chapter 39

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Pünktlich zu 19 Uhr stand ich Backstage und ließ mir die Tontechnik anstecken, was heute allerdings nur Manu machen durfte. Nervös tippelte ich hin und her, während ich immer und immer wieder meine Texte durchging. Ich hatte mehr Panik als dass ich mich freute auf die Show, viel zu angespannt war ich.

"Fertig?". Ich nickte Andreas zu und sah kurz unsicher zu Manu. "Gut.". Mein Bruder verschwand schon hinter dem Vorhang, was ich ausnutzte, um Manu noch einmal zu umarmen. "Ich pack das nich", nuschelte ich und seufzte leicht. Er strich mir über den Rücken und gab mir einen sanften Kuss aufs Haar. "Wenn du nicht weiterweißt, dann atme tief durch. Du kannst alles schaffen Chris.". Ich nickte leicht und atmete durch.

"Ich liebe dich Chris, denk dran.". Ich schaffte ein leichtes Lächeln und gab ihm einen flüchtigen Kuss. "Ich dich auch Manu.". Schnell folgte ich Andreas und stellte mich auf Position. Ich konnte seinen Blick spüren, der forschend auf mir lag. "Warum warst du weg?". "Ich brauchte es.". Ich sah ihn dabei nicht an, denn mir war es peinlich. Peinlich, was passiert war und dass ich nichts dagegen tun konnte. "Kommt nicht wieder vor.". Er nickte nur. "Lass uns das jetzt durchziehen. Vergiss nicht am Ende deine Entschuldigung.". Ich bestätigte ihm dies und kurz darauf kamen wir auf die Bühne.

Andreas begrüßte das Publikum, während ich mich für einen kurzen Zeitraum umsah. "Hallo Düsseldorf!". Ich fing mich wieder und spielte mit. Ich sprang mit meinem Bruder von der Plattform und wir begannen die Show erstmal wie gewohnt. Ich schaffte es mich größtenteils gut von den Zuschauern fernzuhalten, auf Abstand zu bleiben und dennoch professionell zu wirken, was den Fans scheinbar jedoch egal war. Sobald ich alleine auf der Bühne stand, hörte ich Rufe aus dem Publikum. Beleidigungen, Buhen und Drohungen, alles zusammen und immer wieder. Gerade hatte Andreas mich alleine gelassen, für meine Tanz-Illusion, die ich eigentlich liebte.

Doch heute war es anders. Hannah, unsere Tänzerin, betrat die Bühne und wir begannen mit dem Schattenspiel. Es lief noch alles gut bis sich der Vorhang hob und ich Hannah im Arm hatte. Ich zitterte erneut am ganzen Körper, meine Schritte wurden unsauber. "Chris", leise meckerte sie mit mir und versuchte mich zu korrigieren. "Du Schwuchtel!". Ich zuckte zusammen. "Warum tanzt du denn mit ner Frau?!". Ich sah Hannah panisch an, während mir langsam die Tränen kamen. "Hey, brich die Nummer ab. Chris.". Ich schüttelte ganz leicht den Kopf und machte so gut es ging weiter. "Ich hab euch gesehen, ihr seid nicht mehr sicher!".

Man hörte einen dumpfen Knall durch die Arena. Augenblicklich war es still, nur Backstage waren aufgeregte Rufe zu hören. Ich war aus dem Gleichgewicht geraten nach dem letzten Ruf, hatte Hannah schnellstmöglich losgelassen und keine Sekunde später fiel ich. Nun saß ich auf der Bühne, schwer atmend und gab Hannah per Handzeichen zu verstehen, dass wir hier abbrachen. Sie nickte und wollte mir hochhelfen, doch ich lehnte ab und stand schnell selbst auf, bevor ich schon Backstage flüchtete.

"Was ist los mit dir?!". Ich wurde gegen die Wand hinter mir geschubst und festgehalten. "Warum fliegst du erst hin und brichst jetzt auch noch ab?!". Ich sah in die wütenden Augen meines Bruders, während meine eigenen weit aufgerissen waren. "Sie drohen mir, beleidigen mich und ich war raus.". Ich schluckte und spürte die Übelkeit, die Angst, in mir aufsteigen. "Lass mich bitte los Andy", flüsterte ich und konnte ein Aufschluchzen nicht mehr verhindern. "Reiß dich am Riemen", raunte er und ließ mich los. "In 5 Minuten bist du wieder oben und machst weiter.". Damit ging er zur Bühne und versuchte zu retten, was zu retten war.

Ich wiederum stand wie angewurzelt an dieser Wand. Die Crew ging an mir vorbei, verspottete mich und machte Kommentare über mich. Ich atmete zu schnell und bekam kaum noch Luft als jemand mich fest in seine Arme zog. Stumm schmiegte ich meinen Kopf an seine Brust und schluchzte auf. "Ich hab sie alle gehört Schatz. Sucker weigert sich da etwas gegen zu machen, es tut mir so leid.". Ich schüttelte leicht den Kopf. "Ich hätte es doch wissen müssen.". Verzweifelt sah ich zu ihm. "Dass dämliche Kommentare kommen, aber ich kann damit nicht umgehen.". Er nickte und gab mir einen kurzen Kuss. "Atme bitte einmal durch, ganz ruhig.". Ich kam seinem Wunsch nach und wiederholte es einige Male.

"Möchtest du die Show beenden?". Ich nickte leicht. "Ich will nich noch mehr Stress", nuschelte ich und ließ ihn langsam los. "Mach bitte ruhig und wenn es nicht geht, komm runter.". Ich nickte und atmete kurz durch. "Drück mir die Daumen.". Er nickte und gab mir einen Kuss. "Ich liebe dich Manu", flüsterte ich und ging mit schweren Schritten zurück zur Bühne, wo ich gerade pünktlich zu meinem Einsatz kam.

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt