chapter 96

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"Kommst du Manu?". Kai riss mich aus meinen Gedanken und sah mich erwartend an. "Teambesprechung.". Ich nickte und sah erneut an ihm vorbei zu Chris, der mich noch immer im Blick hatte. Schwer schluckend ging ich Kai hinterher ins große Büro. "Guten Morgen allerseits.". Ich winkte einmal in die Runde und lächelte. "Manu!". Die Ersten, die mich heute Morgen noch nicht gesehen hatten, kamen gleich zu mir und drückten mich. "Wie geht's dir?". "Wieder gut, danke.". Ich unterhielt mich mit meinen Kollegen und nahm zwischen ihnen Platz. Es wurde erst ruhig als sich eine tiefe Stimme räusperte. "Ihr seid ja Labertaschen geworden heute Morgen.". Andreas lachte und sah sich freudig um, bis er an mir hängen blieb.

"Das erklärt ja wenigstens warum. Schön, dass du wieder heil zurück bist Manuel.". Ich nickte ihm zu und lächelte. "Ich freu mich auch.". Ich lehnte mich etwas vor und hörte Andreas weiter zu. Er sprach von der neuen Tour und was bis Ende der Woche stehen musste. Meinen Blick ließ ich kurzzeitig durch den Raum schweifen. "Wo isn Chris?", flüsterte ich zu Kai. Dieser zuckte die Schultern. Suchend sah ich mich um, was Andreas bemerkte und sich zu mir setzte. "Chris ist im Büro, falls du ihn suchst.". Überrascht sah ich ihn an. "Woher-". "Du schaust dich nicht umsonst um. Komm.". Er stand auf und ging gemeinsam mit mir vor die Tür. "Wie stehts mit deinen Erinnerungen?".

Ich seufzte. "Ich erinner mich immernoch kaum.". Dass ich Chris Nachrichten laß und zumindest wusste, was geschehen war, behielt ich fürs Erste für mich. "Solange du dich nicht wieder an euch zwei erinnerst, lass ihn bitte etwas in Ruhe, ja? Ihm geht es grottig und ich möchte nicht, dass noch schlimmeres passiert.". Leicht nickte ich. "Klar hm.". Mitleidig betrachtete er mich. "Sonst geht's dir wirklich wieder gut? Du siehst noch ziemlich mitgenommen aus.". "Ist halt scheiße, wenn man nichts mehr weiß und alle dir erklären wollen, was passiert ist. Dass mein Gedächtnis davon aber nicht wiederkommt, checkt niemand.". Ich seufzte schwer und strich mir durchs Gesicht. "Ich fühle mich sau schlecht deswegen.".

Er legte mir seine Hand auf die Schulter. "Hast du eine Ahnung was dir beim Erinnern helfen könnte?". Ich sah ihn an. "Gestern Abend saß ich am See bei meinen Eltern. Ich weiß nich warum, aber ich hab die ganze Zeit an Chris denken müssen dort, obwohl ich mich nicht erinnere warum. Meine Mutter meinte, dass das unser Ort war.". Andreas sah mich nachdenklich an. "Sagt dir Dornum etwas?". "Ich verspreche dir immer an deiner Seite zu sein Chris. Ruckartig sah ich ihn an. "Ich hab mich selbst eben gehört", murmelte ich und schüttelte den Kopf. "Ich höre ständig eine Stimme, die mir versucht Erinnerungen in den Kopf zu schlagen.". Verzweifelt sah ich Andreas an. "Erst vorhin kam mir urplötzlich der Gedanke, dass uns ja endlich alle hier akzeptieren würden. Was soll das bedeuten?!".

Ein sanftes Lächeln zierte Andreas Lippen. "Dass dein Unterbewusstsein sich erinnert wer du bist.". "Is klar. Märchen kannst du deinen Kindern erzählen Reinelt.". Lachend sah er mich an. "Manu, ich habe seitdem du wach bist so viel über Amnesien gelesen, das glaubst du mir gar nicht. Es heißt wenn die Erinnerungen zurückkommen dann lückenhaft und immer in Fetzen.". Ich seufzte und schüttelte den Kopf. "Außerdem ist diese Stimme, die du hörst dein Unterbewusstsein, so ziemlich zumindest.". Ungläubig sah ich ihn an. "Ich glaub dir, wenn du deinen Doktortitel hast aber so ganz sicher nicht. Das ist alles total absurd, was du von dir gibst.".

"Lass uns morgen nach Dornum fahren Manuel.". Nun war ich es, der herzlich anfing zu lachen. "Du hast wohl ein Rad ab. Ich muss mir die ganzen neuen Illusionen noch einprägen, ich hab keine Zeit für so einen Kinderquatsch.". Streng legte sich sein Blick auf mich. "Ich bin dein Chef, Punkt. Wir fahren morgen dahin, du kannst auf der Fahrt lernen und außerdem kann ich sie dir auch erklären.". "Warum sind eigentlich alle Reinelts so anstrengend?", murmelte ich beleidigt und nahm meine Arbeitshandschuhe. "Von mir aus.". "Ich hol dich um 7 Uhr ab morgen, pack dir was zu essen ein.". Ich winkte nur ab und ging in die Halle zurück. So ein Schwachsinn. Frustriert schüttelte ich den Kopf und lehnte ihn an das Gehäuse des Ipad-Rahmen an dem ich gerade angekommen war.

"Was mach ich hier eigentlich?". Ich schloss die Augen und atmete durch. "Ist alles ok mit dir?". Schlagartig überkam mich eine unglaubliche Gänsehaut am ganzen Körper. Die zaghafte, verunsicherte Stimme meines besten Freundes ertönte hinter mir und ich drehte mich nun zögernd um. "J- ja klar.". Ich nickte und sah ihn einfach nur an. "Würdest du mir kurz helfen? Ich bekomm die Flex nicht mehr an und die sind alle in der Besprechung gerade.". Verlegen kratzte er sich im Nacken. "Wenn nicht ist auch in Ordnung.". "Klar, ich ehm- zeig mir wo.". Schüchtern betrachtete ich ihn genauer. Seine dunklen Augen strahlten eine unglaublich große Emotion aus, die ich bislang noch nie bei ihm gesehen hatte:
Liebe.
Leicht lächelte ich ihm zu, was er erwiderte. Ich kam zu ihm und stand nun genau vor ihm. "Gehst du- vor?". Er nickte leicht und gemeinsam gingen wir durch die Halle, wobei seine Hand zaghaft die meine umfasste. Die Röte stieg in meine Wangen und schüchtern sah ich ihn an. Unsere Blicke trafen sich und ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt