chapter eight

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P.o.V. Christian

Ich genoss, dass er sanft meinen Bauch kraulte. "Wird's langsam besser?", flüsterte er. Ich nickte etwas und sah zu ihm. "Ich hab mit Nina geschlafen letzte Nacht", murmelte ich und sah ihn an. "Es tut mir so leid", hauchte ich und merkte, wie mir eine Träne lief. "Es ist doch alles in Ordnung. Schon ok Chris.". Lächelnd strich er über meine Wange. Ich nickte leicht. "Deshalb ist mir auch so übel, ich werd die Bilder in meinem Kopf nicht los.".

Er strich etwas weiter über meinen Bauch. "Ich helf dir, es ist alles in Ordnung.". Ich nickte und griff seine Hand. Er sah auf unsere Hände und sah mich dann wieder an. Ich beugte mich langsam hoch und gab ihm einen sanften Kuss. Ich drückte seine Hand und musste etwas in den Kuss lächeln, als er erwiderte. "Hey, du sollst das doch lassen", murmelte er, doch ich konnte ihn lächeln spüren. Ich küsste ihn erneut und gerade als ich ihn näher zu mir ziehen wollte-

"Sag mal geht's noch?!". Ich schreckte richtig weg als mein Bruder Manu von mir wegzog. "Andy.". Ich stand sofort auf und stellte mich beschützend vor Manu. "Spinnst du Christian?!". Er schrie. Er schrie mich an, weil ich einen Mann geküsst habe und mein Herz zog sich zusammen vor Schmerz. Ich schreckte total zurück und griff hinter meinem Rücken nach Manus Hand, die er wegdrückte und stattdessen an uns vorbei den Raum verließ. Ich sah ihm nach und spürte langsam Tränen in meinen Augen aufsteigen.

Drüber nachdenken konnte ich nicht, denn Andreas zog mich grob am Kragen zu sich. "Halt dich zurück Christian, hörst du?!". Wieso schreit er mich an? Wieso mich? Ich hatte gerade totale Panik. "Lass mich los", krächzte ich schwach. "Ob du mich gehört hast verdammt?!". Ich schüttelte leicht den Kopf. "Es ist mein Leben Andreas.". Er lachte auf und zog mich noch kräftiger am Kragen. "Du kommst Manuel nicht ein einziges Mal mehr so nah, obwohl-", er schnaubte und ergänzte bissig: "Ich kann ihn auch gleich kündigen.".

Sofort schüttelte ich den Kopf und sah ihn flehend an. "Bitte nicht Andy, bitte", hauchte ich und ließ die Tränen nun laufen. "Hör auf zu heulen du Schwuchtel!". Er schubste mich von sich und sah mich drohend an. "Noch einmal. Sei noch einmal in seiner Nähe und er fliegt!". Ich stolperte und fiel letzlich zu Boden. Andreas setzte sich an seinen Arbeitsplatz, während ich vor dem Sofa saß. Weinend, nach Luft ringend und voller Angst. Auf schwachen Beinen stand ich auf und verließ das Büro. Mir kamen einige der Crewleute entgegen, sodass ich schnell den Kopf senkte und ins nächste Bad flüchtete.

Ich schloß hinter mir ab und ließ mich vor der Toilette sinken. Ich kam kaum zu Atem, der ganze Raum drehte sich und die Tränen verschleierten meine Sicht noch zusätzlich. Ich saß einige Minuten hier, übergab mich und weinte. Es war mir egal, dass man mich auf den Fluren hören konnte und es war mir egal, was man von mir denken würde. Ich rappelte mich irgendwann auf und stellte mich ans Waschbecken, um mir das Gesicht zu waschen. Ich konnte durch den Spiegel erkennen, dass sich langsam dunkelblaue Male an meinem Hals bildeten.

Ich atmete langsam durch und verließ, auf noch schwankenden Beinen, das Badezimmer. Ohne Emotionen ging ich die Gänge entlang, vorbei an meinem Büro und runter in die Probenhalle. Ich blieb auf der Treppe stehen und sah, dass die Jungs gerade Feierabend machten. Manu stand bei Ihnen und unterhielt sich. Ich beobachtete ihn sehnsüchtig. "Können wir bitte reden?". Ich schrieb ihm und sah, dass er auf sein Handy blickte und sich dann umsah. Als er mich erblickte, wurde sein Blick sogleich traurig.

Er schüttelte leicht den Kopf und steckte das Handy wieder weg. Ein unterdrücktes Schluchzen entrang meiner Kehle und schnellen Schrittes ging ich zurück ins Büro. "Beruhigt?". Ich ignorierte Andreas und setzte mich an meinen Platz. Noch immer schluchzte ich und versuchte vernünftig zu atmen. Ich konnte Andreas genervt durchatmen hören, bis er einige Zeit später aufstand. Ich zuckte sofort zusammen und drückte mich in meinen Stuhl. Andreas Hand fand neben meinem Schreibblock Platz und er lehnte sich von hinten über mich.

"Hör jetzt auf Christian", raunte er an mein Ohr, was mir ein erneutes Schluchzen brachte. Er griff nun mit der zweiten Hand in meinen Nacken. "Sowas passiert wenn man mit Männern rumfickt", er drückte einmal zu und ging dann langsam zu seinem Tisch zurück. "Kommt das an die Presse, werde ich dich nicht beschützen. Sie werden dich hassen, dich Schwuchtel und Tunte nennen.". Er setzte sich und ich konnte den triumphierenden Ton in seiner Stimme hören als er sagte: "Hast du es jetzt verstanden?".

Und so spielte ich mit. "Ja Andreas", meinte ich leise. Ich konnte spüren, dass meine Stimme kratzte und ich begann heiser zu werden. Doch ich musste mitspielen. Niemand wollte das hier, nicht einmal mehr Manuel. Ich durfte ihn nicht sehen, nicht umarmen, meinen besten Freund musste ich nun von mir stoßen. Und für was? Mein Image, meine Unversehrtheit und meinen Bruder? Ich atmete ganz langsam durch und sah mich durch die Spiegelung des Laptops an. Du bist Chris Reinelt und jetzt heißt es offiziell 'Du gegen den Rest der Welt'. Denn ich war schwul, ich stand auf Männer und niemand verstand mich.

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt