chapter 19

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-Als morgens plötzlich laute, aufgebrachte Stimmen von unten zu hören waren. "Was fällt ihm eigentlich ein?!". "Andreas, jetzt fahr mal wieder einen Gang runter! Er schläft noch und hat vermutlich einen ordentlichen Kater!". "Was verteidigst du die Schwuchtel?!". Ich öffnete langsam die Augen und drehte mich in Richtung des Gangs. Manu lag nicht mehr neben mir, ich konnte seine Stimme jedoch von unten hören. "Er kann die gesamte Firma ruinieren, weil dieses Bild durchs Netz rast!". Ich stand langsam auf, so wirklich bekam ich kaum was mit, denn mir war absolut gar nicht gut.

Ich zog mir die Jeans von gestern an und griff im Halbdunklen einen Pullover. So ging ich langsam die Treppen runter. Mein Kopf dröhnte und schmerzte, mir war übel und mich überkam ein Schüttelfrost. "Morgen", murmelte ich, meine Stimme selbst war angeschlagen. "Da ist er ja schon.". Ich sah mich unserem PR-Manager, Andreas Sucker, gegenüber, hinter ihm Manu und noch einige andere aus der Crew. "Mitkommen, sofort.". Ich nickte ergeben und hielt mir kurz den Kopf.

"Was hast du?", flüsterte Manu und kam zu mir. "Mir is nich gut, wer weiß. Vielleicht war das gestern mit den Fans zu viel.". Er strich kurz über meine Stirn. "Andreas, Chris is ganz warm und schwitzt total. Lass ihn sich ausruhen.". Ich sah zu ihm und konnte seinen ernsten, wütenden Gesichtsausdruck erkennen. "Schon ok Manu", nuschelte ich und zog den Pulli über. Mit gesenktem Kopf folgte ich Andreas nach draußen und vergrub vor Kälte die Nase im Pulli. Verwirrt schaute ich auf den Pulli und musste lächeln, als ich erkannte wessen Hoodie ich gegriffen hatte.

"Wir besprechen uns jetzt mit deinem Bruder, Kai und auch Hilde, verstanden? Du wirst ein Statement geben, dass das alles falsch ist und du nicht auf Männer stehst.". Ich schwieg einfach und trottete neben ihm her. Gemeinsam gingen wir in die Garderobe meines Bruders und mir, wo die anderen schon auf uns warteten. "Setz dich.". Ich folgte der Aufforderung und ließ mich auf einen der Stühle sinken. "Was fällt dir eigentlich ein?!". Ich zuckte augenblicklich zusammen und sah zu unseren Managern. "Was ist das für ein Bild?!".

Ich nahm Andreas Handy, welches er mir vorhielt und betrachtete das Bild. "Ich war betrunken", meinte ich nur und gabs ihm zurück. "Das bist du scheinbar ja ziemlich oft.". Mein Bruder hatte sich nun eingemischt. "Ist nicht das erste Mal, dass ich dich mit Männern rumknutschen sehe.". Ich schluckte schwer und zog meinen Hoodie höher. "Du ruinierst uns Christian. Weißt du wie viel Hate wir bekommen haben über Nacht?". Ich schüttelte den Kopf, während ein erneuter Kälteschauder meinen Körper einfing. "Ich regel das schon.".

"Und zwar jetzt und hier. Livestream.". Ich schüttelte den Kopf und stand auf. "Nicht so. Ich bin seit 20 Minuten wach, mir geht's total dreckig und ich seh beschissen aus. Vergesst es. Ich rede heute Abend in der Show kurz drüber und währenddessen könnt ihrs für Social Media aufnehmen.". Die Wut in den Augen unseres PR-Managers war deutlich zu erkennen, doch er sagte nichts mehr dazu und verließ den Raum gemeinsam mit den anderen beiden. "Wo bist du gestern Abend hin?". Ich sah zu meinem Bruder, nachdem ich mich hingelegt hatte.

"Ach ich wurde durch die Straßen gejagt und hab mich dann in einen der Busse gerettet.". Konnte ich da gerade Reue in seinen Augen sehen? Unwahrscheinlich, aber etwas schien ihn offensichtlich zu beschäftigen. "Und heute Morgen bin ich aufgewacht mit Fieber, Schüttelfrost und Schwindel, was scheinbar niemanden interessiert.". Ich schloß die Augen. "Weck mich zu den Proben oder falls noch mehr Bilder von mir auftauchen, wie ich mein Leben lebe.". Ich war einfach nur noch sauer. Sauer auf diese "Fans", auf unsere Leute hier und vor allem auf meinen Bruder.

Ich musste tatsächlich eingeschlafen sein, denn als ich die Augen wieder öffnete standen auf dem Tisch vor mir einige Medikamente. Kurz sah ich mich um, doch niemand außer mir war in der Garderobe. Ich setzte mich etwas auf, fühlte mich aber immernoch erschöpft und kraftlos. Um die Uhrzeit zu checken sah ich aufs Handy, welches mir eine neue Nachricht von Manu anzeigte. Hey Chrissy, ich war mal in der Apotheke, du sahst echt nicht gut aus. Fiebersaft, Ibu und etwas gegen die Übelkeit, ich hoffe das hilft. Schreib mir wenn du wieder wach bist und wie es dir geht, oder komm einfach zu mir. Bin an der linken Bühnenseite :)

Lächelnd legte ich es wieder beiseite und nahm erst den Fiebersaft und folgend noch eine Schmerztablette. Auf noch wankenden Beinen verließ ich den Raum und ging zur Bühne, wo es in nicht mal mehr 2 Stunden losgehen sollte. Andreas probte gerade eine seiner Nummern, die gestern noch nicht ganz rund lief und wo er gerade noch Tipps von den Technikern bekam. Hinter ihm konnte ich Manuel erkennen, der am Rand stand und ihn beobachtete. Ich schlich mich durch den Backstagebereich und tippte ihm leicht auf die Schulter.

"Hey", murmelte ich und stellte mich neben ihn. "Wie geht es dir?". Sein Blick lag besorgt auf mir und kurz strich er mir wieder über die Stirn. "Schon etwas besser. Danke für die Medikamente.". Er lächelte und nickte. "Immer gerne. Solange es dir schnell wieder besser geht.". Ich seufzte leicht. "Mal sehen, die Shows muss ich erstmal machen. Sucker und das ganze Team sind eh schon sauer genug.". Ich strich mir leicht durchs Haar. "Na ja, ich geh dann wohl mal proben.". Er nickte und ich drehte mich um, um zu gehen. "Ach Chris", ich drehte mich zurück zu Manu. "Der Hoodie steht dir.". Ich musste einfach lächeln und verließ damit wieder die Bühne.

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt