Tourvirus

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Überglücklich und komplett durchgeschwitzt verlassen die Monde die Bühne in Hamburg. Wie toll war dieses erste Konzert der Schritte-Tour vor einer ausverkauften Halle. „Fabi, komm her!" winkt Thomas ihren Keyboarder zu sich, der sie nun schon auf ihrer zweiten Tour begleitet. Die fünf umarmen sich und beglückwünschen sich gegenseitig zu diesem tollen Tour-Auftakt. „Wie sehr hab ich das vermisst" murmelt Stefanie mit Tränen in den Augen. Johannes zieht ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und hält es Stefanie hin. „Hier, ich hab vorgesorgt" grinst er und erntet von Stefanie dafür einen Schlag auf den Oberarm. „Das hätt ich auf der Bühne schon gebraucht" erwidert sie trocken und streckt ihm die Zunge raus. Die Jungs lachen und auch Stefanie steigt mit ein. Mit sowas lässt sie sich schon lange nicht mehr ärgern. Als das Adrenalin ein wenig abgesunken ist und das erste Hochgefühl des Konzerts nachlässt, bemerkt Stefanie, dass ihr Hals bei jedem Schlucken schmerzt. Als sie aus der Dusche kommt, ist grade nur Thomas in der Garderobe. Mit einem strahlenden Lächeln kommt er ihr entgegen und zieht sie in seine Arme. Stefanie legt ihren Kopf an seiner Brust ab und genießt seine Nähe. Es braucht grade keine Worte. Beide wissen, dass ihre Herzen für genau dieses Gefühl auf der Bühne schlagen, das sie vorhin erlebt haben. Als Thomas ihr einen sanften Kuss auf den Scheitel drückt, hebt sie ihren Kopf und sieht ihn an. Doch als Thomas in Stefanies braun-grüne Augen blickt, runzelt er die Stirn. „Steff, was ist los?" fragt er leise.

Stefanie sieht ihn verwundert an. „Was soll denn sein?" kommt es ziemlich krächzend aus ihrem Mund. „Mist!" fügt sie gleich hinzu, als sie merkt, dass das schmerzende Schlucken nicht alles ist. Sie weicht Thomas Blick aus und murmelt „Du weißt, wie lange wir keine Konzerte gespielt haben. Zumindest keine so langen. Da ist das doch normal, dass meine Stimme ein bisschen kratzig ist." „Steff..." sagt Thomas mahnend, wird jedoch von einem Hustenanfall unterbrochen, der Stefanie grade überwältigt. Als sie sich wieder beruhigt hat, legt er seine Hand an ihre Wange und zwingt sie, ihn anzusehen. „Du weißt, dass es fast der halben Crew nicht gut geht. Ich hoff, du hast dich da nicht auch angesteckt" meint Thomas besorgt. „Ach Quatsch! Ich leg mich jetzt im Bus dann gleich hin und morgen wird's schon wieder gehn" erklärt Stefanie krächzend und Thomas zieht sie noch einmal eng an sich. Als Johannes und Nowi zurück in die Garderobe kommen, packen alle ihre Sachen zusammen. Die Jungs gehen mit dem Gepäck schon voraus zum Bus und Stefanie huscht in die Garderobe nebenan, wo ihr Kleiner friedlich schläft. „Alles gut gewesen" versichert ihr die Nanny, während Stefanie den Kleinen hochhebt und zum Bus trägt. Dort legt sie ihn in die Schlafkabine von Thomas. Der sieht sie fragend an, da Stefanie darauf bestanden hatte, dass der Kleine immer bei ihr schläft. „Tut mir leid, aber ich will ihn nicht anstecken, sollte ich doch dieses blöde Virus erwischt haben" gibt Stefanie zu und Thomas nickt verständnisvoll. Dann sucht sich Stefanie noch schnell eine Tablette für ihren Hals und verschwindet in ihrer Schlafkabine. Sie schläft so schnell ein, dass sie nicht einmal mehr bemerkt, als der Bus Richtung Hannover losfährt. Doch mitten in der Nacht wird sie von einem Hustenanfall geweckt und spürt gleichzeitig, dass die Schmerzen in ihrem Hals noch stärker geworden sind. Sie öffnet ihre Schlafkabine und setzt sich auf, damit sich ihr Husten wieder beruhigt. Außerdem braucht sie dringend was zu trinken. Nach wenigen Sekunden taucht aus der Schlafkabine ober ihr ein wuscheliger Kopf auf.

„Steff, was ist denn los?" flüstert Nowi besorgt. „Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken" krächzt Stefanie kaum hörbar und Nowi klettert sofort zu ihr nach unten. „Ach sowas Blödes! Warte, ich mach dir einen Tee! Bin gleich zurück" murmelt er und verschwindet so schnell er kann. Kurz darauf kehrt er mit einer dampfenden Tasse zurück und Stefanie schenkt ihm einen dankbaren Blick. Dann hält er ihr auch ein Medikament hin und auf Stefanies skeptischen Blick hin erklärt er „Nimm das lieber, Steff! Du weißt, dass wir grade erst am Anfang unserer Tour sind. Wenn's dich jetzt voll erwischt, können wir gleich mehrere Konzerte absagen." Stefanie weiß, dass er recht hat und nimmt es ihm schließlich aus der Hand. „Danke" flüstert sie und schenkt ihm noch ein Lächeln, bevor er wieder in seiner Schlafkabine verschwindet. Stefanie nimmt das Medikament und trinkt ihren mit Honig gesüßten Tee, der das Gefühl im Hals gleich ein bisschen besser macht. Dann kuschelt sie sich wieder unter ihre Decke und schläft durch, bis sie am nächsten Morgen von einem leisen Gebrabbel geweckt wird. „Mama...Mama Bett...da..." hört sie ihren Kleinen und gleich darauf Thomas, der flüstert „Ja, da schläft die Mama! Aber wir müssen leise sein, damit wir sie nicht wecken. Die Mama ist noch ganz müde." Mit einem Lächeln im Gesicht öffnet sie ihre Schlafkabine und steckt ihren Kopf raus. Direkt gegenüber sitzt Thomas am Rand seiner Schlafkabine mit dem Kleinen auf seinem Schoß. „Mama!" quiekt der Kleine, der sie zuerst entdeckt, und hüpft von Thomas Schoß, um seine kleine Hand an Stefanies Wange zu legen. „Wieso bist du denn schon wach?" fragt Thomas und mustert sie besorgt „Und wie geht's dir denn? Müssen wir das Konzert morgen absagen?" Stefanie schüttelt den Kopf. „Wird schon...ich will das Konzert auf jeden Fall versuchen!" antwortet sie, doch ihre Stimme ist immer noch sehr rau. Auch ihre Halsschmerzen sind kaum weniger geworden. „Okay, aber du hast Sprechverbot bis morgen Abend. Am besten auch Bettruhe und du wirst brav Tee trinken und inhalieren" merkt Thomas an und sein Blick lässt keine Widerrede zu.

Silbermond OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt