chapter ten

254 17 12
                                    

P.o.V. Andreas

Ich zog leise die Tür hinter mir zu und konnte ein triumphierendes Grinsen nicht verhindern. "Das ging leichter als erwartet", murmelte ich und ging langsam zum Schlafzimmer. "Jetzt müssen wir nur noch Manuel überzeugen, dass Chris mit ihm abgeschlossen hat.". Ich holte mein Handy raus und schrieb Nina. "Hey, Chris hätten wir geschafft. Ideen für Manu?". Schon kurz drauf kam die Antwort, ein Bild. "Drucks aus und gibs ihm, sag du hast es bei Chris gefunden ;)". Grinsend betrachtete ich das Bild. "Ohja, das wird ordentlich reinschlagen.".

Am nächsten Morgen stand ich wie gewohnt um halb 7 Uhr auf und half die Kids fertig zu machen. Steffi fuhr dann zur Arbeit und ich hatte Zeit, um Ninas und meinen Plan in Ruhe umzusetzen. Zuerst ging ich ins obere Stockwerk und öffnete leise die Tür zum Gästezimmer. Mein kleiner Bruder lag ausgestreckt im Bett, schlafend. Ich atmete erleichtert durch und verließ das Zimmer wieder. Schnell machte ich mich fertig, nahm noch einige Unterlagen in die Hand und ging dann zu 8 Uhr rüber.

Im Büro angekommen, checkte ich kurz wer schon alles da war. Ich suchte das Bild von Nina raus und druckte es in originaler Größe aus, sodass es auch glaubwürdig war. Anschließend knüllte ich es leicht zusammen und faltete es zweimal. Nun musste ich noch auf Manuel warten und der Plan war perfekt. Ich verstand noch immer nicht, was die Beiden gegenseitig an sich fanden. Ich meine, sie waren beide Männer und ich hatte auch nichts gegen schwule Paare aber nicht die Beiden, nicht mein Bruder.

Das Image einer ganzen Kariere war auf dem Spiel, wir konnten alles verlieren wenn das offiziell wurde und er knutscht hier mitten in der Firma mit einem Angestellten rum. Ich schüttelte angeekelt den Kopf und legte das Bild beiseite. Bis Manuel kam arbeitete ich den kommenden Tourplan und die Abläufe aus und telefonierte mit einem Hersteller. Gegen halb 10 Uhr tauchte er dann auf dem Hof auf und verschwand kurz darauf in der Probenhalle. Schnell griff ich mein Handy und sah nach, ob Chris mir geschrieben hatte.

Vorsichtshalber schrieb ich ihm: "Guten Morgen Chris, bedien dich am Kühlschrank und nimm ne Ibu. Meld dich wenn du rüberkommst.". Die Nachricht war versendet und ich wartete noch einige Momente, eine Antwort bekam ich jedoch erstmal nicht. "Dann wollen wir mal", flüsterte ich und verließ grinsend mit dem Zettel in der Hand mein Büro. Ich grüßte jeden, der mir entgegen kam. Lange hatte ich keine so gute Laune mehr wie heute, es war einfach alles perfekt.

"Manuel, guten Morgen.". Ich betrat den Gang, in welchem er gerade an einem Requisit schraubte. Er zuckte sichtbar zusammen und drehte sich zu mir. "Morgen", gab er brummend von sich und sah mich an. Eine Mischung aus Unsicherheit, Angst und Respekt traf mich und ich musste unwillkürlich grinsen. "Das gestern tut mir sehr leid", meinte ich und zügelte meine Stimme, dass sie ganz sanft klang. "Doch es gibt da etwas, was du wissen musst. Ich hätte euch nicht unterbrochen, jedoch hat Chris bald andere Verpflichtungen und nicht jene seiner Freundin fremd zu gehen.".

Geschockt sah Manu mich an. Erst war er ruhig, brachte kein Wort heraus. "Was?". Ich holte den Zettel aus meiner Hosentasche und hielt ihm ihn hin. Ich konnte erkennen, wie seine Hände beim Auseinanderfalten des Zettels zitterten und meine innere Stimme jubelte lauthals. "Chris wird Vater?". Ich nickte und nahm ihm den Zettel wieder ab. "Mit Nina erwartet er ein Kind, ich wollte nicht, dass er dich ausnutzt.". Manu strich sich mit der Hand schnell durchs Gesicht und drehte sich etwas weg. "Klar, es tut mir auch leid. Kommt nicht wieder vor, ich halt mich fern.".

Ich nickte und sah ihn, zumindest gespielt, mitleidig an. "Du hast soviel besseres verdient, eine dich liebende Frau Manu. Es gibt dort draußen genügend, die dich wollen.". Er nickte und sah mich kurz an. Ich konnte den Schimmer seiner Tränen auf seinen Wangen sehen und musst ein hämisches Grinsen stark unterdrücken. "Danke Andy", murmelte er und drehte sich wieder um. "Ich hätte das nie zulassen dürfen", hörte ich ihn noch murmeln bevor ich wegging. Zurück im Büro nahm ich mein Handy und sendete eine Audio-Nachricht an Nina.

"Heyho", lachte ich ins Mikro. "Manu hats geschluckt. Du hättest diese Enttäuschung sehen müssen, seine Tränen.". Ich lachte wieder und sah grinsend auf das Ultraschallbild in meiner Hand. "Die Fälschung ist echt genial, fällt gar nicht auf. Das Thema mit den Beiden ist erstmal durch, die werden sich jetzt gegenseitig ignorieren und irgendwann haben sie das ganz vergessen.". Ich lehnte mich im Stuhl zurück und beobachtete mit einem breiten Grinsen wie Manuel das Gebäude verließ und sich auf einen Stein in der Nähe sinken ließ.

Ich machte noch ein Bild und schickte es Nina. "Mission completed". Dann drehte ich mich an meinen Schreibtisch und versteckte das Ultraschallbild in meiner Schublade. Mein Handy vibrierte und es war Chris, der mir Bescheid gab in einer halben Stunde hier zu sein. Das würde seinem kleinen Freund noch mehr zusetzen, was mir durchaus gefiel. Noch ein kurzer Blick zu Manuel und ich widmete mich wieder den anstehenden Aufgaben, unwissend, dass die Situation zwischen Chris und Manu noch lange nicht geklärt war.

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt