Es ist der 9. April 2019. Gerade sind die vier Monde nach ihrem Konzert in Wien wieder in den Tourbus gestiegen. Die Leute aus der kleinen Crew, die sie diesmal mit hatten, verabschieden sich gleich in ihre Schlafkabinen. Die letzten drei Tage waren nach so langer Pause für alle wieder eine große Herausforderung gewesen. Stefanie geht auch schnell nach oben, um einen Blick auf ihren Kleinen zu werfen. Doch der schläft tief und fest neben seiner Nanny. Mit einem Lächeln beugt sich Stefanie über ihn und drückt ihm einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor sie wieder zu ihren Jungs nach unten geht, die in der Sitzecke bereits auf sie warten. „Alles gut?" fragt Thomas, als sie sich neben ihn setzt und sich in seinen Arm kuschelt. „Schläft tief und fest" erwidert sie mit einem Lächeln und drückt ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen. „Eindeutig das Schlafverhalten von seiner Mama" grinst Nowi und erntet ein dreistimmiges Lachen als Antwort. Eine Weile herrscht eine angenehme Stille zwischen den vieren und jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach.
Stefanie ist diejenige, die die Stille irgendwann durchbricht. Mit einem Lächeln im Gesicht sagt sie „Wisst ihr, ich bin glücklich. Und das Schönste ist, dass ich's teilen kann mit euch. Ich war mir echt unsicher, ob das mit den Konzerten noch mal klappt...mit dem Kleinen und so...ihr wisst schon..." Ihre Stimme bricht und Thomas streicht ihr sanft über den Arm. Alle wissen, welche Zweifel Stefanie die letzten Monate hatte, ob und wie das mit dem Kleinen und den Konzerten funktionieren kann. Umso schöner, dass es die letzten drei Tage ohne Probleme geklappt hat. Es scheint, als wäre der Tourbus für den Kleinen das Normalste auf der Welt. „Ich kann's gar nicht abwarten bis zum nächsten Konzert, auch wenn das erst in zwei Monaten ist" erklärt Nowi. „Und das von demjenigen, der am liebsten hinter der Bühne gespielt hätte, nur um nicht im Rampenlicht stehen zu müssen" lacht Thomas und boxt Nowi an den Oberarm. Dieser grinst ein wenig verlegen. „Jaaaaa...irgendwie hab ich's doch echt ziemlich vermisst" gibt er leise zu. „Geht mir genauso" flüstert Johannes ergriffen und packt seinen Bandkollegen an der Schulter. Auch Thomas nickt zustimmend und ergreift das Wort „Dieses Gefühl auf der Bühne. Es sind so turbulente Zeiten, alle ultrabeschäftigt, wirbeln wie verrückt und trotzdem haben sich so viele die Zeit genommen, die letzten drei Tage zu unseren Konzerten zu kommen. Diese Magie auf der Bühne zu stehen und die Energie, die von den Fans zurückkommt...wir sollten das echt auskosten, bis wir platzen vor Glück." Stefanie sieht mit Tränen in den Augen zu ihm auf. „Ich glaub, das hab ich die letzten drei Tage definitiv getan" sagt sie ergriffen und bekommt von Thomas einen Kuss auf die Stirn. „Irgendwie hab ich noch nie so viel Dankbarkeit gefühlt, wie in diesem Moment" flüstert sie und sieht voller Liebe ihre drei Jungs der Reihe nach an. „Ich glaub, wir machen uns viel zu oft Gedanken darüber, was war oder was kommt und vergessen, den Fokus auf den Moment jetzt zu legen. Egal ob auf der Bühne oder jetzt gerade hier nur mit uns vier"
„Wisst ihr eigentlich, dass wir uns mittlerweile schon über 20 Jahre kennen?" fragt Johannes. „Ich könnt mir ein Leben ohne euch nicht mehr vorstellen. Was wir alles zusammen erlebt haben, welche Höhen und Tiefen wir gemeinsam überwunden haben. Und alles hat uns vier nur noch stärker zusammen geschweißt." Johannes kleine Ansprache entlockt Stefanie ein leises Schniefen. „Sorry" murmelt sie und wischt sich die Tränen von den Wangen. „Hör auf, dich für deine Gefühle zu entschuldigen" meint Nowi, dem selbst die Tränen in den Augen stehen. „Nur durch dich, hab ich gelernt, auch meine zuzulassen. Und eine kluge Frau hat mir mal erklärt, dass man sich niemals für seine Gefühle entschuldigen soll" spricht Nowi weiter und zwinkert Stefanie zu. Diese schluchzt gleich ein weiteres Mal auf und vergräbt ihr Gesicht an Thomas Brust, der ihr sanft über den Rücken streicht, damit sie sich wieder beruhigt. Auch er ist sichtlich gerührt von Johannes Worten. „Wisst ihr, ich bin dankbar...dass ich hier bin, dass ich das erleben darf. Denn das ist einer dieser Momente, die man für immer hier bewahrt" sagt Thomas und klopft sich auf die linke Seite seiner Brust, als Stefanie ihren Kopf wieder anhebt, um ihn anzusehen. Er sieht Stefanie tief in die Augen, als er weiterspricht „Wenn das mein letzter Tag wär und das mein letzter Kuss..." dann legt er sanft seine Lippen auf die von Stefanie. Als er sich kurz darauf wieder von ihr löst, sieht er Johannes und Nowi an „Dann wär das mein letztes Danke und das wär ein schöner Schluss!" Einen Moment sagt keiner etwas. Alle lassen die bisher gesagten Worte auf sich wirken. Nach einer ganzen Weile räuspert sich Nowi. „Ähm...können wir das vielleicht aufschreiben? Klingt nach einem guten Song" grinst er. Johannes nickt sofort und steht auf, um Stift und Papier zu holen. Thomas versucht seine Worte nochmal zu wiederholen und Johannes schreibt sie auf. Auch ein paar Aussagen von vorhin fügen sie hinzu.
„Eigentlich soll man ja bekanntlich aufhören, wenn's am schönsten ist..." meint Nowi „aber bitte versprecht mir, dass wir hier jetzt nicht aufhören. Lasst uns das hier inhaliern!" „Können wir ja gar nicht. Immerhin stehen sechs weitere Konzerte im Kalender für die nächsten Monate" grinst Johannes. „Und auch wenn wir lange noch nicht fertig sind, sind wir doch schon zu weit mit dem neuen Album, um es nicht fertig zu machen, oder was meint ihr?" fügt Thomas fragend hinzu. Drei Köpfe nicken eifrig und vier Augenpaare strahlen um die Wette. Wieder legt sich eine vertraute Stille über die vier und nur das Rattern des Busses ist zu hören. „Und auch wenn das unser letztes Album werden sollte, können wir stolz auf das zurückblicken was war. Was wir vier geschafft haben, aus unserem kleinen Nest...aus Bautzen..." sagt Nowi leise. „Da hast du recht..." stimmt ihm Johannes zu „Aber, ich hab eigentlich nicht vor, mit dem Musikmachen aufzuhören" lacht er und die anderen drei steigen in sein Lachen ein. „Nein, ich glaub, das hat keiner von uns...aber man weiß ja nicht, was auf einen zukommt. Und wir müssen wirklich dankbar sein für alles, was wir bisher erleben durften" bemerkt Thomas. In seinem Arm gähnt Stefanie herzhaft. „Sollen wir uns auch mal hinlegen?" fragt Thomas, doch Stefanie schüttelt sofort den Kopf. „Lasst uns diesen Moment einfach noch ein bisschen auskosten" erwidert sie und blickt in die Runde. Manchmal benötigt es keiner weiteren Worte. Zufrieden, glücklich und dankbar sehen sich die vier an, mit drei wundervollen Konzerten im Rücken und noch so vielen ungeschriebenen Liedern im Ohr, während der Bus sie zurück nach Berlin trägt.