalb kümmert er sich erstmal um die Einkäufe. Nachdem er alles weggeräumt hat, schaut er sich nach Stefanie um, die auf der Couch sitzt und sich mit ihrem Handy beschäftigt. Liebevoll betrachtet er die kleine Wölbung, die sogar unter ihrem Pullover nun schon deutlich sichtbar ist. Er freut sich so unfassbar auf das, was auf sie beide zukommt, auch wenn er ziemlichen Respekt davor hat, Papa zu sein. Aber er weiß, dass er mit Stefanie zusammen alles schaffen kann, das haben sie schon oft genug bewiesen. Trotzdem beunruhigt ihn irgendwas. Stefanie wirkt so abwesend, zurückgezogen. Es scheint, als hätte sie eine unsichtbare Mauer aufgebaut. Meistens quälen sie irgendwelche Zweifel, wenn sie das macht. Doch da er weiß, wie schwer es ist, an sie heranzukommen, wenn es darum geht, ihr helfen zu wollen, beschließt er, sie die nächsten Tage genauer zu beobachten, bevor er sie noch einmal darauf anspricht.

Drei Tage später treffen sie sich mit Johannes und Nowi zum Essen. Nachdem sie vor knapp einem Monat ihr letztes Konzert der Leichtes Gepäck Tour gespielt haben, haben Stefanie und Thomas die beiden eingeweiht und ihnen erzählt, dass Stefanie schwanger ist. Darum haben die vier auch beschlossen, es von nun an ruhiger angehen zu lassen, weshalb sie sich auch nicht mehr so oft sehen. Stefanie hat heute wieder ein Lächeln im Gesicht und es scheint, dass alles gut sei, doch Thomas kauft ihr das nicht ab. Er nimmt Johannes zur Seite und bittet ihn, Stefanie zu beobachten, doch nach dem Essen meint dieser, dass ihm nichts Spezielles aufgefallen sei. Trotzdem lässt Thomas das Gefühl nicht los, dass irgendwas nicht stimmt. Als er in der Nacht munter wird, ist das Bett neben ihm leer. Verwundert lauscht er, ob er irgendwas hören kann, doch da ist nichts und als Stefanie nach fünf Minuten noch immer nicht zurück ist, kriecht er aus dem Bett, um nach ihr zu sehen. Es zerreißt ihm das Herz, als er sie auf der Couch entdeckt, zusammen gekauert, die Arme um ihre Beine geschlungen. Stumm laufen ihr die Tränen über die Wangen. Sofort ist Thomas bei ihr und zieht sie in seine Arme. Es ist nicht der Moment um etwas zu sagen. Er ist einfach für sie da und als sie nach einer Weile erschöpft in seinen Armen eingeschlafen ist, trägt er sie zurück ins Bett. Obwohl sie mittlerweile tief und fest schläft, hält er sie fest im Arm und streicht ihr durchs Haar. Er muss unbedingt wissen, was mit ihr los ist, so kann das nicht weitergehen. Und nachdem er sowieso nicht mehr schlafen kann, fasst er einen Entschluss. Als Stefanie am nächsten Morgen munter wird, hört sie Thomas in der Küche hantieren. Dass er sie in der Nacht weinend auf der Couch gefunden hat, hat sie schon wieder vergessen.

Noch ziemlich verschlafen tappst sie in die Küche und entdeckt dort einen gedeckten Frühstückstisch. „Morgen! Womit hab ich denn das verdient?" fragt sie und ein leichtes Lächeln legt sich um ihre Lippen. Thomas begrüßt sie mit einem zarten Kuss auf die Stirn. „Du musst dich stärken, wir haben heute einen weiten Weg vor uns!" erklärt er. Stefanie sieht ihn verständnislos an, was Thomas zum Schmunzeln bringt. „Iss erstmal was, dann weihe ich dich in den Plan ein!" sagt er und muss während des ganzen Frühstücks grinsen, weil Stefanie vor lauter Neugier unruhig am Stuhl rumrutscht. Als sie endlich fertig sind, platzt es aus ihr heraus „Jetzt sag schon! Was hast du vor?" Thomas steht auf und als er die Sachen vom Frühstück wegräumt, sagt er „Wir fahren ein paar Tage weg...ans Meer!" Als Stefanie nichts darauf sagt, dreht er sich zu ihr um und sieht die Tränen in ihren Augen schimmern. „Wir...wir machen was?" stammelt sie mit rauer Stimme, weshalb Thomas zu ihr hingeht und sie in die Arme schließt. „Wenn alles zu viel wird, bring mich dorthin, dreh meine müden Segel wieder in den Wind..." flüstert er ihr ins Ohr. „Ich weiß, dass es dir nicht gut geht und wenn du mir schon nicht erzählen willst, was los ist, dann lass mich dir wenigstens so helfen" erklärt Thomas und Stefanie murmelt ein leises Danke, bevor sie ihm einen Kuss auf die Lippen drückt.

Silbermond OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt