chapter 91

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"Schatz", murmelte ich und nickte zögernd. Leicht schüttelte er den Kopf. "Nich die Zeit für Scherze Chris", meinte er leise und kniff kurz die Augen zusammen. "Herr Reinelt.". Doktor Pauls legte mir seine Hand auf die Schulter. "Herr Josting, wie geht es Ihnen?". Manu sah mich noch immer vollends verwirrt an. "Ganz ok. Mir tut der Kopf nur so unendlich weh, es dröhnt total.". Er nickte. "Erinnern Sie sich an das, was passiert ist?". Leicht schüttelte er den Kopf. "Gar nichts.". Doktor Pauls nickte. "Ich würde gerne ein CT machen, um feststellen zu können, was mit Ihnen ist. Sie lagen ziemlich lange hier.". "Fast acht Monate", murmelte ich leise und sah Manu an. Die Tränen liefen über meine Wangen und bedeckten mein schwarzes Hemd. "Wieso bist du hier und nicht meine Eltern?".

"Sie waren gestern hier und haben sich verabschiedet, eigentlich wärst du jetzt-.". "Tot?". Ich nickte nur. "Hm fuck.". Er schloss die Augen. "Warum du?". "Erinnerst du dich nicht?". "An was denn Christian?!". Ich zuckte weg und atmete schwer durch. "An uns.". "Das Letzte, was ich weiß ist die Hausparty bei Leon.". Ich schluckte schwer und nickte. "Ich warte draußen bis das CT durch ist.". Ich stürmte förmlich aus dem Krankenhaus und brach auf einer Bank draußen zusammen. Ein lautes Schluchzen entrann meiner Kehle und ich verhinderte mein schweres Weinen nicht mehr. Zitternd nahm ich mein Handy aus der Hosentasche und wählte Andreas Nummer.

"Ja?". "Hey", nuschelte ich weinend. "Wie geht es dir Kleiner? Soll ich dich abholen kommen?". Ich schüttelte den Kopf und schluchzte auf, dann brach es aus mir heraus. "Er ist- ist wach aber hat keinerlei- Erinnerungen an uns. Er- das letzte ist die Hausparty bei Leon. Die war im November 2017.". Verzweifelt kniff ich die Augen zusammen und holte schwer Luft. "Was?-". "Er ist jetzt im Scan und dann- wollen sie sagen, was kaputt ist.". Ich ließ den Kopf hängen und weinte einfach. "Chris, hey. Atme ganz ruhig, schieb bitte keine Panik. Ich komme sofort lang.". Ich konnte nur nicken, und hörte kurz darauf schon das Tuten meines Handys. "Herr Reinelt?".

Ich hob den Kopf. "Hm?". "Wir untersuchen Ihren Verlobten jetzt.". Doktor Pauls nahm neben mir auf der Bank Platz und sah sich um. "Ich fürchte allerdings, dass sein Gedächtnis streikt. Für mich sieht das nach einer retrograden Amnesie aus.". "Was bedeutet das?". "Er kann sich an Vergangenes nicht erinnern, scheinbar bis zu einem bestimmten Punkt. Jetzt gilt es nur rauszufinden wie weit dieser ist.". Ich nickte stumm. "Er sprach von einem Ereignis vorhin, das war im November 2017.". Ich sah ihn an. "Kann das zurückkommen? Oder hab ich ihn jetzt verloren?". Seufzend erhob sich der Arzt und sah zu mir runter. "Wir können nicht sagen ob sein Gedächtnis zurückkommt, aber es wird in jedem Fall ein langer Weg werden.". "Ok, danke sehr", murmelte ich und spielte an meinem Ring.

"Ich hole Sie rein, sobald wir fertig sind.". Ich nickte und er ließ mich wieder alleine. "Chris.". Ich sah hoch und beobachtete, wie mein Bruder die Treppen hochgejoggt kam. "Hey", murmelte ich und stand auf, wo er mich sofort in den Arm nahm. Ich krallte mich an seiner Jacke fest und schluchzte schmerzlich auf. "Zwei Jahre Andy", hauchte ich schwach. "Er hat die letzten zwei Jahre vergessen.". "Sht.". Sanft streichelte er meinen Rücken und flüsterte beruhigend: "Wir wissen doch noch gar nichts Chris. Es kann auch sein, dass er erst richtig zu sich kommen muss. Er war acht Monate am Schlafen, sein Gehirn hat nicht funktioniert und das muss erstmal wieder zu sich kommen.". Ich nickte schwach und schloss schwer atmend die Augen.

"Ganz ruhig Kleiner.". Ich schluchzte schwach auf und merkte deutlich, wie meine Luft immer knapper wurde. Andreas griff meine Hand und legte sie auf seinen Brustkorb. "Ein und aus Chris, ganz ruhig.". Ich atmete zitternd ein, schluchzte kurz auf. "Shht, alles gut. Wir geben euch nicht auf, das verspreche ich dir. Und wenn er es nicht mehr weiß, dann helfen wir ihm auf die Sprünge. Gib euch nicht auf.". Ich nickte und beruhigte mich etwas. "Alles ok, ja? Ich komme nachher gerne mit rein und stehe dir bei.". "Danke", nuschelte ich. "Komm mit, wir gehen uns einen von diesen überteuerten Kaffees holen hm.".

Behutsam legte er seinen Arm um meine Hüfte und betrat mit mir erneut das Krankenhaus. Unser Weg führte uns in die Cafeteria und ich konnte aus dem Augenwinkel Andreas angewiderten Blick sehen. "Ich hasse Krankenhäuser", murmelte er und nahm sein Portemonnaie raus. "Ich auch, schon seit Jahren.". "Hey", liebevoll streichelte er mir durchs Haar. "Schon gut. Du musst es nicht mehr lange sehen.". Ich stimmte ihm leise zu und hielt mich zurück während er uns Kaffee bestellte. "Hier.". Dankbar nahm ich den Becher an und nippte direkt etwas daran. "Du Chris?". "Hm-hm?". "Hab Vertrauen.". Ich sah ihn an und konnte sein leichtes Lächeln sehen. "Am Ende wird immer alles gut, auch wenn es etwas dauern mag.".

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt