chapter 48

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Gemeinsam mit Andreas gingen wir hinüber zu dessen Haus. Es war echt super modern, Chris Bruder hatte damals selbst jegliche Entwürfe miterarbeitet und das Haus ganz nach seinen Wünschen gestaltet. Ich war noch nicht oft hier, aber jedes Mal aufs Neue war ich fasziniert davon. Lächelnd betrachtete ich Chris, der vor mir mit Andreas ging. So etwas wollte ich auch. Etwas, das uns gehörte und das wir nach unseren Vorstellungen erbauen könnten. Vielleicht hatte Andreas gar nicht so Unrecht was unsere Wohnsituation anging, vielleicht war es tatsächlich besser so und würde Chris noch ablenken.

Andreas schloß auf und bat uns hinein. "Wir sind zuhause Schatz!". Ich sah mich um, betrachtete in Ruhe die ganzen Familienfotos und musste unwillkürlich wieder lächeln. "Schatz, kommst du?". Aus meinem Tagtraum herausgerissen, nickte ich und zog meine Schuhe aus. Sanft nahm ich Chris Hand und sah ihn fragend an. "Ist es okey wenn Steffi von uns weiß?". Ich hatte nie wirklich viel mit ihr zu tun, ich wusste auch nicht zu einhundert Prozent, wie sie zu uns stand. "Sie war dagegen, dass ich schwul bin. Ich weiß nicht.". Ich nickte leicht und ließ seine Hand los. Mit Andreas gingen wir in die Küche.

"Wir haben Manu mal mitgebracht, der hatte kein Mittag heute und ich hab ihn mal eingeladen.". Andreas hatte unser Gespräch von eben wohl gehört und begrüßte Steffi nun so. "Alles in Ordnung, hey.". Sie winkte mir freundlich. Ich sah sie ab und an aber mehr als ein paar Worte hatten wir nie gewechselt. "Guten Tag", entgegnete ich also freundlich und hielt mich etwas zurück. Chris begrüßte sie mit einer leichten Umarmung bevor er sich bereits an den Tisch setzte und mir deutlich machte mich ebenfalls zu setzen. Ich nickte und kam seiner Aufforderung nah. "Tschuldigung", flüsterte er mir zu und nahm kurz meine Hand. Ich nickte stumm.

"Wie kommt ihr voran Manu? Andreas hat erzählt, dass du einige Wochen rauswarst und etwas Schwierigkeiten im Team hattest.". Ich sah zu ihr und musste etwas schlucken. "Ja alles gut soweit. Beim Team bin ich eh unten durch aber das nehme ich so hin.". "Wieso denn das?". Sie füllte bereits Kartoffeln auf und sah interessiert zu mir. "Sie akzeptieren meinen Lifestyle nicht.". Nun hatte ich die letzten Funken Interesse auch noch geweckt und sie setzte sich mir gegenüber. "Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.". "Ich stand auf Frauen und Männer.". Sie nickte leicht und gab Andreas die Anweisung Getränke zu holen. "Und das findet das Team schlecht? Was habt ihr denn für Leute bei euch?". Die letzte Frage richtete sie nun an Chris, welcher jedoch nur mit den Schultern zuckte. "Und da ich jetzt auch noch auf einen Mann stehe, ist es natürlich noch schlimmer geworden.".

Verständnisvoll nickte sie. "Weist du noch Chris, als du das Thema auch eröffnet hattest?". Er schnaubte neben mir. "Ja, ihr seid mir alle in den Rücken gefallen und wie scheiße es doch wäre.". Sie schüttelte den Kopf. "Ich konnte es mir nicht vorstellen Chris. Ich kenne dich nur mit Frauen an deiner Seite und dann plötzlich ein Mann, das war ungewohnt. Tut mir leid, dass ich so reagiert habe. Ich freue mich wirklich für euch.". "Was-. Woher?". Lachend kam Andreas gerade zurück in die Küche. "Hast es ihm endlich gesagt?". Steffi stieg ins Lachen mit ein.

"Ich hab euch mal gesehen, knutschend neben der Halle.". Ich spürte, wie ich rot anlief und verlegen den Kopf wegdrehte. "Ich bin okay damit Chris, du bist glücklich mit Manu und das freut mich.". Mein Freund lächelte sie dankbar an und nahm gleich meine Hand wieder in seine. "Ihr braucht es hier auch nich verstecken. Moritz war bei mir und hats auch gesehen, der hat seine Geschwister schon eingeweiht. Passt auf, dass sie euch nachher nich umrennen vor Freude.". Lächelnd sah ich Chris an, welcher sich ebenfalls zu mir gedreht hatte. "Siehst du, keine Angst haben. Wir sind alle da.". Er nickte und gab mir einen sanften Kuss.

Wir aßen gemeinsam. Heimlich warf ich ab und an Blicke zu Chris rüber und konnte mit Freude erkennen, dass er sehr gut aß und sich sogar noch einen Nachtisch holte. Ich kam aus dem Lächeln gar nicht mehr raus, was schlagartig unterbrochen wurde durch das Klingeln meines Handys. "Tschuldigt mich kurz", sagte ich schnell und verließ über die Terrasse das Haus. "Josting?". "Schönen guten Tag Herr Josting, wir hatten bereits gesprochen, Herr Maly hier.". Ich nickte und fuhr mir angespannt durchs Gesicht. "Gibt es etwas Neues?".

"Zwei Dinge sogar. Die Laborbefunde sind nun vollständig, es sind die Abdrücke von Herrn Hofmann.". Ich musste mir ein triumphierendes Aufschreien unterdrücken, innerlich explodierte ich jedoch. "Also haben wir die Sache so gut wie gewonnen!". Lachend ging ich auf und ab, ich konnte es einfach nicht fassen so glücklich war ich. "Seine Vernehmung jedoch-". Ich war auf der Stelle ruhig. "Er sagt Herr Reinelt und er hätten bei letzterem zuhause einen getrunken. Ihr Lebensgefährte wollte daraufhin ihn vergewaltigen und er hätte lediglich in Notwehr gehandelt und ihn deshalb lediglich verprügelt.". Ich war sprachlos, kein Wort verließ mehr meinen Mund und ich musste erstmal alle Gedanken sammeln. "Notwehr?!".

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt