chapter 92

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P. o. V. Manuel

"Wir haben das CT jetzt abgeschlossen Herr Josting", meinte der Arzt als er zu mir kam. "Wir bringen Sie nun zurück ins Zimmer, wo Doktor Pauls Sie nochmals durchcheckt.". Erschöpft nickte ich. Es drehte sich alles und ich musste kurz die Augen schließen. Ich verstand absolut gar nichts mehr, was ich hier tat und wie ich hier herkam. Mein Schädel brummte und das grelle Licht blendete meine Augen. "Wie geht es Ihnen bisher?". Die Schwester, die half mein Bett zu schieben, sah mich lächelnd an. "Ganz ok. Es ist alles etwas viel gerade.". Verständnisvoll nickte sie. "Ihr Freund wird Ihnen sicherlich helfen wieder auf die Beine zu kommen. "Mein Freund, klar.". Ich schloss die Augen während ich leicht meinen Kopf schüttelte.

Was redeten hier alle von Freund? So wie Chris sich verhielt, dachte er wir sind zusammen und jetzt sprach auch schon das Personal davon? Ich seufzte. Vielleicht bin ich ja in einem Paralleluniversum aufgewacht? Schnell schüttelte ich den Kopf. "Alles gut?". "Natürlich.". Ich wurde zurück aufs Zimmer gebracht, wo mein Arzt bereits wartete. "Und wie schauts aus?". Ich sah ihn erwartend an und setzte mich langsam auf. "Wir sollten erstmal die Grundlagen klären, ja?". Ich nickte. "Welches Datum haben wir?". Perplex sah ich ihn an. "Was tut denn das zur Sache?". "Beantworten Sie bitte die Frage.". Ich überlegte kurz. "Nun ja, Chris sagte ich lag hier acht Monate also müssten wir gerade Juli 2018 haben.". Ich konnte den schwerem Kloß im Hals von Doktor Pauls förmlich sehen. "Stimmt etwas nicht?".

"Wir haben den 28. Januar 2020.". Ich lachte laut auf. "Erzählen Sie den Witz wem anders.". Sein Blick jedoch blieb ernst und stumm nahm er sein Handy hervor und hielt mir den Kalender hin. "Nochmal, wir haben den 28. Januar 2020.". Ich schluckte schwer und sah ihn an. "Scheiße nein.". Er nickte. "Was ist das Letzte woran Sie sich erinnern?". Ich strich mir durchs Gesicht. "Weihnachten 2017?". Er nickte langsam. "Sie haben einen recht großen Bluterguss am Gehirn, wir vermuten, dass die Amnesie daher stammt.". Ich nickte nur leicht und sah gedankenverloren aus dem Fenster. "In welcher Beziehung stehen Sie zu Herr Reinelt?". Ich sah ihn an. "Freunde", meinte ich schulterzuckend. "Wir sind seit Kindertagen befreundet und gehen immer gemeinsam feiern.". "Ich hoffe für Sie beide, dass die Amnesie nicht ewig anhält.".

Verwirrt sah ich zu ihm. "Bitte?". "Herr Reinelt ist Ihr Verlobter.". "Verlob- Genau.". Lachend schüttelte ich den Kopf und bemerkte dabei gar nicht die beiden weiteren Personen im Raum. "Wir sind alles aber kein Paar und schon gar nicht verlobt, ich stehe auf Frauen. Ich nehme jeden Abend im Club wen Neues mit nach Hause aber ganz sicherlich keinen Mann?!". "Vor genau einem Jahr war es anders.". Die raue, gequälte Stimme meines besten Freundes drang zu mir und ich sah ihm genau in die Augen. "Was war vor einem Jahr? Ich hab keine Ahnung.".

"Wir saßen am See, haben gekuschelt, uns geküsst und uns versprochen, dass wir alles durchstehen. Gemeinsam.". "Christian, ich bitte dich. Was auch immer du für Drogen nimmst, lass es. Du machst mir ja Angst.". "Natürlich.". Er zog sich zurück und lehnte an den Schränken. "Manuel", Chris älterer Bruder war tatsächlich auch hier, obwohl ich nie wirklich was mit ihm zutun hatte. "Was gibt mir die Ehre, dass Reinelt Senior hier auftaucht?". Ein kurzer wütender Blick erwiderte meine Worte. "Die, dass du dich wieder erinnern musst.". Ich lachte kurz und setzte mich aufrecht in mein Bett. "Hör mir mal zu. Ich kann mich nicht erinnern, und? So viel kann ich nicht verpasst haben außer, dass mich plötzlich jeder für schwul hält?!". "Doktor Pauls, darf ich ihm eine knallen?".

"Nein Andy, schon gut.". Ich sah Chris an, der sich gerade Tränen aus dem Gesicht wischte. "Werd schnell wieder gesund und meld dich, wann du wieder arbeiten kommen magst.". Das klang schon eher nach meinem Chris, wie ich ihn kannte. Aber wieso ist er so traurig? Ich würde ihn gerne in den Arm nehmen. Angewidert verzog ich das Gesicht. Wieso denke ich überhaupt an so etwas? Ich schüttelte den Kopf und winkte den beiden Männern. "Wieso ist der so drauf?". Mein Blick fiel sofort zu meinem Arzt als die Brüder mein Zimmer verlassen hatten. "Weil in den letzten Jahren deutlich mehr passiert ist als Sie denken beziehungsweise wissen.". "Und was bitteschön? Muss ich Ihnen denn wirklich alles aus der Nase ziehen?".

"Herr Josting. Ich bin nicht die richtige Person, um mit Ihnen darüber zu reden. Ich weiß leider auch nur das, was man mir erzählt hat. Und demnach weiß ich, dass Sie während eines Abbaus von einem Deckenteil erfasst wurden, dass Sie für die Herren Reinelt arbeiten und mit dem Jüngeren verlobt sind.". Ich schüttelte den Kopf. "Ich stehe auf Frauen, fertig.". "Vor zwei Jahren taten Sie das noch.". Ich atmete tief durch. "Das ist mir zu viel gerade", murmelte ich. "Beruhigen Sie sich ein wenig und sammeln Sie Ihre Gedanken, ja?". Ich stimmte ihm zu und ließ mich ins Kissen fallen. Seufzend sah ich an die Decke. Was wenn da wirklich etwas zwischen Chris und mir war?

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt