chapter 86

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Wir betraten den Bus und wurden gleich von den neugierigen Blicken erfasst. "Morgen Jungs", begrüßte Andreas sie und setzte sich dazu. "Seid ihr bereit?". Zustimmung machte sich breit und alle unterhielten sich weiter. "Setz dich zu uns Chris", meinte Janik und deutete auf den Platz neben sich. "Nein, danke.". Mit meiner Tasche ging ich die Treppen hoch und ließ mich in mein Bett fallen. Tief atmete ich durch und schloss die Augen. "Fängt ja großartig an.". Ich stand auf und wühlte in meiner Tasche nach einer Jogginghose, die wie immer ganz unten lag. "Wie geht's dir Chris?". Frustriert schnaubte ich. "Beschissen oder wie solls mir sonst gehen?". Ich drehte mich zu Janik und sah ihn an. "Mein Verlobter liegt immerhin seit über sechs Monaten im Koma und so wirds vermutlich auch bleiben!". Langsam trat er näher und legte seine Hände an meine Hüfte.

"Ich bin doch für dich da Chris, es wird alles wieder gut. Du musst nur loslassen können.". Er presste mich an die Wand und begann mich zu küssen, intensiv und voller Leidenschaft. Mein Kopf setzte aus und ich schloss die Augen. Seine Hände gingen auf Wanderschaft unter meinen Hoodie, was mir ein leichtes Seufzen entlockte. "Du brauchst ihn gar nicht Chris", raunte er und fing an meine Jeans aufzuknöpfen. "Nicht", murmelte ich, hatte aber nicht die Kraft um mich noch zu wehren. Erneut küsste er mich, nun fester und fordernder. "Sag mal geht's noch?!". Er wurde von mir weggezogen und ein dumpfer Schlag klang durch den gesamten Bus. "Spinnst du?! Er ist nicht klar im Kopf! Hör sofort auf ihm nahe zu kommen!". Stumm zog ich mich um und legte mich in meine Koje. Andreas Stimme klang leise in meinem Ohr: "Christian.". Ich drehte mich zu ihm und konnte den Schock in seinen Augen sehen.

"Du siehst unglaublich schlecht aus", flüsterte er und legte sich zu mir. Seine Arme legten sich um mich sodass mein Kopf an seine Brust viel. "Du bist völlig kaputt Chris. Du schläfst nicht, isst nicht und weinst nur noch. Leb weiter. Wir wissen alle nicht, ob Manu weiterleben wird aber du musst es.". Ich schüttelte zaghaft den Kopf. "Stirbt er, gehe ich mit.". Das schwere Schlucken seinerseits konnte ich spüren, sprach es aber nicht an und murmelte stattdessen: "Ich will das alles nicht mehr ohne ihn.". Er nickte. "Das weiß ich doch. Ich glaube dir das auch, aber gib dich selbst nicht auf.". Ich blieb ruhig und lauschte einfach seinem ruhigen Atem. Er schwieg mit mir und war mir einfach die starke Schulter, die ich in den vergangenen Monaten schon oft gebraucht hatte. Irgendwann fiel ich in einen leichten Schlaf.

"2 Minuten! Countdown läuft!". Kathi lief durch die Gänge und bereitete uns auf die Show vor. Ich stand bereits neben Andreas auf Position und hatte mein Handy in der Hand. Du wirst es nicht lesen können aber dennoch möchte ich dir kurz mitteilen, dass ich in Gedanken den ganzen Abend lang bei dir sein werde. Pass auf uns auf, dein Chris. Ich steckte mein Handy zurück und atmete durch. Dies war die erste richtige Show ohne Manu, was mir übel auf den Magen schlug. Für gewöhnlich hatte er unsere Technik bedient, kam zu mir auf die Bühne und war Off-Stage für uns da. Seufzend sah ich zu Pascal, der diese Stellung fürs Erste übernommen hatte. "Los Jungs!". Andreas nickte mir zu und wir begannen die Show indem wir mit dem Helikopter erschienen.

"Guten Abend Frankfurt!". Gut gelaunt sprang Andreas aus dem Heli und lief zum Bühnenrand. "Wie geht's euch?!". Ich kam ebenfalls raus und lief ihm nach. "Alles gut bei euch?". Lautes Jubeln tönte durch die Halle und die Menge tobte. Andreas Lächeln war unübersehbar und auch ich zwang mich zur guten Laune. "Wir freuen uns ehrlich wieder auf der Bühne stehen zu dürfen, wir haben lange geprobt und hoffen nun, dass wir alle einen magischen Abend haben werden.". Ich stimmte mit ein und sprach weiter, klärte kurz einige Dinge und dann fingen wir an.

"Pascal! Pascal komm mal ran. Hol mir mal bitte meine Beine wieder.". Ich erhob mich von meinem Sitzplatz im Publikum und seufzte tief, was durch das Mikro hallte. "Bruder, so anstrengend is das auch nich.". Andreas versuchte die Situation zu retten, doch war meine Laune auf dem absoluten Tiefpunkt. Pascal hier, Pascal dort. "Na, du sollst meine Beine holen?". Ich sah ihn wütend an, er nickte jedoch und spielte seine Rolle weiter bis er mein Bein hatte. Ich lief ihm nach, gab Andreas sein zweites Bein und flickte ihn zusammen. "Chris, Backstage.". Ich hörte Janik in meinem Ohr und biss mir auf die Zunge, um ja nichts zu sagen. Eilig ging ich in den Backstage und zog meine Jacke aus. "Alles gut bei dir Chris?". Pascal kam auf mich zu und sah mich ahnungslos an. "Seh ich denn so aus?". Er schüttelte hastig den Kopf. "Dann frag doch nicht so dumm!". Ich schubst ihn zur Seite und verschwand durch die Gänge in den hinteren Backstagebereich.

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt