chapter 27

252 18 13
                                    

"Ich glaub, ich würde langsam los.". Mein Bruder rief über die laute Musik hinweg und ich sah ihn an. Er schwankte schon ordentlich, also griff ich ihm unter die Arme. "Ich bring dich noch raus Andy, du steigst ins Taxi und ich gehe heim. Ist ja nicht weit.". Er nickte leicht. "Lass mich kurz unsere Jacken holen, pass auf mein Bier auf.". Ich setzte ihn nochmal an die Bar und holte unsere Jacken ab. "Komm.". Ein Taxi hatte ich nebenbei schon bestellt, dass es gleich da war und ihn heimbrachte. Gemeinsam gingen wir raus und stellten uns etwas abseits.

"Pass schön auf dich auf, ja? Lass dich bis vors Tor fahren, die Kombi fürs Tor weißt du noch, ja?". "Ich bin dicht, nicht blöd.". Seufzend nickte ich. "Ich weiß. Ich möchte nur, dass du heile zuhause ankommst.". "Danke Chrissy, ich versuch mich zu melden.". Wir warteten schweigend aufs Taxi und als es kam, half ich ihm sich zu setzen. "In die Wichernstraße 116 bitte, würden Sie noch etwas warten und schauen, dass er wirklich reinkommt?". Der Fahrer schien mir freundlich und er nahm meine Bitte an. "Schlaf schön Andy, wir sehen uns.". Er winkte mir und ich schlug die Tür zu.

Nachdem das Taxi losgefahren war, ging auch ich los. Mein halbvolles Bier hatte ich noch mit, sodass ich es nebenbei noch leerte. Unterdessen wurde ich auch auf dem Heimweg das Gefühl nicht los verfolgt zu werden. Ich sah mich immer wieder um, hielt meine Schlüssel und das Handy fest in der Hand. Ich wollte Manu nochmal schreiben, doch konnte auf meinem Bildschirm absolut gar nichts mehr erkennen. Langsam stieg die Panik in mir auf. "Was passiert hier verdammt?", murmelte ich und spürte, wie meine Muskeln und mein Geist immer erschöpfter wurden.

"Hey, geht es Ihnen gut?". Ich zuckte erschrocken zusammen und drehte mich um. "Ja-", ich nickte hastig, "-ja, alles bestens. Danke.". Ich sah die Person an, sie kam mir bekannt vor trotz des mittlerweile verschleierten Blicks. "Chris?". "Marcel?". Er nickte und legte einen Arm um mich. "Komm, ich bring dich heim.". "Ne ach, ich komm schon klar.". Ich riss meinen Arm von ihm weg und schüttelte den Kopf. "Ich komme alleine klar, mir geht's gut.". Doch genau in dem Moment wurde mir schlecht und ich übergab mich in ein Gebüsch. "Komm Chris, ich mach schon.". Er griff meinen Arm, jedoch nicht mehr sanft sondern diesmal fest und bestimmend.

Ich erinnerte mich an den letzten Bar-Abend mit Marcel und unseren Freunden: "Wie läuft's bei euch gerade so? Chris?". Ich sah hoch und zu Max. "Stressig gerade, Tour hat wieder angefangen und es ist einfach ziemlich viel zu tun.". Er nickte. "Und Liebestechnisch?". Grinsend sahen nun alle zu mir, alle bis auf Marcel. "Manu hats mir angetan, ja? Aber haltet den Rand. Er ist sicherlich nicht schwul.". Von neben mir meinte ich ein genuscheltes 'Wenn du wüsstest' von Marcel zu hören, doch war das sicherlich nur eingebildet. "Und bei dir Marcel?". "Alles gut. Job läuft, Liebe so lala. Er versteht noch nicht, dass ich der einzige Mann in seinem Leben bin.". Ole nickte und klopfte ihm auf die Schulter. "Das wird schon, gib dem ganzen Zeit und warte auf den richtigen Moment und dann schnappst du ihn dir.". Marcel stimmte zu, nun grinsend und sein Blick flog kurz zu mir.

Als ich auf Toilette ging und gerade zurückgehen wollte, betrat er den Raum. "Na, auch zu viel getrunken?". Er nickte und betrachtete mich eingehend. "Darf ich dich heute heimbringen Chrissy?". Er wusste, dass eigentlich nur Manu und Andy mich so nennen durften. "Nein, danke. Du weißt, dass ich alleine heimgehe.". "Wieso denn Süßer?". Er kam mir entgegen und legte die Arme um mich. "Ich will nichts von dir, kapiers endlich!". Ich stieß ihn weg und quetschte mich an ihm vorbei nach draußen-

"Ich bin der einzige Mann in deinem Leben, du brauchst ihn nicht Chris.". Ich schüttelte den Kopf. "Lass mich jetzt los.". Ich spürte, wie mich meine Kräfte verließen und mein Kopf immer stärker dröhnte. Marcel legte seinen Arm um meine Taille und hielt mich fest. "Blöd wenn man sein Bier stehen lässt", raunte er an mein Ohr und nahm mir den Schlüssel aus der Hand. "Was hast du mit mir gemacht?", hauchte ich kraftlos. Nach Hilfe rufen konnte ich nicht mehr, mir fehlten die Kräfte und besonders der Verstand dafür. "Ach, es waren nur ein paar Tropfen mein Süßer. Genug um dich zu bei mir zu halten und gerade genug, dass du unsere gemeinsame Nacht nicht vergessen wirst.".

Mir drehte sich der Magen um, als er das sagte und ich musste mich erneut übergeben. Noch während ich hustete, zog er mich wieder hoch und steuerte direkt zu meinem Haus. "Woher weißt du das?", krächzte ich leise. "Beobachtung. Lange und häufige Beobachtung mein Lieber. Du gehst nicht gerade sicher mit deinem Privatleben um.". Ich atmete tief durch und versuchte mich noch umzusehen, jemanden um Hilfe anzuflehen. Doch vergebens. Wir standen nun vor meiner Haustür, er hatte die Schlüssel zu meinen privaten Räumen, meinen Rückzugsmöglichkeiten, und bald schon hatte er viel mehr als nur das.

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt