wie alles begann

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„Stefanie, bist du fertig? Jule hat eben geklingelt!" tönt es durch die Wohnung. Schnell wirft Stefanie die letzten Klamotten in ihre Tasche und zieht den Reißverschluss zu. „Komme schon!" antwortet sie, als ihre Mutter sie ein weiteres Mal ruft. „Mach's gut, Mutti!" verabschiedet sie sich und drückt ihr einen Kuss auf die Wange. „Viel Spaß in eurem Chorlager! Pass auf dich auf!" erwidert diese und mit einem Grinsen tritt Stefanie durch die Türe und hüpft die Stufen hinunter. Sie liebt es im Chor zu singen und freut sich auf jede Probe. Heute ist sie aber besonders aufgeregt, weil es für eine ganze Woche ins Chorlager geht. Singen ist etwas, das ihr großen Spaß macht. Sie hat zwar keine Ahnung, ob sie gut ist, sie traut sich auch nicht, sich zu melden, wenn es darum geht, ein Solo zu singen, aber es bereitet ihr einfach große Freude. „Da bist du ja endlich!" begrüßt sie ihre beste Freundin vor der Tür, die ungeduldig von einem Bein aufs andere tritt. So schnell sie mit ihren vollgepackten Taschen können, laufen die zwei Freundinnen zum Bus, der vor dem Jugendheim schon zur Abfahrt bereitsteht. Die Busfahrt vergeht wie im Flug und Stefanie genießt die nächsten Tage im Chorlager sehr. Am vierten Tag sind am Morgen alle ganz aufgeregt, vor allem die Mädels. Stefanie hört, dass heute noch ein paar Leute nachkommen sollen. Plötzlich packt Jule sie am Arm „Stefanie! Heute kommen die Jungs von der Band endlich an, da sind ja meine Cousins mit dabei...die muss ich dir gleich vorstellen!"

Stefanie zuckt nur mit den Schultern. Sie weiß nicht so wirklich, was sie mit den „coolen Jungs" von der Band anfangen soll. Sie ist doch erst 13 und die Jungs an der Schule interessieren sie so gar nicht. Eigentlich dürfte sie noch nicht mal im Chor mitsingen, der ist erst ab 14. Aber nachdem niemand gefragt hat, hat Jule sie einfach mitgeschleppt und Stefanie ist sehr dankbar dafür. Als sie sich am Nachmittag zur Probe treffen, kommt der Chorleiter Richie in den Raum, hinter ihm drei Jungs. Der Chorleiter stellt die drei Jungs vor und die Mädels können kaum an sich halten vor Begeisterung. Stefanie verdreht die Augen und wartet nur darauf, dass irgendjemand noch einen Kniefall vor den Dreien macht. So ein Theater nur weil die drei sich bereit erklärt haben, sie mit ihren Instrumenten zu begleiten. Als Stefanie sich umsieht, bemerkt sie, dass wirklich alle Mädels die drei Jungs anhimmeln. 'Das kann ja noch was werden', denkt sie sich und ist froh, als die Probe endlich beginnt. Als sie ein paar Lieder geprobt haben, muss Stefanie zugeben, dass es wirklich gut klingt mit den Instrumenten. Während des nächsten Liedes wirft sie einen verstohlenen Blick zu den drei Jungs und beobachtet sie beim Spielen. Der Lockenkopf hinten am Schlagzeug wirkt sehr konzentriert und macht ab und zu lustige Grimassen mit seinem Mund. Der mit den kurzen braunen Haaren wippt mit seinem Körper im Takt mit, während er eifrig mit den Fingern auf den Saiten seines Basses auf und ab hüpft. Den dritten kann sie kaum erkennen, weil er leicht nach vorne gebeugt ist und die längeren Haare sein Gesicht verdecken. Als er sich ein wenig bewegt, erhascht Stefanie doch einen Blick und entdeckt seine geschlossenen Augen und einen Gesichtsausdruck, der verrät, dass er grade ganz in der Musik aufgeht. In dem Moment sieht er jedoch auf und bemerkt Stefanies Blick. Ein Grinsen umspielt seinen Mund, als er ihr verführerisch zuzwinkert. Mit hochrotem Kopf wendet sich Stefanie so schnell wie möglich ab, verpasst danach jedoch direkt ihren Einsatz. Zum Glück fällt das im Chor nicht so auf.

Stefanie vermeidet es von nun an, die Jungs zu beobachten und versucht sich wieder auf das Singen zu konzentrieren. Als die Probe vorbei ist, spürt Stefanie wieder mal Jules Hand auf ihrem Arm, die sie in Richtung der Band zieht. Mit großen Augen versucht Stefanie sie zurückzuhalten, doch sie hat keine Chance. Überschwänglich begrüßt Jule ihre beiden Cousins Johannes und Thomas und dann den Schlagzeuger Andreas. Als sie sich jedoch umdrehen will, um ihnen Stefanie vorzustellen, kann sie ihre beste Freundin nirgends entdecken. Stefanie hat Jules Begrüßung genutzt, um sich schnellstmöglich aus dem Staub zu machen. Das vorhin war schon peinlich genug, als ihr der Gitarrist zugezwinkert hat, da kann sie ihm jetzt nicht auch noch unter die Augen treten. Auch die nächsten Tage schafft Stefanie es erfolgreich, den Jungs von der Band außerhalb der Proben aus dem Weg zu gehen. Jule sieht sie manchmal seltsam an, aber Stefanie findet jedes Mal eine Ausrede, um nicht mit zu den Jungs zu müssen. Ein paar Wochen später, als sie längst schon wieder vom Chorlager zurück sind, nimmt Jule Stefanie nach der Schule zur Seite. „Hast du heute Nachmittag noch was vor?" fragt sie ihre beste Freundin und Stefanie schüttelt den Kopf. „Super, dann kannst du ja mitkommen! Die Band braucht noch ein paar Mädels vom Chor, die ihnen dabei helfen, die Lieder für das Konzert zu proben!" Stefanie sieht ihre beste Freundin mit großen Augen an. „Nein, ich geh da bestimmt nicht hin!" „Ach Stefanie, jetzt komm schon! Du musst mir helfen – bitte!!!" bettelt Jule und zieht Stefanie einfach mit sich mit. Vor einer alten Garage kommen sie zum Stehen. Da hören sie auch schon ein Schlagzeug und kurz darauf Gitarre und Bass. Als Jule reingehen will, macht sich Stefanie ganz steif. „Ich geh da nicht hinein! Und ich sing erst recht nicht vor denen!" meint Stefanie. Jule legt ihr beruhigend den Arm um die Schultern. „Musst du doch gar nicht! Ich singe, du sollst nur mit dabei sein, damit mir nicht so fad ist, okay?" Stefanie stößt den Atem aus, den sie angehalten hat und nickt dann zögerlich.

Silbermond OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt